Porsche 964: Große Kaufberatung aller Modelle – vom Carrera 4 bis zum Turbo S Leichtbau
Immer größere Displays – immer weniger Charakter: In einer Ära, in der Fahrzeuge zunehmend mit digitalem Schnickschnack überladen sind, bleibt der Porsche 911, insbesondere die Generation 964, ein unverwechselbarer Vertreter klassischer Automobilbaukunst. Der Porsche 964 kombiniert zeitloses Design mit technischer Modernität – auch heute noch – und bietet ein unverfälschtes Fahrerlebnis, das Enthusiasten weltweit in seinen Bann zieht. Darüber hinaus sind „964er“ überdurchschnittlich wertstabil, alltagstauglich und in den meisten Fällen relativ pflegeleicht. Joachim Wagner von SWS Sport Wagen Service im saarländischen Spiesen-Elversberg gewährt uns einen tiefen Einblick in die faszinierende Welt dieses Klassikers.
Die Faszination Porsche 964
Warum zieht der Porsche 964 so viele Menschen in seinen Bann? Die Antwort liegt in seiner unvergleichlichen Kombination aus Ingenieurskunst, Stil und dem einzigartigen Fahrerlebnis. Joachim Wagner, Chef des Porsche-Restaurators und -Händlers SWS Sport Wagen Service betont: „Der 964er bietet eine unmittelbare Verbindung zwischen Fahrer und Fahrzeug, die in der heutigen Automobilwelt selten geworden ist.“ Mit seinem charakteristischen luftgekühlten Boxermotor und dem unverwechselbaren Design steht er als Symbol für die goldene Ära des Automobilbaus.
Und so verbindet die dritte Generation des Porsche 911 die ikonische Silhouette des Klassikers mit wegweisender Technologie. Diese Modellgeneration wird zu einem Wendepunkt für Porsche: Das Unternehmen stand in den 1980er-Jahren wirtschaftlich unter Druck und setzte vieles auf den Porsche 964 – eine Wette auf die Zukunft, die Porsche schließlich gewinnen sollte. Denn der Porsche 964 markierte einen bedeutenden Fortschritt gegenüber seinen Vorgängern: Die Einführung 1989 brachte eine Vielzahl technischer Neuerungen mit sich. Der 3,6-Liter-Motor war nicht nur leistungsstärker, sondern auch effizienter. Das Fahrwerk wurde komplett überarbeitet und der Wagenboden erstmals vollverkleidet, was die Aerodynamik erheblich verbesserte.
Technologischer Fortschritt und neue Motorengeneration
Der Fortschritt des Porsche 964 zeigt sich bereits mit dem ersten Modell, dem Carrera 4: Erstmals verfügt ein 911 über Allradantrieb, basierend auf dem hochentwickelten System des Porsche 959. Mit einer Kombination aus elektronischer Steuerung und hydraulischer Regelung war das System seiner Zeit voraus. Es nutzte Sensoren des serienmäßigen Antiblockiersystems (ABS), während auch die Servolenkung erstmals zur Grundausstattung zählte.
1989 ergänzte Porsche die Baureihe mit dem Carrera 2, der den traditionellen Heckantrieb beibehielt. Gleichzeitig debütierten neben dem Coupé auch Cabriolet- und Targa-Versionen. Trotz vertrauter Linienführung bestand der Porsche 964 zu 85 Prozent aus neu entwickelten Komponenten – sichtbar vor allem an den harmonisch integrierten Stoßfängern. Unter der Motorhaube des Porsche 964 arbeitete ein luftgekühlter 3,6-Liter-Sechszylinder-Boxermotor mit 250 PS. Technisches Highlight war die Doppelzündung, ursprünglich für Flugzeugmotoren konzipiert. Zudem minimierte ein ausfahrbarer Heckspoiler den aerodynamischen Auftrieb an der Hinterachse. Für nahtlose Gangwechsel sorgte – optional – das adaptive Tiptronic-Getriebe, das eine Schaltunterbrechung verhinderte.
