Car2go in Amsterdam: 300 Elektroautos für Amsterdam
Daimlers modernes Carsharing-Projekt car2go“ kommt ab dem 24. November nach Amsterdam, heute fand die Pressekonferenz für die Einführung des Projektes statt. Nach Ulm und Hamburg ist die holländische Hauptstadt nun die dritte europäische Metropole, in der car2go um weitere Kunden für eine neue Art der Mobilität buhlt. Neu daran ist, dass die 300 Fahrzeuge umfassende Flotte rein elektrisch angetrieben wird, es kommen ausschließlich Modelle des Typs smart for two electric drive zum Einsatz, damit wird Amsterdam ein Vorreiter in Sachen Elektromobilität. Damit niemand mit leerer Batterie liegen bleibt, werden von Beginn an 300 Ladesäulen im gesamten Stadtgebiet verteilt, an denen die Elektro-Smarts aufgeladen werden können.
Die Zukunft hat begonnen – emissionslose Mobilität in urbanen Ballungsräumen
Bereits vor gut einem halben Jahr (April 2011) hatte Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und Leiter von Mercedes-Benz Cars erklärt, dass man mit der Resonanz der car2go Projekte in Deutschland und Übersee (Austin/Texas und Vancouver/Kanada) sehr zufrieden sei. Jetzt will der Konzern die Messlatte noch ein bisschen höher legen und diese Form der Mobilität auch ökologisch nachhaltig gestalten. Was liegt da näher, als konzerneigene Elektroautos in der Fahrzeugflotte einzusetzen. Der Smart bietet dank seiner kompakten Größe eine ideale Plattform für das Projekt.
Wir freuen uns, dass car2go Amsterdam als erste Stadt weltweit für den Start dieses elektrischen Carsharing-Projektes ausgewählt hat“, sagt Eric Wiebes, Stadtrat für Verkehr, Transport und Luftqualität der Stadt Amsterdam. „Es passt hervorragend zu dem Bestreben der Stadt Amsterdam, die Luftqualität im Stadtgebiet zu verbessern.
One Way Rent und abstellen wo man möchte: Car2Go ist anders als andere Carsharing-Anbieter
Alle Fahrzeuge werden mit der neuesten Telematik-Generation ausgestattet. Sie gewährleistet einen denkbar einfachen Mietvorgang für registrierte car2go User, die Daimler gar als eine große Community bezeichnet. Mitglieder können im Innenstadtbereich jederzeit spontan und vollautomatisch ein Fahrzeug mieten und sind dabei weder an eine feste Rückgabezeit, noch an einen bestimmten Rückgabeort gebunden. Das unterscheidet Car2go deutlich von anderen bereits etablierten Carsharing Anbietern, bei denen man das geliehene Fahrzeug, ähnlich einer Autovermietung, zur Leihstation zurückbringen muss. Car2go wird erfahrungsgemäß meist nur für eine Fahrtrichtung genutzt und schließt die Lücke zwischen eigenem Auto und ÖPNV.
Und so funktioniert der Mietvorgang
Wer sich einmal bei Car2go angemeldet hat, die Anmeldegebühr beträgt einmalig 10 Euro, der kann sich jederzeit via Smartphone oder car2go-Callcenter ein Fahrzeug für die nächste halbe Stunde reservieren. So ist gewährleistet, dass der ausgesuchte Wagen nicht doch noch kurzfristig von einem anderen User angemietet wird. Am Fahrzeug angekommen, hält man nun seine Chipkarte vor eine kleine Box an der Windschutzscheibe und nach einer kurzen Weile öffnet sich die Zentralverriegelung.
Auf dem Navigationssystem gibt man zur Identifikationsbestätigung nun seinen persönlichen vierstelligen PIN-Code ein und bewertet mit lachendem oder weinendem Smiley die Sauberkeit und Unfallfreiheit des Fahrzeuges. Jetzt nur noch den Zündschlüssel, der sich rechts neben dem Navi im Fahrzeug befindet, in das Zündschloss einstecken und schon kann es losgehen.
Was kostet car2go?
Eine Minute elektrischer car2go Fahrspaß kostet in Amsterdam 29 Cent. Der Stundensatz beträgt 12,90 Euro und der Tagespreis liegt bei 39 Euro für 24 Stunden, bisher waren das in anderen Städten bis u 149 Euro doch die Preissenkungen kommen nun allen Kunden zugute. Wenn mit dem car2go Zwischenstopps eingelegt werden, wird automatisch ein spezieller Parktarif in Höhe von 9 Cent pro Minute (5,40 Euro pro Stunde) berechnet. Versicherung, Steuern, Strom, Kilometer und Parkgebühren sind vollständig im Preis enthalten.
