Erprobungsfahrten in der Hitze der algerischen Sahara (1/3)
(Teil 1/3) Porsche Sommer-Erprobungsfahrten fanden in den 70er Jahren überwiegend im heißen Algerien in der Sahara statt. Dort waren die Bedingungen auch für die Neuentwicklungen Porsche 928 (“Porsche & Ducktails” vom 6.12.2015) und Porsche 924 ideal – endlos lange, kaum befahrene Asphaltpisten bei Temperaturen bis deutlich über 40°C und das ohne Geschwindigkeitsbegrenzungen – dank damals guter Beziehungen zwischen Porsche und der algerischen Regierung.
Gute Kontakte zur algerischen Regierung
Porsche pflegte in den Siebzigern gute Kontakte zur algerischen Regierung. Als ideale Möglichkeit für die jährlich notwendigen Sommererprobungsfahrten von Prototypen und Serienfahrzeugen (daneben gab es die Wintererprobungen, die entweder im Norden Skandidaviens oder in Kanada stattfanden), erwies sich damals Algerien mit seinen endlos langen, fast nur geraden und kaum befahrenen Asphaltstraßen durch die Sahara.
Dank der guten Beziehungen drückten die algerischen Behörden trotz bestehender nationaler Geschwindigkeitsbegrenzungen regelmäßig beide Augen zu und ermöglichten Porsche so die erforderlichen, oft ohne Unterbrechungen (außer zu Tankstopps) stundenlangen Erprobungsfahrten unter extremsten Bedingungen (Höchstgeschwindigkeitsfahrten bei Temperaturen von weit über 40°C ).
Porsche Neuentwicklungen 928 (für Porsche) und 924 (für Volkswagen/Audi)
1972 wurden bei Porsche gleich zwei Fahrzeug-Neuentwicklungen angestoßen, die parallel und in gewissem Wettstreit von zwei gesonderten Projekt-Teams bearbeitet wurden: der Porsche 928 (Achtzylinder Grand Tourismo) und der ursprünglich im Auftrag von Volkswagen für VW entwickelte Vierzylinder 924 Sportwagen – beide mit dem Transaxle-Prinzip (also Motor vorn, Getriebe über Kardanwelle angetrieben hinten zwecks idealer 50/50 Gewichtsverteilung vorn/hinten).
Beide Motoren waren – für Porsche ein Novum – wassergekühlt (eigene Porsche Neuentwicklung für den Porsche Achtzylinder; Übernahme mit entsprechender Adaption eines 2,0 Liter-Audi Vierzylinderaggregates für 924). Durch das für beide Entwicklungen gleiche Transaxle Prinzip ließen sich deutlich Entwickungsaufwendungen und damit Kosten sparen.
Übernahme des 924 Sportwagens durch Porsche
Mitten in dieser Entwicklung zog sich VW Anfang 1975 wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten (Nachwirkungen aus der damaligen ersten großen Ölkrise 1973, die dem neuen VW-Chef Toni Schmücker einen Sportwagen als absolut nicht mehr zeitgemäß erscheinen ließ) für Porsche völlig überraschend aus diesem Projekt zurück und bot Porsche die komplette Übernahme dieses Sportwagens zum Kauf an.
Rasch erkannte man bei Porsche die Chancen, die sich durch die Übernahme eines „Einsteiger-Porsche-Sportwagens“ ergaben. Der zuvor durch Porsche entwickelte und in einer gemeinsamen VW/Porsche Vertriebsgesellschaft vermarktete VW-Porsche 914 (Mittelmotor Sportwagen mit einem VW Vierzylinderaggregat und alternativ als Porsche mit dem Porsche Sechszylinder Boxermotor aus dem 911) war zu dieser Zeit bereits ausgelaufen.
Ein Porsche im unterhalb des 911 liegenden Preisegments schien auch in Anbetracht der damals stark zunehmenden japanischen „Sportwagen“-Konkurrenz angebracht. Zudem versprach man sich eine wirtschaftlich interessant erscheinende Stückzahlerhöhung für das Unternehmen Porsche und eine geringere Abhängigkeit von nur 1 Modell (dem 911).
„Das letzte Auto wird ein Sportwagen sein“
Die letzte Bestätigung, den 924 als eigenen Sportwagen anzubieten, ergab sich aus der tiefen Überzeugung von Ferry Porsche – ausgedrückt in seinem berühmten Satz (‚das letzte Auto wird ein Sportwagen sein’, in Analogie zum im Vergleich zum Arbeitspferd aus seiner Sicht immer überlebenden Reitpferd). Und wie Recht Porsche damit behalten sollte!
Diese Veröffentlichung ist der erste Teil von drei. Der zweite wird nächste Woche unter Porsche & Ducktails, also ab dem 20. Dezember um 9:00 Uhr veröffentlicht.