Cadillac XT4 (2025) im kurzen US-Test: Kein Verlust für Deutschland
Wenn Automobilhersteller neue Modelle präsentieren, wird das oft groß gefeiert. Doch wenn eine Baureihe still und heimlich verschwindet, fällt das meist nur wenigen auf. Genau so erging es dem Cadillac XT4 in Deutschland. Während der US-Hersteller mit großen Worten die Markteinführung seines Elektro-SUVs Lyriq verkündete, wurde der XT4 klammheimlich von der deutschen Website entfernt. Nach nur vier Jahren auf dem Markt war Schluss – und das ist wohl kein großer Verlust. Denn obwohl das jüngste Facelift einige optische Verbesserungen mitbrachte, bleibt die Substanz des Fahrzeugs hinter den Erwartungen zurück.


Design: Schicke Hülle, aber reicht das?
Rein optisch macht der überarbeitete XT4 eine gute Figur. Die markanteren LED-Scheinwerfer, der aggressivere Kühlergrill und das überarbeitete Heck lassen ihn moderner und hochwertiger wirken. Auch im Innenraum setzt Cadillac auf ein imposantes Upgrade: Der riesige 33-Zoll-Bildschirm dominiert das Armaturenbrett und bietet eine scharfe Darstellung. Cadillac bleibt dabei pragmatisch und behält physische Bedienelemente für wichtige Funktionen bei – ein Pluspunkt in der zunehmend touchscreen-orientierten Automobilwelt.

Doch was bringt das beste Design, wenn es an den entscheidenden Stellen hapert? Mechanisch hat sich am XT4 nichts geändert. Der bekannte 2,0-Liter-Turbobenziner leistet in den USA 238 PS (in Europa waren es 230 PS) und ist an eine 9-Gang-Automatik gekoppelt. Das klingt ordentlich, aber in der Praxis fehlt es an Feinschliff.
Fahrverhalten: Mehr Frust als Fahrspaß
Der XT4 sieht zwar dynamisch aus, fährt sich aber alles andere als inspirierend. Der Motor wirkt angestrengt, vor allem unter Last. Zudem ist er lauter als erwartet – nicht gerade das, was man von einem Premium-SUV erwartet. Besonders problematisch ist das Brake-by-Wire-System: Das Pedalgefühl ist schwammig, die Bremsleistung inkonsistent. Gerade auf langen Fahrten oder in hektischen Verkehrssituationen kann das schnell anstrengend werden.
Die Lenkung ist ein weiteres Manko. Cadillac gibt dem XT4 eine recht steife Abstimmung mit, die sich nach Sportlichkeit anfühlen soll, aber letztendlich nur den Komfort schmälert. Auf schlechten Straßen überträgt sich jede Unebenheit spürbar ins Fahrzeug. Warum man hier nicht auf eine komfortablere Abstimmung gesetzt hat, bleibt fraglich. Auch das Lenkmoment im Frontantriebsmodus sorgt für ein unsicheres Gefühl, besonders bei starker Beschleunigung. Zwar hilft der optionale Allradantrieb, die Kraft besser zu verteilen, doch das Grundproblem bleibt bestehen.


Innenraum: Ein Lichtblick mit kleinen Schatten
Ein Bereich, in dem der XT4 punktet, ist die Raumausnutzung. Mit 637 Litern Kofferraumvolumen und einer großzügigen zweiten Sitzreihe bietet er mehr Platz als viele seiner Konkurrenten. Besonders Passagiere auf den Rücksitzen profitieren von der üppigen Beinfreiheit. Der Innenraum fühlt sich wertig an, was vor allem an der gelungenen Materialauswahl und den durchdachten Details liegt. Doch auch hier gibt es Abzüge: Der große Bildschirm ist zwar beeindruckend, aber nicht unbedingt ein Kaufargument, wenn der Rest des Fahrzeugs nicht überzeugt.


Fazit: Kein Verlust für den deutschen Markt
Der Cadillac XT4 bleibt ein Auto, das optisch begeistert, aber fahrerisch enttäuscht. Sein Design ist modern und sein Innenraum überzeugt mit Platz und Technik. Doch in der Praxis fehlt ihm die Substanz, um mit echten Premium-SUVs mitzuhalten. Die unausgewogene Fahrwerksabstimmung, das schwache Bremsgefühl und der laute Motor lassen den XT4 hinter den Erwartungen zurückbleiben. Dass Cadillac das Modell in Deutschland stillschweigend aus dem Programm nahm, dürfte nur wenige überraschen. Jetzt bleibt die Marke hierzulande auf den elektrischen Lyriq beschränkt – ein Konzept, das zumindest besser in die aktuelle Zeit passt.