Aufladen wird belohnt
Ist die Batteriekapazität (SOC) niedriger als 20 Prozent, wird der Kunde gebeten, das Fahrzeug an einer Stromtankstelle aufzuladen. Wer das tut, wird belohnt und bekommt 10 Freiminuten auf seinem Konto gut geschrieben. Wenn ein Fahrzeug mit weniger als 25 % SOC geladen ist, wird es bis zur erneuten Aufladung gar nicht erst als verfügbar angezeigt. Es wird spannend sein zu beobachten, wie sich das Ladeverhalten der car2go-Community entwicklen wird.
Warum ausgerechnet Amsterdam?
Amsterdam sei für seine Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Technologien und Geschäftsideen bekannt, heißt es in einer Pressemitteilung des Konzerns und so wundert es nicht, das man gerade diesen Ort für die Einführung der neuen umweltfreundlicheren Mobilität ausgewählt hat. Was bisher fehlte, war ein ausreichend dichtes Netz an Ladestationen, um die kleinen elektrischen Cityflitzer jederzeit mit ausreichend Energie zu versorgen. Bis zum Ende 2011 werden im Stadtgebiet von Amsterdam etwa 300 öffentliche Ladestationen installiert. Ein Jahr später sollen sogar 1.000 solcher Stromtankstellen im Stadtgebiet aufgestellt werden. Der Geschäftsführer Robert Heinrich sieht mit dem Car2go Projekt keine neue Konkurrenz zu bestehenden öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern vielmehr eine Ergänzung bestehender Mobilitätskonzepte.
„Amsterdam hat sich der Einführung und Förderung von grünen Technologien verschrieben, beispielsweise durch den umfassenden Ausbau der Elektroinfrastruktur. Das und die Aufgeschlossenheit der Amsterdamer machen die Stadt zur perfekten Kulisse für den Start des car2go Programms mit Elektroautos.“, so Robert Henrich, Geschäftsführer der car2go GmbH
Amsterdam verfügt über ein gut ausgebautes Nahverkehrsnetz und zahlreiche Bike- und Carsharing-Programme. Die Amsterdamer Bevölkerung akzeptiert und nutzt diese Programme erfahrungsgemäß schon heute recht gut, heißt es weiter in der Pressemitteilung. Wenn nun der Aspekt lokal emissionsloser Mobilität mit dazukommt, dann dürfte car2go in Amsterdam einer grünen Zeit entgegen blicken. Bis 2015 sollen auf den Straßen von Amsterdam bis zu 10.000 Elektroautos unterwegs sein, so die Planung der verantwortlichen Politiker.
Fazit: Carsharing mit Elektroautos in Amsterdam
Ein guter Schachzug des Unternehmens, um die Elektrofahrzeuge einem Alltagstest zu unterziehen und gleichzeitig vielfach Informationen für den alltäglichen Nutzen von Elektroautos zu erwerben und Elektromobilität im Allgemeinen zu bewerben. Diese Informationen sind wichtig, um die Entwicklung bezahlbarer, wertstabiler und langlebiger Elektroautos in Zukunft zu sichern. Schade das ein deutsches Unternehmen dafür Partner im Ausland suchen muss, doch hierzulande sind Städte und Gemeinden noch sehr zaghaft im Aufstellen von Ladesäulen. Fehlt die Infrastruktur, fehlen auch die Elektroautos – die Gegenseite argumentiert genau anders herum und so beißt sich die Katze in den Schwanz.
Die Batterieproblematik (Lade- und Entladezyklen, Selbstentladung und Kapazitätseinbußen über Lebensdauer) sind der Dreh- und Angelpunkt, an dem die E-Mobilität aktuell noch scheitert. Was könnte es also Besseres für Daimler geben, als 300 Elektroautos auf die Straßen einer touristisch hoch frequentierten Stadt zu bringen und damit ein ganzes Stadtbild mit weiß-blauen Elektrosmarts zu prägen. Sei es ihnen gegönnt, der Ansatz gefällt und Daimler war mit dieser Idee einfach etwas schneller als die anderen Hersteller.
Anmerkung der Redaktion: Die Reise zur Pressekonferenz nach Amsterdam wurde durch Daimler ermöglicht
Carsharing finde ich ein sehr interessantes und längst notwendiges Konzept. Es müsste nur besser abgenommen werden. Es passt einfach noch nicht zu uns das „heilige Blechle“ mit anderen zu teilen. In Zukunft werden wir umdenken müssen. Wir werden uns von vielen (schlechten) Gewohnheiten verabschieden müssen – und das ist gut so. Wir werden leider dazu gezwungen werden, weil wir uns die alten Gewohnheien nicht mehr leisten können. Die Angebote werden dann attraktiver und ausgereifter auch im öffentlichen Verkehr.
Diesen Beitrag fand ich sehr auflussreich. Ich denke es macht großen Sinn alternative Mobilitätssystem niedrig schwellig anzulegen. Bisher verzeichnet Car sharing und Co. ja nur einen kleinen Zulauf. Neue Konzepte, Benutzerfreundlichkeit und simple Zugänge und Handhabungen können einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass Menschen auf ein eigenes Auto verzichten und gleichzeitig auf ein umweltfreundliches Auto zählen können.