Eine der begehrtesten Varianten des Porsche 964 ist das Sondermodell „30 Jahre 911“, auch „Jubi-Elfer“ genannt, das 1993 erschien. Von dieser auf 911 Exemplare limitierten Serie kombinierte Porsche den Carrera-4-Antrieb mit einer breiteren Karosserie und dem Fahrwerk des 911 Turbo – allerdings ohne den markanten Heckflügel. Die exklusive Lackierung in Violametallic wurde mit einer lederbezogenen Innenausstattung in Rubicon-Grau abgerundet.
Ebenfalls legendär ist der Porsche 964 Speedster: Er erschien 1993 mit einer flachen Windschutzscheibe, angepasster Dachkonstruktion und den charakteristischen Höckern hinter den Vordersitzen. Von den rund 930 produzierten Einheiten basierten die meisten auf dem Carrera 2 Cabriolet, ergänzt durch eine kleine Serie mit breiter Turbolook-Karosserie.
Die Spitzenmodelle des Porsche 964 waren die Turbo-Versionen. Der erste 911 Turbo dieser Generation behielt den 3,3-Liter-Motor mit 320 PS des Vorgängers, während der 911 Turbo S auf beeindruckende 381 PS kam. Ab 1993 setzte Porsche auf einen neuen 3,6-Liter-Turbomotor mit 360 PS.
Viele verschiedene Karosserieformen – für jeden war und ist etwas dabei
Der 964 wurde in verschiedenen Karosserieformen angeboten, jede mit ihrem eigenen Reiz. Das klassische Coupé steht für Sportlichkeit und Eleganz, während der Targa durch sein herausnehmbares Dach für Offenheit und Freiheit sorgt. Das Cabriolet bietet pures Fahrvergnügen unter freiem Himmel, und der seltene Speedster ist mit seiner flachen Windschutzscheibe ein begehrtes Sammlerstück. Mit nur 930 gebauten Exemplaren ist der Speedster ein Highlight für Liebhaber. Zwischen 1988 und 1994 produzierte Porsche insgesamt 63.762 Fahrzeuge des Typs 964 – ein Meilenstein in der Geschichte des legendären Sportwagens.
Die Rückkehr des 911 Turbo
Ab 1990 kehrte der Porsche 911 Turbo in die Baureihe zurück: Der erste Turbo des Porsche 964 war mit einem 3,3-Liter-Sechszylinder-Boxermotor ausgestattet, der 320 PS leistete. Auf Wunsch bot Porsche Exclusive eine Modifikation mit einer Leistungssteigerung auf 355 PS an, während der Turbo S Coupé beeindruckende 381 PS auf die Straße brachte. Ab dem Modelljahr 1993 setzte der 911 Turbo auf einen 3,6-Liter-Motor, der eine Leistung von 360 PS erzielte.
Carrera RS als Vorläufer der GT-Fahrzeuge
Mit dem 911 Carrera RS 3.8 knüpfte Porsche ab 1989 an seine traditionsreiche RS-Baureihe an, die für den Einsatz auf Rennstrecken optimiert war. Der extrem sportliche Carrera RS 3.8 von 1993 wurde von einem 3,8-Liter-Saugmotor angetrieben, der 300 PS entwickelte und das Leistungsspektrum des Porsche 964 abrundete.
Auf dem Papier erscheint der Porsche 964 Carrera RS nur geringfügig spektakulärer als ein herkömmlicher Carrera. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h gelingt ihm in 5,3 Sekunden – gerade einmal 0,4 Sekunden schneller als im Basismodell – und die Höchstgeschwindigkeit unterscheidet sich kaum. Was macht dieses Modell also so besonders, dass es in weniger als 2.300 Exemplaren zum Sammlerstück wurde?
