Alltagsbericht Seat Arona Erdgas (TGI): Mit Erdgas 1.000 Kilometer nach Hamburg

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Seat nimmt im Volkswagen Konzern die Vorreiterrolle bei den erdgasbetriebenen Fahrzeugen ein. Mit dem Seat Arona TGI (Erdgas) bieten die Spanier ein kleines SUV an, das nicht nur optisch attraktiv ist, sondern auch preislich interessiert. Doch kommt man mit Erdgas (CNG = Compressed Natural Gas) gut zurecht? Vor allem auf langen Strecken stellt sich diese Frage, da man die Lage jeder einzelnen Tankstelle der rund 800 in Deutschland nicht vorher kennt. Wir haben den Alltagstest gemacht und sind mit dem Arona TGI vom südlichsten Punkt in Deutschland – Freiburg – nach Hamburg gefahren. Einfach so – fast ohne Vorbereitung.

Erdgas-App für das Smartphone hilfreich

Ohne Vorbereitung – nur ausgestattet mit einer Erdgastankstellen-App (siehe Video) – starten wir von Freiburg über Straßburg Richtung Braunschweig. Was jetzt fast wie ein Abenteuer klingt, ist schon für knapp 100.000 Besitzer eines Erdgas-Fahrzeugs Alltag. Ein Großteil davon fährt damit auch längere Strecken.

Galerie: Seat Arona TGI im Praxistest

Seat Arona TGI im Praxistest
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Um CNG-Tankstellen auf der Route zu finden hilft die Smartphone-App “Erdgas-Tankstellen” von Zukunft Erdgas. Vorteil der App: Sie zeigt aktuelle Preise und wird laufend aktualisiert. So wird weitgehend vermieden, hinzugekommene Tankstellen nicht finden zu können.

Beim Seat Arona TGI allerdings benötigt man diese App nur im seltensten Fall. Denn Erdgastankstellen sind – wie auch bei den Volkswagen Modellen – mit Preisen und weiteren Informationen im Multimediasystem hinterlegt. Eine direkte Routenführung gelingt somit zuverlässig.

Seat Arona TGI (Erdgas) kommt 280 Kilometer mit Erdgas

Der Seat Arona TGI verfügt über einen 1,0 Liter kleinen Dreizylindermotor mit 90 PS und 160 Nm Drehmoment – bekannt unter anderem aus VW up!, Polo, T-Cross und T-Roc. Nur mit dem Unterschied, dass er auch den Betrieb mit Erdgas (CNG) zulässt. Dass er das kann ist von Außen nicht ersichtlich – lediglich der TGI-Schriftzug am Heck verrät seine in Deutschland noch recht exotische Gesinnung.

Unterschiede zum Benziner-Arona? Kaum. Beim Anfahren braucht der kleine Motor ein bisschen mehr Gas. Und der Dreizylinder knurrt nicht mehr so stark, sondern kreiert einen anständigen und weichen Sound. Das ist vor allem bei jenen Menschen angenehm, die den typischen Dreizylinderklang eher nicht mögen (wir).

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Angekommen in Braunschweig stehen mehr als 1.000 Kilometer auf dem Tageskilometerzähler.

Der Arona TGI ist ein Quasi-Monovalentes Fahrzeug und kommt im Praxisbetrieb – rein mit Erdgas – rund 280 Kilometer weit. Die drei Erdgastanks im hinteren Bereich des Fahrzeugs fassen 13,8 Kilogramm komprimiertes Erdgas. Weitere 100 Kilometer sind im reinen Fahrbetrieb mit dem neun Liter kleinen Benzintank möglich. Die vollständige Reichweite von rund 380 Kilometern macht aus dem Mini-Seat-SUV kein Langstreckenfahrzeug.

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Das Fahren mit dem Seat Arona TGI ist im Prinzip unverändert zum Benziner. Lediglich Kleinigkeiten, wie die zwei Tankanzeigen, die etwas höhere Anfahrdrehzahl und der angenehmere Motorsound sind die wesentlichen Unterschiede zum Benziner-Arona.

Weniger Kofferraumvolumen im Seat Arona TGI

282 Liter statt fast 400 Liter gehen in den Kofferraum des Seat Arona. Denn: Die Gasflaschen sind unterhalb des Laderaumbodens montiert. Die Größe des “ganz normal nutzbaren” Kofferraums auf oberster Ebene ist aber nach wie vor unverändert.

Zwei verschiedene Tanksysteme

Erdgastankstellen sind mit zwei verschiedenen Tanksystemen ausgestattet: Dem “TK16” und dem “TK17” System. Während die Tankkupplung des TK17 Systems so funktioniert wie bei Flüssigbetankungen von Benzin und Diesel, verfügt die ältere Kupplung TK16 noch über einen Verriegelungshebel.

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Die neue und mittlerweile meist verbreitete Tankkupplung “TK17” arbeitet nahezu wie auch die normale Tankpistole für Benzin und Diesel.

Wer den Umgang damit scheut – vor allem beim ersten Tankvorgang – kann sich aber immer an die jeweilige Tankstellenbetreuung wenden, die – zumindest uns – immer gerne weitergeholfen hat.

