8 Zylinder, 460 PS: Sind die neuen Cayenne GTS Modelle das Non-Plus-Ultra?
Ich weiß noch: Das erste Mal Cayenne GTS als Sechzehn-Jähriger. Mit manuellem Sechsgang-Schaltgetriebe. Woah, war das krass. Strafferes Fahrwerk, Alcantara-Umfänge, V8-Sauger vorne. Das war das E1-Facelift damals. Und auch wenn ich nur auf einem Parkplatz ein paar Meter fahren durfte, war diese Erinnerung nie vergessen. Jetzt – über ein Jahrzehnt später – bringt Porsche wieder einen Cayenne GTS mit Achtzylinder-Motor auf den Markt. Ist er die eierlegende Wollmilchsau? Oder nur ein heruntergeregelter Cayenne Turbo?
Was muss ein GTS Derivat können?
Schnell durch die Kurve wollen sie alle: Ob „S“, „Turbo“ oder jetzt „GTS“. Trotzdem wird GTS-Derivaten immer „noch mehr“ Kurvenakrobatik zugesprochen. Weil sie – gegenüber einem Turbo – immer noch schärfer, kantiger, präziser sind.
Und meistens stimmt das auch: Ein Turbo ist der leistungsstärkste Brutalo, der Kurven extrem gut kann – aber eben auch die Langstrecke. Und dementsprechend eine Abstimmung eines Gran Turismo zugesprochen bekommt. Ein GTS hingegen geht da nur in eine bestimmte Richtung: Alcantara-Umfänge und freche Farbakzente weisen schon im Interieur darauf hin. Schwarze Kontrastelemente, vermehrt eingesetzte Carbon-Elemente oder auffälligere Endrohrblenden weisen meistens am Exterieur darauf hin.
Ein GTS hat niemals so viel Leistung wie ein Turbo. Und ein GTS bei Porsche war ganz lange eigentlich nur ein reiner Sauger. Diese Philosophie gibt es nicht mehr. Vielmehr steht GTS für eine eigene Untermarke, die obig aufgeführte Charakteristika impliziert.
Das wurde in der vergangenen Generation vom Marketing ausgenutzt. So war ein GTS früher ein reinrassiges, selbstständiges Derivat. Irgendwann vor ein paar Jahren verkümmerten GTS Derivate – vornehmlich beim Boxster und Cayenne – zu gesichtslosen Marketing-Opfern mit etwas sportlich zusammengewürfelter Ausstattung. Jetzt soll alles wieder anders werden: Nach der Aufwertung des Boxster GTS (4.0) zuletzt soll auch der Cayenne GTS wieder mehr Eigen-Identität bekommen. Und diesmal in zwei Variationen: Einmal als Coupé, einmal als Cayenne.
Ja schön, und jetzt?
Bislang durfte ich Cayenne, Cayenne S und Cayenne Turbo als Coupé fahren und war schon echt angetan. Und das obwohl ich überhaupt kein Fan der großen und massiven SUV bin. Außer man benötigt sie wirklich. Trotzdem ist mir die Trägheit dieser Panzer – gerade beim V8-Turbomotor – einfach zu viel des Guten.
Man hat noch ein Turboloch, außer man bleibt die ganze Zeit in Drehzahlen. Und man hat starke Karosseriebewegungen und Wankneigungen – klar. Trotz teurer Technologie und Stabilisierungssystemen. Und dann kommt immer der Satz, den ich selbst immer sage: „Für so ein großes und schweres Auto ist das echt beeindruckend“.
Ja, das stimmt. Zwar ist das agilste, sportlichste und geschmeidigste SUV, das ich bislang gefahren bin, der Audi RS Q8 (Fahrbericht folgt) – kurz gefolgt auf das Cayenne Coupé als Turbo-Version – nichtsdestotrotz ist es allemal beeindruckend, wie agil 2,2 Tonnen bewegt werden können.
Beim Cayenne S mit kleinerem Sechszylinder reagiert der Antriebsstrang schöner auf die Befehle. Das ist so ähnlich wie bei Jaguar F-Type R und F-Type S (Vorgänger-Version): Der S ist zwar der schwächere, fährt sich aber ruhiger und angenehmer. Während der R einfach ein Monstrum ist, dessen Antriebsstrang nicht zum Fahrzeugkonzept passt. So schlimm ist es beim Cayenne Turbo nicht, aber die S-Version fährt sich einfach schöner. Harmonischer.
Porsche Cayenne GTS wieder mit V8
Und die GTS-Version könnte von dem Antriebsstrang der Turbo-Version in Kombination mit verschärften Anpassungen an Fahrwerk, Lenkung und Schaltzeiten sowie Vorspannung des Antriebsstrangs profitieren.
Der GTS bekommt den selben Motor (in technologisch leicht reduzierter Version) wie der Cayenne Turbo (4.0-Liter-V8) mit 460 PS (an Stelle von 550 PS). In Kombination mit einem um 20 Millimeter tieferen (und wahrscheinlich deutlich strafferem) Fahrwerk und einer schärferen Lenkung (hoffentlich), dürfte das Modell eigentlich die spannendere Wahl sein.
Auch preislich: Denn die neuen Porsche Cayenne GTS-Modelle sind ab sofort bestellbar und kommen Anfang Juli zu den Händlern. In Deutschland beginnen die Preise bei 114.087 Euro für den Cayenne GTS und bei 118.490 Euro für das Cayenne GTS Coupé – jeweils einschließlich Mehrwertsteuer und mit länderspezifischer Ausstattung. Wir berichten, sobald wir gefahren sind!