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BRP Can-am Ryker Rally Edition im Test: Dreiräder auf den Straßen schon bald keine Seltenheit mehr?

Dreiräder: Uncool und für entweder ältere Herrschaften oder junge Windelfeger? Dieses Vorurteil will BRP mit dem neuen Can-am Ryker aus dem Weg räumen. Das Fahrzeug soll Spaß, Sicherheit und ein ganz besonderes Fahrerlebnis zu einem erschwinglichen Preis bieten. Doch die Frage ist, kann der kleine Bruder des Can-am Spyders diesen Anforderungen gerecht werden? Wir durften den Can-Am Ryker Rally Edition in Faro testen und waren vom Ergebnis überrascht.

Das Beste aus zwei Welten

Zugegeben, der Coolnessfaktor hält sich in Grenzen, wenn man abends an der Bar erzählt: „Ich fahre ein Dreirad.“ Nun, das habe ich mir zuerst auch gedacht. „Ich habe ein Motorrad, brauch‘ ich sowas überhaupt?“, fragen sich vermutlich viele Biker. Aber als anfängliche Skeptikerin hat mich der Can-Am Ryker eines Besseren belehrt.

Galerie: BRP Can-Am Ryker im Test

BRP Can-Am Ryker im Test
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Die Kombination aus dem Freiheitsgefühl eines Motorrads und die Stabilität eines Autos kreieren ein ganz neues Fahrerlebnis, das mit keinem der beiden Fahrzeuge direkt verglichen werden kann.

So ist es vielleicht nicht möglich sich wie Rossi in die Kurven zu legen um mit dem Knie den Asphalt zu streifen, doch dieses Gefühl der Stabilität hat auch seine Vorteile – und das nicht nur wenn man kein Vertrauen in die Kreiselkräfte hat. Die gewonnene Sicherheit ermöglicht dem Fahrer, sein Umfeld besser wahrzunehmen. So konnte ich auch bei hohen Geschwindigkeiten – Dank CVT-Automatik – die wundervolle Kulisse Portugals geniessen, ohne auch nur einen Gedanken an das Schalten zu verschwenden. Denn auch das macht den Ryker aus: Einfachheit. Damit ist es auch der Autofahrer-Fraktion erlaubt, in den Genuss des Freiluftfahren zu kommen – und das ohne zusätzlichen Führerschein.

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Der Drift-Mode macht unglaublich viel Spaß – und wirbelt genauso unglaublich viel Staub auf.

Ein Kanadisches Batpod mit einem Herz aus Österreich

Die Basisversion wird von einem 35 kW bzw. 48 PS starken Rotax-Twin mit 600 Kubikzentimetern Hubraum angetrieben. Wer es gerne etwas sportlicher hat kann gegen Aufpreis einen Reihendreizylinder mit 900 Kubikzentimetern Hubraum und 57,5 kW bzw. 78 PS wählen. Zwar leisten die österreichischen Motoren damit deutlich weniger als die der Spyder-Modelle, jedoch müssen sie auch weniger Masse bewegen.

So wiegt der Basis-Ryker 270, die Dreizylinder-Variante 280 Kilogramm, während ein Spyder F3 mit mehr als 400 Kilogramm deutlich bulliger ist.

Und auch für Abenteuerlustige gibt es den passenden Ryker in der Rally Edition. Dieser ist mit der stärkeren Motorisierung ausgestattet und besitzt zusätzlich zu den zwei Fahrmodi „Eco“ und „Sport“ noch einen „Rally“ Modus. Rally Mode on, Entschärfung der Traktion auf dem Hinterrad und schon kann durch die Kurven des Offroad-Geländes gedriftet werden.

Die Hinterachse bricht dabei behutsam aus und vermittelt einem somit stehts das Gefühl zu jedem Zeitpunkt die volle Kontrolle über das Fahrzeug zu haben. Trotz Federung spürt man durch das niedriggestellte Fahrwerk die Unebenheiten im Gelände. Und das ist auch gut so, denn: Was wäre eine Rally Edition ohne sportliches Fahrwerk? 

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Neues Design für eine neue Zielgruppe

Da BRP mit dem Can-Am Ryker eine jüngere Zielgruppe als mit dem Spyder ansprechen möchte, musste natürlich auch am Design einiges geändert werden. Das Y-Förmige Chassis wird von einer kantigen Karosserie umhüllt und durch provokative Scheinwerfer ergänzt.

Ob es an der Unbekanntheit oder an dem aggressiven Design liegt, ist schwer zu sagen. Fakt ist: Der Can-am Ryker zieht auf der Straße viele Blicke auf sich. Und auch bei Motorradfahrern scheint der Ryker auf Akzeptanz zu treffen – der obligate ‚Motorradgruß‘ blieb kein einziges Mal aus.

Mein Can-am Ryker in 75.000 Versionen

Ein zentraler Aspekt des Rykers ist die Individualisierbarkeit. Diese betrifft nicht nur das Design des Fahrzeuges sondern auch die Funktionalität. Die 75.000 Möglickeiten seinen Ryker zu gestallten, machen die Auswahl schwer. Von der Lackierung über einzelne Verkleidungselemente bis zu Aufklebern für Räder sind so gut wie keine Grenzen gesetzt. Ein abnehmbarer Beifahrersitz, Satteltaschen für zusätzlichen Stauraum und ein Querstabilisator sind nur wenige der zahlreichen Zusatzoptionen, die der Ryker zu bieten hat. Und da BRP mit der Zeit geht und ein jüngeres Publikum ansprechen will, kann das alles mittels App in augmentet reality gestaltet werden.

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Auch auf der Straße ist der Can-Am Ryker ein spaßiger Zeitgenosse.

Simple Technik und hohe Funktionalität

Der Can-Am Ryker soll einfach zu bedienen und erschwinglich sein. Das bedeutet natürlich, dass man hier und da zwangsweise Abstriche machen muss. Infotainment und intelligente Fahrassistenzsysteme wird man beim Can-am Ryker nicht vorfinden. Zugleich wird man diese aber auch nicht vermissen, da das Fahrgefühl dadurch im Fokus steht. Das 4,5 Zoll große monochrome Display sieht mit seinen vier Plastik-Buttons etwas spartanisch aus, zeigt jedoch die wesentlichen Fahrrelevanten Informationen wie Geschwindigkeit, Fahrmodus und Uhrzeit an.

Der Three-wheeler (um nicht Dreirad sagen zu müssen) punktet unter anderem durch seine Funktionalität und Anpassungsfähigkeit. Sowohl der Lenker als auch die Fußraster lassen sich ohne Werkzeug rasch verstellen (siehe Video).

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Ein Dreirad unter 10.000 Euro

Der neue BRP Can-Am Ryker hat nicht nur optisch abgespeckt, auch sein Preis ist deutlich niedriger als der seines Modellbruders: So gibt es ihn ab 9.799 Euro in der Basisversion zu kaufen. Für die Can-Am Rally Edition muss etwas tiefer in die Tasche gegriffen werden: Hier sind es rund 3.000 Euro mehr.

Seit Anfang des Jahres ist der Can-am Ryker in Deutschland erhältlich. Noch ist das kanadische Dreirad ein Exot auf der Straße – doch ob das mit der neuen Modellreihe weiterhin der Fall bleibt, wird sich noch zeigen.

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