Und ja, Erdgas wird unter Druck in Flaschen betankt. Dass ein Erdgasauto explodiert ist aufgrund von Ausgleichs- und Überdruckventilen absolut unwahrscheinlich. Der Fall des zehn Jahre alten VW Touran war tatsächlich auf rostige Gasflaschen zurückzuführen. Der Besitzer hatte – entgegen der eindringlichen Aufforderung aufgrund einer Rückrufaktion seitens Volkswagen – sein Fahrzeug nicht überprüfen lassen, obwohl Erdgasfahrzeuge jedes Jahr zur Inspektion müssen.

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Das ältere Tanksystem bei Erdgas mit Bezeichnung “TK16”: Etwas kompliziert, wenn man noch nie damit getankt hat. Denn: der Hebel ist zum Verriegeln. Der jeweilige Tankstellenbetreiber hilft gerne – so zumindest war es bei uns immer.

Der Tankvorgang von Erdgas an sich dauert zwischen drei und fünf Minuten – also ähnlich wie bei einem Benzin- oder Diesel-Tankvorgang. Nur manchmal findet man die Erdgas-Säule nicht sofort. Auch zu beachten ist, dass sie manchmal von konventionell betriebenen Fahrzeugen zugeparkt ist, da die “normalen” Zapfanlagen in unmittelbarer Nähe zur CNG-Säule stehen.

Auch kann man Erdgas – im Unterschied zu Benzin und Diesel – nicht an beiden Seiten der Säule gleichzeitig tanken. Das stellt in den meisten Fällen aber kein Problem dar, denn die Wahrscheinlichkeit, dass zwei CNG-Fahrzeuge zur exakt selben Zeit an einer Tankstelle eintreffen, ist relativ unwahrscheinlich.

Gibt es künstliches Erdgas?

Ein kurzer Ausflug in die Welt des Erdgas: Ja, es gibt “künstliches” Erdgas. Sogenanntes Biogas wird aus landwirtschaftlichen Reststoffen gewonnen – also zum Beispiel Stroh. Vier große Strohballen tragen ein Erdgasfahrzeug mittlerer Größe (z.B. Passat) rund 11.000 Kilometer weit. Das ist schon beeindruckend, weil diese Methodik komplett CO2-neutral fährt. Würde man das Stroh nämlich auf dem Feld liegen und sich unkontrolliert zersetzen lassen, entstünde gefährliches Methan. Und Methan ist für das Klima deutlich gefährlicher als CO2.

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Das Problem hierbei ist nur: Es gibt nicht viele Biogas-Tankstellen. Und im Erdgasnetz (woran auch die Erdgastankstellen angeschlossen sind), befindet sich nur ein einstelliger Anteil an Biogas. Auch wenn dieser in den nächsten Jahren deutlich erhöht werden soll, sind die Kosten – und damit die CO2-Belastung – von gewonnenem Erdgas niedriger als die der konventionell bereitgestellten Kraftstoffe. Grund: Die Versorgung der Infrastruktur übernehmen Leitungen, keine LKW.

Ab 20.320 Euro in der “Style”-Ausstattung

Den Seat Arona TGI gibt es in drei Ausstattungslinien: Style, Xcellence und FR. Bei 20.320 Euro startet der TGI in der “Style”-Version, für 22.320 Euro gibt es die Xcellence-Version. Ein paar Optionen angeklickt, befindet man sich bei rund 27.000 Euro. Und das ist voll in Ordnung – angesichts der Qualitätsanmutung des Innenraums und der Technik, die Kunden hier beim Seat Arona TGI zur Verfügung steht.

Insgesamt ist das Mini-Erdgas-SUV nicht nur ein gut aussehendes und qualitativ hochwertiges Fahrzeug – vielmehr steht es für eine schon vorhandene Antriebsalternative in der ganzen Mobilitäts-Diskussion. Erdgas ist – relativ zu seinem Energiegehalt – günstiger als Benzin und Diesel, verbrennt nochmal sauberer und ist einfach zu handhaben.

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Im Elsass (Frankreich) ist das Erdgastankstellennetz nicht so gut ausgebaut. Wenn alle Stricke reißen sollten, kommt man mit dem Benzintank aber immer noch 100 Kilometer weit. Das reicht auf jeden Fall immer bis zur nächsten Wunsch-CNG-Tankstelle.

Das Tankstellennetz ist zwar flächendeckend ausgebaut – kleine Umwege muss man aber trotzdem in Kauf nehmen. Mit der richtigen Planung bzw. mit dem richtigen Umgang mit dem Navigationssystem ist das aber kein Problem. Für Langstrecken ist der kleine Seat Arona TGI angesichts seiner Reichweite von 380 Kilometer (inklusive Benzintank) aber keine Dauerlösung. Er fühlt sich eher im städtischen und ländlichen Gebiet mit berechenbaren Wegen und Routen wohl.

 Bewertung Seat Arona TGI “Xcellence” (2019)
 Optischer Eindruck +++
 Qualität Karosserie ++++
 Lackqualität Karosserie ++++
 Qualität im Interieur ++++
 Sitzkomfort Cockpit ++++
 Sitzkomfort Fonds +++
 Digitales Bedienkonzept ++++
 Raumangebot +++
 Innenraumgeräusch / Dämmung +++
 Lenkung +++
 Spurtreue ++++
 Fahrwerk +++
 Motor +++
 Getriebeabstimmung ++++
 Innovation +++
 Preis ++++
 Gesamteindruck ++++
 +++++ = Maximum

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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