VW Tiguan 2.0 TDI (150 PS) im Test: Großmutters Zukunftsmaschine

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Knubbelige Rundungen wurden zu scharfen und klar definierten Kanten, analoge Anzeigen zu futuristischen und frei konfigurierbaren Digitaldisplays und widerstandsleistende Fahrmechanik zu leichtfüßiger Elektronik – Schluss also mit Großmutters Mobilie, mit der sie die Enkelkinder zur Schule bringt. Der aktuelle VW Tiguan ist bis heute Deutschlands beliebtester SUV – und das zu Recht: er setzt nicht nur Maßstäbe in puncto Qualität und Fahrdynamik, sondern auch in Sachen Optik und Variabilität. Österreichische Stöcke und Steine lagen uns damit zu Füßen.

Souveräne Antriebstechnik zum stolzen Preis

Der VW Tiguan wird voraussichtlich auch noch eine Weile der Liebling aller bleiben, auch wenn die spanische in-House-Konkurrenz mit ihrem baugleichen Ateca mit großen Schritten aufholt.

Galerie: VW Tiguan (2016)

VW Tiguan (2016)
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VW Tiguan (2016)

Unser Testwagen war mit dem bekannten 2.0 Liter TDI der internen Typenbezeichnung EA288 ausgestattet. Wenn man sich für einen Diesel entscheidet, bekommt man in der obersten Ausstattungsstufe (Highline) für rund 35.000 Euro 150 PS Leistung und 340 Nm Drehmoment serienmäßig dazu. Ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und Vierradantrieb sind optional. Wenn man beides anwählt, liegt man bei rund 40.000 Euro.

Der Einstiegspreis in die Tiguan-Dieselwelt liegt übrigens bei 28.300 Euro. Motorisiert ist man dann mit einem 115 PS starken 2.0 Liter Diesel, der aber nur in der untersten und mittleren Ausstattungsstufe, also Trend- und Comfortline, erhältlich ist. Wir kennen jenen Motor nur aus dem Golf und setzen eine gewisse Übertragbarkeit der Beurteilung voraus. Deswegen: wenn man nicht unbedingt muss, nicht nehmen.

Möchte man 190 PS oder gar die Topversion mit 240 PS fahren, geht es erst bei 40.975 bzw. 43.775 Euro los. Jedoch sind Allradantrieb sowie Doppelkupplungsgetriebe hier schon serienmäßig. Das könnte sich je nach Konfiguration und unter Berücksichtigung der umfangreicheren Serienausstattung der Top-Motorisierungen sogar lohnen – wenn man beide Technologien auf jeden Fall an Bord haben möchte. Immerhin ist die 190 PS-Version nur rund 1.000 Euro teurer, als die 150 PS-Version mit Allradantrieb und DSG.

Von der Leistung her ungefähr gleichwertige Benzinmotoren gibt es natürlich auch. Die Preisgestaltung ist anhand der Leistungszahl ähnlich.

150 Diesel-PS im Tiguan perfekt für Stadt und Überland

Der Motor ist für die Stadt und Überlandfahrten wunderbar geeignet: keine Rennmaschine, aber auch weit entfernt von langsam. Nur auf langen Strecken mit offenen und freien Autobahnen schwächelt sein Durchzug ab ungefähr 170 Km/h ein wenig. Das macht sich auch schon bei Überholvorgängen bei rund 150 Km/h bemerkbar und spiegelt sich in der 0 auf 100 Km/h-Beschleunigungszeit von 9,3 Sekunden wider.

In der Stadt bemerkt man seine gewachsenen Abmessungen dank feinster Elektronikunterstützung (natürlich alles optional) nicht. 1.839 mm sind es ohne Spiegel in der Breite, 4.486 in der Länge – unangenehm groß geht also anders. Zudem sitzt man schön hoch und kann durch die relativ großzügigen Fensterfronten auch ohne Rückfahr- und Vogelperspektiv-Elektronik das wichtigste entspannt überblicken.

Frei konfigurierbare Cockpit-Instrumente

Erstmals bei Audi im aktuellen TT vorgestellt, profitiert auch Konzernmutters Tiguan davon. Beim Einsteigen fällt einem sofort die Volldigitalisierung im Cockpit auf, die man anhand der Bedienelemente des Multifunktionslenkrads frei konfigurieren kann.

