Audi RS5 Coupé im Fahrbericht: Starker Reisebegleiter mit präziser Befehlsumsetzung
Schon das Element des integrierten Flügels mit seitlichen Finnen an der Front des neuen Audi RS5 signalisiert pure Stärke. Und das zurecht: schließlich holt Audi aus dem erstmals im Porsche Panamera S vorgestellten 2,9 Liter BiTurbo-V6 mit heißem Innen-V 450 PS und 600 Nm Drehmoment. So leichtfüßig, schnell, selbstbewusst und präzise der Beste der 5er-Baureihe auch sein mag: beim Anlassen des Motors könnte einigen zwar etwas fehlen, die Gesamtabstimmung und -philosophie überzeugt dennoch. Wir waren mit dem neuen Audi RS5 auf den kurvigen Passstraßen im Zwergenstaat Andorra unterwegs.
Im Audi RS5 ist spürt man die Abgasanlage in der Mittelarmlehne
Seine Ecken und Kanten hat er abgelegt – akustisch als auch fahrdynamisch. Seine optische Gestaltung hingegen ist aufregend und zeitlos zugleich. Die Zeiten ändern sich eben: wir alle sind so mobil wie nie. Und wir alle verreisen viel und gerne mit unserem Auto. Wollen wir für diese Langstrecken tatsächlich immer am fahrdynamischen Limit unterwegs sein, während wir unsere Liebsten dabei haben?
Galerie: Neuer Audi RS 5 (2018) im Test
Auch wenn das RS-Logo auf dem Kühlergrill prangt und eine Rennstrecken-Abstimmung vermuten lässt: Krawall war früher, heute ist Understatement angesagt – zumindest im Serienzustand. Die Neuinterpretation für die neue Generation Audi RS5 geht erwachsenere Wege und greift das Prinzip des ruhigen Performers auf. Das wahre Können einer Person hat man schließlich auch noch nie an seiner emittierenden Lautstärke zuverlässig messen können.
Das bedeutet hingegen nicht, dass die emotionale Komponente verloren ist. Solch einen Strich durch die Rechnung können selbst die neuen EU-Gesetze nicht machen, die das Leben der Klappenanlagen zwar erschweren, aber nicht vollständig auslöschen.
Unter Last auf den Passstraßen in Andorra hört man nicht nur ordentliches Gebrabbel beim Hoch- und Herunterschalten, sondern spürt es auch im Innenraum. Die leicht angedeuteten Fehlzündungen sind warm und ruhig und werden in den Innenraum unterschwellig, aber spürbar an die Mittelarmlehne weitergegeben. Hier greift das Prinzip ausgeprägter tiefer Frequenzen, derer sich auch die musikalische Zunft schon seit Jahrhunderten bedient, um das Auslösen von Stimmungen zu stimulieren.
Wer verständlicherweise nicht auf eine expressive Sportabgasanlage verzichten möchte: eine Akrapovic-Anlage wird von Audi Sport in Erwägung gezogen. Schließlich hat der RS6 ja auch eine. Lassen wir uns überraschen.
Geschmeidiges und leistungsstarkes Aggregat
Fest steht: um auf der Nordschleife Bestzeiten fahren zu können, benötigt man kein bretthartes Fahrwerk. Natürlich kommt bei einer offensiven Fahrwerksabstimmung in Kombination mit lautstarkem Gebrüll und Backfire aus den Endtöpfen mehr Rennfeeling auf. Dass sich der neue Audi RS5 aber mehr als exzellenter Reisebegleiter mit hochpräziser Befehlsumsetzung versteht, wird auch am Fahrwerk und an der optionalen Massagefunktion der Sitze klar.
An dem 2,9 Liter kleinen BiTurbo-V6-Aggregat ist nichts auszusetzen. Durch die zwei einzeln angeströmten Abgasturbolader, die zwischen den Zylinderbänken sitzen, ist ein optimales Ansprechverhalten garantiert. Das Drehmoment liegt schon ab 1.900 Umdrehungen voll an und zeigt erst bei 5.000 leichte Erschöpfungserscheinungen. Das heißt aber nicht, dass er nicht ausgedreht werden möchte; denn genau danach lechzt er. So befördert der Motor den neuen Audi RS5 in 3,9 Sekunden von 0 auf 100 Km/h – 280 Km/h können mit Performance-Paket erreicht werden.
Am Ende der Geraden ist aber noch lange nicht Schluss mit Performance – im Gegenteil. Denn spezialisiert ist der Top-5er auf Kurven – und Passstraßen im Besonderen. Und die gibt es in Europas größtem Zwergstaat zuhauf. Schließlich liegen zwei Drittel der Gesamtfläche von Andorra oberhalb der Baumgrenze.
Fahrdynamisches Meisterwerk mit Allradantrieb
Spektakulär fährt der neue Audi RS5 nicht. Souverän aber umso mehr. Auf dem Weg zur maximalen Passhöhe von 2.400 Metern fängt es beim Durchqueren der Wolkendecke immer wieder an zu regnen und die Temperatur fällt kontinuierlich. Perfekte Bedingungen für den Allradantrieb also, der bei Audi traditionsgemäß quattro heißt und schon vor dreißig Jahren am Pikes Peak mit Walter Röhrl Geschichte schrieb.
Mit Respekt vor dem Kraftpaket deaktivieren wir die Stabilitätsprogramme und aktiveren den Dynamic-Modus. Denn beim Audi RS 5 muss man kein Profirennfahrer sein, um ihn ordentlich um die Ecken zu bekommen – das zumindest sagte man uns, sei das Entwicklungsziel gewesen. Und das stimmt auch: auf dem überdurchschnittlich rauen Straßenbelag der Passstraße krallen sich die Reifen in die Kurven – auch wenn sie manchmal für Millisekunden schwimmen.
Der quattro-Antrieb in Kombination mit einer fast ausgewogenen Balance zwischen Vorder- und Hinterachse lässt einen aber selbst dann nicht im Stich. Der sonst leicht über die Vorderachse schiebende RS5 bricht nun am Heck ein wenig aus und lässt die um jeweils 15 Millimeter ausgestellte Karosserie für ein paar Sekunden im Showmodus, bevor er sich wieder an seine Verpflichtung erinnert und seine Schicht fortsetzt.
Fazit von AUTOmativ
Optischer Eindruck | +++++ |
Qualität Karosserie | +++++ |
Qualität im Interieur | +++++ |
Lenkung | +++++ |
Fahrwerk | ++++ |
Motor | +++++ |
Raumangebot | ++++ |
Digitales Bedienkonzept | ++++ |
Innovation | ++++ |
Preis | +++ |
Gesamteindruck | +++++ |
+++++ = Maximum |
Photographie: Tobias Sagmeister / Benjamin Brodbeck
Ist die Farbe Weiss Gletscherweiss Metallic oder eine andere? Sieht sehr sexy aus, suche nach einem Weiss für meinen neuen Audi bin aber nicht er Metallic Fan.