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Toyota GR Supra 3.0 (2020): Zu viel BMW? 718-Alternative? Fahrbericht!

Spätestens nachdem Paul Walker in seinem orangefarbenen Toyota Supra in der Schlussszene von „The Fast and the Furious“ gegen Vin Diesel ein Drag-Race fuhr, war eines sofort klar: Toyota Supra = Legende. Vor allem wenn man sie nochmal selbst ein bisschen schärfer macht (so wie AC Schnitzer mit dem neuen Supra). Das Erfolgsrezept für so eine Legende scheint recht simpel: Japanisches Design mit einer irre langen Motorhaube, ein Sechszylinder und Heckantrieb. Doch Toyota hat die Arbeit diesmal nicht alleine gemacht, BMW hat unterstützt – und das auch an einigen Stellen sichtbar. Ist der neue Toyota Supra zu viel BMW? Oder ist er gar eine Alternative für Porsche 718 oder 981 (GTS)? Ein Fahrbericht.

„Supra is back!“ Bleibt der Legendenstatus?

17 Jahre – so viel Zeit hat Toyota sich genommen, um das Erfolgsrezept des Toyota Supra zu verfeinern und ein neues Sportcoupé zu bauen. Es soll in die Fußstapfen des legendären MKIV treten.

Galerie: Toyota GR Supra 3.0 im Fahrbericht

Toyota GR Supra 3.0 im Fahrbericht
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Die Grundpfeiler des Rezepts haben sich dabei nicht geändert: Der neue Supra hat – wie sein Vorgänger auch – eine lange Motorhaube, einen Sechszylinder und Heckantrieb. Die Frage bleibt eben trotzdem: Hat der Supra der fünften Generation auch das Zeug zu einer Legende?

Toyota Supra mit selbstbewusstem Design

Würde man das – in diesem Fall personifizierte – Design fragen, ob der neue Supra den Legendenstatus verdient hat, würde es mit einem selbstbewussten „JA!“ antworten. Denn der Supra sieht einfach nur fantastisch aus – und das aus jedem Blickwinkel. Beginnt man vorn, beeindrucken die knapp über dem Boden liegende Nase, die riesigen Lufteinlässe, die voll LED-Scheinwerfer mit geschwungenem Tagfahrlicht und sechs-Linsen-Leuchtengrafik sowie die große Motorhaube, die scheinbar versucht, den gesamten Vorderwagen zu umarmen.

Letzteres sieht man bei der Serienproduktion bei Automobilen selten, denn so eine Haube ist aufgrund Abdichtung und Topografie teuer in der Produktion. Der Porsche Macan verfügt ebenfalls über eine allumfassende Motorhaube.

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Macht hoch die Tür! Sehr große Motorhaube des Toyota Supra. Beeindruckend präzise gefertigt und montiert.

Lässt man die Augen weiter zum Profil wandern, werden sie auch schon von den weit ausgestellten Kotflügeln und der dynamischen Linie erwartet. Sie lassen die Lust ins Unermessliche steigen endlich zum Prachtstück des Toyota Supra zu gelangen: dem knackigen Heck.

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Es wird von der zweiflutigen Abgasanlage, den wunderschönen Rückleuchten und dem in die Heckklappe integrierten Spoiler in Bürzelform dominiert. Ein tolles Detail: Nebelschlussleuchte und Rückfahrlicht sind zentral im Heckdiffusor integriert und erinnern an den Motorsport.

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Bevor wir uns nun dem Innenraum widmen, sei noch eines gesagt: Die Stimme des Supra-Designs hat recht. Schon das Äußere allein verleiht dem neuen Supra Legendenstatus. Egal, ob man den Zweisitzer von vorn, von hinten oder von der Seite anschaut, er sieht einfach niemals langweilig aus!

BMW lässt grüßen!

Es ist ja kein Geheimnis: Der BMW Z4 und der neue Supra teilen sich eine Plattform. Der Z4 wird als rein offene Variante angeboten, der Supra immer als geschlossene. Von außen ist vom Plattform-Sharing nichts zu erkennen.

Dafür aber um so mehr im Innenraum: BMW ist im Interieur omnipräsent und lässt die Ähnlichkeit zum Schwestermodell Z4 schnell erkennen. Klimabedienung, Drehdrücksteller des iDrive und Gangwahlhebel der Automatik sind eins zu eins übernommen worden. Kombiinstrument und Lenkrad hingegen sind von Toyota.

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Viel BMW – aber bisschen anders interpretiert.

Ersteres gefällt durch den großen, zentral angeordneten Drehzahlmesser mit animierter Nadel und der allgemeinen Reduktion auf das wesentliche, sehr gut.

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Das unförmige Volant wirkt hingegen etwas fehl am Platz. Der Pralltopf ist zu groß geraten und der Kranz ist für meinen Geschmack zu dünn. Das kann BMW eindeutig besser. 

Nichtsdestoweniger ist der Innenraum des Supra auch Legendenstatus-würdig. Die tiefe Sitzposition überzeugt durch die richtige Kombination aus Bequem- und Sportlichkeit auf Anhieb. Dabei beachtenswert: Die Sitze, die eine reine Toyota-Eigenentwicklung sind. Zumindest sehen sie so aus.

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Die Fahrgastzelle mag von außen sehr klein wirken – was sie auch in der Tat ist. Dennoch werden großgewachsene Fahrerinnen und Fahrer jenseits der 1,85 m keine Probleme beim Bewegen des Supra durch das sogenannte Double-Bubble-Dach haben.