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Alles frei konfigurier- und verschiebbar bei den Bordinstrumenten. Der utopisch hohe Verbrauch ist uns während der Aufnahme nicht aufgefallen, ist aber auf das Rangieren bei kaltem Motor und Zurücksetzen des Verbrauchs im Bordcomputer zurückzuführen.

Fahrmodus-Schalter für verschiedene Untergründe

Zu einem guten Allradler gehört natürlich auch eine perfekt darauf angepasste Antriebssteuerung. Im Falle unseres Sommertestwagens Lada 4×4 beruhte jene absolut bemerkenswerte Abstimmung auf robuster, rein mechanischer Technik.

Beim VW Tiguan wäre ein grobes Hebelwerk in der Mittelkonsole schwer verkäuflich – und so entschied man sich für einen kleinen Drehschalter mit vier verschiedenen Fahrmodi für den Untergrund sowie ebenfalls vier verschiedene Modi für das Ansprechverhalten und die Fahrdynamik im Standard-Straßenmodus.

Mit Hilfe des “Mode”-Schalters kann man im – auf dem unteren Bild leuchtenden und somit angewählten – Straßenmodus die für Volkswagen typischen Fahrmodi “Eco”, “Normal”, “Sport” und “Individual” wählen. Dreht man aber nach links auf den “Schneemodus”, stellen sich Antriebsstrang und Fahrelektronik auf viel Schlupf ein, nehmen also Drehmoment und Leistung etwas raus und fahren die Wachsamkeit von ESP, ABS und Co etwas nach oben.

Im Untergrundmodus “Gebirge” hingegen wird der Bergabfahrassistent aktiv, die Gaspedalkennlinie sensibilisiert, die elektronischen Differenzialsperren eingeschaltet und die elektronischen Systeme für losen Untergrund optimiert. Also eine ähnliche Abstimmung wie jene für Eis und Schnee, aber doch mit einer vollkommen anderen Charakteristik, denn zusätzlich werden außerdem die Hilfsfunktion für das Anfahren auf rutschigem Untergrund und die Gangstufen-Vorwahl für eine bessere Motorbremswirkung zugeschaltet. Eine mechanische Untersetzung wie beispielsweise im Lada gibt es nicht, braucht es aber auch nicht.

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Wer richtig Offroad fahren will oder muss, kann sich optional noch ein anderes Bugteil montieren lassen. Bei unserem Testwagen war dies der Fall und so konnten wir (theoretisch) einen Böschungswinkel von – statt bisher 18,3 Grad – 25,6 Grad realisieren.

Variabler Kofferraum dank verschiebbarer und teilbarer Rückbank

Der Kofferraum des mindestens rund 1,7 Tonnen schweren VW Tiguan fasst dank variabler Rückbank bis zu 1.655 Liter (umgeklappt). Doch in normalem Zustand auch schon 615 Liter. Die Rücksitzbank ist bis zu 18 Zentimeter in Fahrtrichtung verschiebbar.

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Die Platzverhältnisse im Fond sind sehr großzügig. Weder Kopf- noch Beinfreiheit lassen zu wünschen übrig.

Zukunft ohne Hybridsystem? Geht das?

Nun, wir sind von Stuttgart aus nach Wien gefahren. Ungeachtet einer wirtschaftlichen Fahrweise hatten wir bei Ankunft in Wien noch eine Restreichweite von knapp 350 Kilometern. Und das bei einem Tank, der “nur” 60 Liter Diesel fasst. Ein besseres und vor allem konstanter und ruhiger fahrendes Reiseauto unter all den Hybriden – geschweige denn Elektroflundern – gibt es im Moment eher nicht.

Schade ist es allemal, dass es bei den asiatischen Herstellern schon teils gute Hybridlösungen gibt – wenn wir beispielsweise an den Mitsubishi Outlander denken, den wir parallel im Test hatten. Beim VW Tiguan ist daran noch nicht zu denken.

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Links die Hybrid-Elektrifizierungszukunft, rechts der konventionelle und – für heutige Verhältnisse – perfekt optimierte Dieselmotor. Für lange Strecken ist der VW Tiguan auf jeden Fall besser geeignet. Zum Vergleichstest gelangen Sie mit Klick auf das Bild.

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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