Seinen Ursprung hat der Carrera RS im Jahr 1972. Damals präsentierte Porsche den legendären 911 Carrera RS 2.7 als Homologationsmodell für den Rennsport. Mit einem Gewicht von nur 975 kg und 210 PS wurde er zur Ikone. Der „Entenbürzel“-Spoiler, verbreiterte Kotflügel und der Einsatz von glasfaserverstärktem Kunststoff unterstrichen den Fokus auf Leichtbau. Die Nachfrage übertraf die Erwartungen bei Weitem – aus geplanten 500 Einheiten wurden über 1.500.
Erst 1991 brachte Porsche mit dem Porsche 964 Carrera RS einen neuen RS auf den Markt, inspiriert vom Carrera Cup. Das straßenzugelassene Modell präsentierte sich auf den ersten Blick unscheinbar: keine breitere Karosserie, kein Heckflügel. Doch unter der Haube steckte pure Ingenieurskunst: Schalensitze und Türschlaufen ersetzten Komfortmerkmale wie Griffe, Rückbank, Airbags und Klimaanlage. Selbst die Servolenkung fiel der Gewichtsreduktion zum Opfer.
Das Geheimnis der besonderen Dynamik lag im kompromisslosen Leichtbau des Porsche 964 Carrera RS. Das Gesamtgewicht lag 130 kg unter dem des Carrera 2. Sieben Kilogramm eingesparte Schwungmasse verliehen dem 3,6-Liter-Boxermotor mit 260 PS eine begeisternde Drehfreude. Das G50/10-Getriebe bot kürzere Übersetzungen für bessere Spurtstärke, während Turbobremssättel für souveräne Verzögerung sorgten.
Für maximale Kompromisslosigkeit stand der Carrera RS N/GT mit Ausstattungscode M003. Dieses Modell war ein echtes Rennfahrzeug mit eingeschweißtem Überrollkäfig, Feuerlöschanlage und Not-Aus-Schalter. Dämmmaterial, Teppiche und Komfortdetails wichen puristischer Funktionalität. Nur 290 Einheiten entstanden von dieser extremen Variante des Porsche 964 Carrera RS. Auch der US-Markt erhielt 1993 mit dem RS America eine eigene Version. Basierend auf dem Carrera 2, bot er Fahrwerksmodifikationen und einen starren Heckflügel, während die Leistung unverändert blieb. Von dieser Edition entstanden 701 Exemplare.
Mit knapp 2.300 produzierten Fahrzeugen bleibt der Porsche 964 Carrera RS eine seltene Perle. Farben wie Sternrubin, Maritimblau oder Mintgrün unterstreichen seinen Kultstatus. Doch das wahre Erlebnis liegt im ursprünglichen, ungefilterten Fahrgefühl, das moderne Sportwagen oft vermissen lassen.
Herausforderungen und Preise beim Kauf eines Porsche 964
Der Kauf eines 964er erfordert sorgfältige Prüfung. Der Wagen kann an verschiedenen Stellen beispielsweise rostanfällig sein, insbesondere an den Radhäusern und dem Unterboden. Auch Motor und Getriebe sollten auf mögliche Schäden untersucht werden.
Auf welche Punkte und Stellen man beim Kauf besonders achten sollte und welche (finanziellen) Folgen bestimmte Schäden haben können, darüber klärt Joachim Wagner in unserer vollumfänglichen Kaufberatung des Porsche 964 auf.
Fazit zum Porsche 911 der Generation 964
Der Porsche 911 der Generation 964 ist weit mehr als ein Automobil – er ist ein zeitloses Kunstwerk, das Tradition und Moderne vereint. Für Sammler und Enthusiasten bietet der 964er nicht nur ein authentisches Fahrerlebnis, sondern auch eine Investition in ein Stück Automobilgeschichte. Mit der richtigen Pflege und Aufmerksamkeit kann dieser Klassiker noch viele Jahrzehnte Freude bereiten und sein Erbe fortsetzen.
Der 964 steht als Zeugnis für Porsches Innovationskraft und die Hingabe an das Fahrerlebnis. Ob als Sommerfahrzeug oder treuer Begleiter durch das ganze Jahr – er bleibt ein faszinierendes Kapitel in der Geschichte des Automobilbaus.