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Es sorgt durch seine zwei Auswölbungen zum einen für eine Reduktion des Luftwiderstands und zum anderen für ausreichend Kopffreiheit im Innenraum.

Fahrdynamik: Langweilig ist definitiv anders

Eins wird spätestens nach der ersten flotteren Kurvenfahrt klar: Im Toyota Supra kommt keine Langeweile auf. Einen großen Beitrag dazu leisten zwei der Anfangs erwähnten Zutaten des Erfolgsrezepts zum Legendenstatus: Sechszylinder und Heckantrieb.

Der Toyota Supra verfügt über einen fantastischen 340 PS (250 kW) starken 3,0-Liter-Reihensechszylinder mit einem Drehmoment von 500 Newtonmeter aus dem Hause BMW. Das Herz des Supra geht unter der Haube drehfreudig und kraftvoll ans Werk.

Ein ordentlicher Tritt aufs rechte Pedal leitet den Kickdown ein. Die ZF-Achtgangautomatik schaltet blitzschnell zwei Gänge runter, die Drehzahl schnellt hoch, die G-Kräfte wirken Richtung Sitzlehne. Das alles wird von einem sonoren Sechszylinder-Sound begleitet. Ruckzuck und Legendenstatus-mäßig wird der Supra über die Hinterräder von Stadt- auf Landstraßentempo beschleunigt. Das macht Spaß!

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Legendäre Hadersbachkurve der ebenso legendären Solitude-Rennstrecke zwischen Leonberg und Stuttgart.

Noch mehr Spaß machen aber die erwähnten Kurvenfahrten: Das Fahrwerk arbeitet entkoppelt von der Karosserie und lässt dennoch genau die relevanten Dinge durchkommen. Die spürbare und perfekte Gewichtsverteilung von 50:50 zwischen Vorder- und Hinterachse, die superdirekte Lenkung und das Neigen zum Übersteuern machen das Kurvenräubern unvergleichlich und können ohne Zweifel zu einer Überdosis von Endorphinen führen.

So viel Spaß es auch macht: Es sollte trotzdem jederzeit Vorsicht geboten werden – besonders an nassen Tagen. Denn der Supra ist bissig. Im Sportmodus werden die ein- oder andere fahrdynamische Freiheit gewährt, die bei ungeübten Fahrern auch mal einen kleinen oder größeren Schrecken hinterlassen können.

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Es sind die vermeintlich harmlosen Dinge, die das Heck kommen lassen: Mal zu früh im Kreisverkehr beschleunigt, mal zu hart an der Ampel eingelenkt und dabei Gas gegeben: Da schlummert eine unberechenbare Grenze der Popometer-Fahrdynamik. Man muss „seine Supra“ schon gut kennen. Und genau das ist es, was den Toyota Supra ausmacht und immer ausgemacht hat: Der Fahrer steht im Mittelpunkt der Fahrdynamik.

4,2 Sekunden und 7 Liter

Mit Hilfe der gut arbeitenden Launch Control schafft der 1.495 kg leichte Supra den Spurt von 0-100 km/h in gerade mal 4,3 Sekunden und knöpft dem Schwestermodell BMW Z4 so ganze 0,2 Sekunden ab. Die Höchstgeschwindigkeit ist für beide Fahrzeuge mit 250 km/h angegeben. Laut Tacho fuhr unser Testwagen 263 km/h. Ich bin mir aber sicher, dass ohne elektronische Begrenzung hier auch noch ein bisschen mehr gehen würde.

Ist man mit dem Supra stets am Limit unterwegs, fließen schnell mal um die 10 Liter durch die sechs Brennräume. Lässt man es aber mal entspannter angehen und cruist im 8. Gang gemütlich mit 150 km/h über die Autobahn, sind durchaus Verbräuche von 7 Litern möglich. Das sind für einen 3.0-Reihensechser wirklich gute Werte und freuen den Geldbeutel. 

Apropos Geldbeutel: Wer einen Supra fahren möchte, muss saftige 62.900 Euro an Toyota überweisen. Dafür bekommt man aber einen gut ausgestatteten Sportler mit aktiven Dämpfern und Sperrdifferential, Keyless Entry und Spurhalteassistent vor die Tür gestellt. Wer den Haken noch beim Premium-Paket setzt, bekommt unter anderem noch die Lederaustattung, das Head-up und das Soundsystem von JBL.

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Fazit zum Toyota Supra 3.0 (2020)

Der Legendenstatus bleibt! Toyota hat das Erfolgsrezept des MKIV wirklich gut verfeinert und mit der neuen Supra-Generation einen absolut würdigen Nachfolger auf die Straße gebracht. Der Supra fühlt sich in allen Lebenslagen fantastisch an und überzeugt besonders durch seine Agilität, der perfekten Straßenlage und dem tollen Sound des Reihensechsers. Zudem ist das Design unverkennbar und sichert dem Supra allein dadurch den absolut verdienten Legendenstatus.

 Bewertung Toyota Supra 3.0 (2020)
 Optischer Eindruck +++++
 Qualität Karosserie +++++
 Lackqualität Karosserie +++++
 Qualität im Interieur +++++
 Sitzkomfort Cockpit +++++
 Sitzkomfort Fonds –
 Digitales Bedienkonzept ++++
 Raumangebot (bezogen auf das Segment) +++
 Innenraumgeräusch / Dämmung +++
 Lenkung ++++
 Spurtreue +++
 Fahrwerk ++++
 Motor ++++
 Getriebeabstimmung ++++
 Innovation +++
 Preis +++
 Gesamteindruck +++++
 +++++ = Maximum