Borgward 2.0: Vergangenes wird zukünftig – IAA Frankfurt 2015
Für die meisten der jüngeren Generation ist der Name Borgward nur ein Name unter vielen. „Schon mal gehört“, würden einige möglicherweise sagen. Dass die Marke Borgward einmal drittgrößter Automobilhersteller in Deutschland war, würde kaum jemand vermuten – der vergangenen Zeit seit den Fünfzigerjahren sei dank. Doch Borgward wagt den Neuanfang: mit einer Image-Renovierung zeigt die Marke, dessen berühmtestes Automobil die Borgward Isabella war, auf der IAA in Frankfurt (17. – 27. September) einen SUV. Dabei wollen die zugezogenen Stuttgarter ihren Prämissen von damals treu bleiben: hochwertig, technisch anspruchsvoll und vor allem erschwinglich. Die finanziellen Mittel dahinter stellen – wie könnte es anders sein – Chinesen zur Verfügung.
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Die Anfänge von Borgward im Jahr 1924
Die Anfänge von Borgward sind relativ schnell erzählt: alles begann mit einem einfachen motorbetriebenen Lastenfahrzeug. 1924 wurde der sogenannte „Blitzkarren“ gebaut, ein Dreiradfahrzeug mit einer Ladekapazität von 250 Kilogramm, das damals in Deutschland eine Marktlücke darstellte. Damit nahm der Aufstieg seinen Lauf.
Nach diversen Namensänderungen und stetig wechselnden Investoren hieß die Firma 1928 „Goliath-Werke Borgward & Co“. Unter diesem Namen wurde 1931/32 der „Goliath Pinonier“ gebaut. Damals das meistproduzierte Personenfahrzeug.
Es folgten weitere Namensänderungen und Zusammenkünfte mit Investoren und Teilhabern. Im Jahr 1938 entschied sich Carl Friedrich Wilhelm Borgward dazu, ein neues Autowerk in Bremen unter dem Namen Carl F. W. Borgward zu öffnen.
Zu dieser Zeit zählten die Fahrzeuge von Borgward zu den Bedeutendsten, sowohl im PKW-, als auch im LKW-Segment. Bekannt waren vor allem die Modelle „Hansa 1700 Sport“, „Hansa 3500 Privat“ und „Borgward 2300“.
Das erste deutsche Automatikgetriebe dank Borgward
Während des zweiten Weltkriegs war Borgward der Rüstungsindustrie verpflichtet – die Entwicklung von schönen Fahrzeugen blieb leider aus.
Gegen Ende der 1940er Jahre ging es wieder aufwärts mit Borgward: das erste deutsche Automatikgetriebe wurde entwickelt, die Anzahl der Mitarbeiter wuchs bis Ende der 1950er Jahre dann auf 23.000 und Borgward schaffte es, sich unter den Top vier der deutschen Automobilhersteller zu etablieren.
Auch der Einstieg in den Rennsport gelang: nach Erfolgen auf dem Nürburgring und in Le Mans mit dem „Borgward RS“ gegen Konkurrenzfahrzeuge wie beispielsweise dem Ferrari 375 MM Vignale und dem Jaguar C-Type, wurden Erfolge in den folgenden Jahren aber immer seltener.
Selbst bekannte Renngrößen wie Hans Herrmann konnten letztlich den Verbleib im Rennsport nicht sichern. Der Kostendruck war selbst zu damaliger Zeit enorm und für die Borgward Werke nicht mehr realisierbar.
Borgward Isabella
Parallel zum Rennsport lief das PKW Geschäft nahezu perfekt. Borgward produzierte formschöne und innovative deutsche Automobile. Besonders hervorgestochen ist die Borgward Isabella. Sie galt als eines der Fahrzeuge die das aufstrebende Deutschland nach vorne brachte und galt als der deutsche Traumwagen des deutschen Wirtschaftswunders.
Insgesamt produzierte Borgward 202.862 Fahrzeuge vom Typ Isabella.
Luftfederung: Innovation wurde groß geschrieben
Fast zeitgleich mit Citroen brachte Borgward die erste Luftfederung im Jahr 1959 zur Serienreife, die im Borgward P 100 verbaut wurde. Daimler-Benz verbaute erst 1961 ein solches Luftfahrwerk. Doch zu dieser Zeit ging es mit Borgward schon steil bergab.
Konkurs und Ende des Aufschwungs
Auch damalige Unternehmen wurden mit Hilfe von öffentlichen Teilhabern und Geldern unterstützt. Die Borward-Gruppe bat 1960 die Bremer Landesbanken um Millionen Kredite. Ursache für einen Liquiditätsverlust waren unter anderem ein Rückgang der Verkaufszahlen im Ausland und eine Modellvielfalt, wie sie zur damaligen Zeit nur Daimler-Benz stemmen konnte.
Laut damaligen Presseberichten wuchs der öffentliche Druck auf den Bremer Senat, Borgward nicht weiter mit öffentlichen Mitteln zu unterstützen, sodass dieser seine Unterstützung letztendlich zurückzog. Am 4. Februar 1961 resultierte eine der spektakulärsten Entscheidungen der deutschen Wirtschaftsgeschichte: Borgward wurde vor die Wahl gestellt, seine Unternehmen an das Land Bremen zu überschreiben, oder Konkurs anzumelden. Borgward gab nach und übertrug seine Unternehmen an das Land. Es folgten Ausschlusskonkursverfahren.
In der aufsteigenden Republik war diese Niederlage für die etwa 20.000 Beschäftigten sowie für die Bevölkerung ein Schock. Später spricht man vom „Anfang vom Ende“ des Wirtschaftswunders. Carl F. W. Borgward starb nur zwei Jahre nach Abgabe seines Unternehmens.
Borgward 2.0 auf der IAA in Frankfurt
Am 21. Mai 2008 gründete der Enkel Christian Borgward die Borward AG. Zusammen mit der chinesischen Beiqi Foton Motor stellen die Ex-Bremer und heute Stuttgarter auf der IAA 2015 in Frankfurt einen SUV vor. Wir sind gespannt was uns bei „Borgward 2.0“ erwartet und freuen uns auf die IAA 2015.