China-SUV GWM Wey 05 “Luxury” im Test: Grundsätzlich attraktiv, Mängelliste dennoch ausgeprägt

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Nach wie vor will China den deutschen Autokäufer locken: Mit Preis, Qualität, Luxus-Anleihen und Hybrid-Motorleistung. Der GWM (Great Wall Motor) Wey 05 (früher Coffee 01) soll all dies optimal vereinen. Tut er auf den ersten Blick auch, denn 476 Allrad- und Hybrid-PS Systemleistung, eine rein elektrische Reichweite von über 130 Kilometern, ein recht hohes Qualitätsniveau, ein Head-Up-Display und einige digitale Flächen im Interieur sowie knapp 60.000 Euro Grundpreis versprechen schon mal einiges.

Der zuvor vom chinesischen Automobilunternehmen Great Wall Motor (GWM) als “Coffee 01” benannte und jetzt als Wey 05 umfirmierte SUV kommt mit 476 Hybrid-PS Systemleistung sowie einer offensiven Preisstruktur nach Europa. Besonders sein relativ hoher Qualitätseindruck sowie seine rein elektrische Reichweite von über 130 Kilometern bei kraftvoller Motorisierung wecken Interesse. Aber was kann das SUV aus China wirklich – vor allem fahrdynamisch?

Zu viele Schwachstellen

Gleichwohl sind die Schwachstellen noch zahlreich: Über mehrere Tage Komplett-Ausfall der Navigation, ein Getriebe-Fehler im Testbetrieb, unfertige Funktionen im Multimedia-System, wenige Funktionen in der Sprachsteuerung, Total-Ausfall beim “Notlenk-Assistenten” wegen eines fehlerhaften Updates (Assistenzsystem jeweils beim Motorstart deaktivierbar) – um nur die gröbsten Fehler zu nennen.

Das macht das Auto, das in Deutschland über die Frey-Händlergruppe vertrieben wird, zwar ganz und gar nicht unfahrbar, dennoch würde kein europäischer Automobilhersteller auf die Idee kommen, ein Fahrzeug mit diesen Mängeln auszuliefern. Gut, außer vielleicht Volkswagen. Die Wolfsburger bereuten den späten, aber immer noch zu frühen Marktstart des ID.3 damals bitterlich.

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GWM Wey 05 (2024) - Details
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Ohne deutsche Zulieferer geht’s (noch) nicht

Mahle, ZF, Hella, Bosch und Co.: Sie alle liefern Komponenten und Systeme für die chinesische Automobilindustrie – so auch für Great Wall Motor, GWM. Zumindest noch: Denn es könnte nur eine Frage der Zeit sein, bis die chinesische Zulieferindustrie technologisch stark genug ist, um auf europäische Technologie-Unternehmen zu verzichten.

Die Hardware, wie beispielsweise die Laser-Scheinwerfer, die Hochvolt-Hybrid-Steuerung oder einige Antriebskomponenten kommen nach wie vor von deutschen Zulieferern – oder chinesischen Joint-Ventures mit europäischen Herstellern. So zum Beispiel stammt die Power Unit (Ausschnitt oben rechts im Bild) von UAES, einem Joint Venture zwischen Bosch und einem chinesischen Zulieferer.

475 PS Systemleistung im GWM Wey 05

Das SUV mit hybridem Antriebsstrang ist mit einem 2,0-Liter-Vierzylindermotor und zwei Elektromotoren ausgestattet: Jeweils eine permanenterregte Synchronmaschine ist an der Vorder- und Hinterachse angebracht. Diese permanent erregten Synchronmaschinen leisten zusammen mit dem Vierzylinder-Benziner 475 PS und liefern 847 Newtonmeter Drehmoment an alle vier Räder.

Der SUV erreicht auf der Autobahn Geschwindigkeiten von 240-245 km/h laut Tacho. Und Autobahn kann er ganz ordentlich. Er wird minimal, ganz minimal instabil, gerade wenn es um das Zusammenspiel zwischen Chassis, Fahrwerk, Karosserie geht. Auch langgezogene Kurven mit hohen Geschwindigkeiten fahren ist noch nicht so wirklich ausgereift.

Aber alles andere – Beschleunigung und vor allem auch das Handling auf Landstraßen und wie der Motor, der Antriebsstrang am Gas hängt, das ist schon sehr gut.

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Hohes Qualitätsniveau im Interieur – bis auf die Software

Der Innenraum des Fahrzeugs besteht aus hochwertig verarbeitetem Kunstleder, selbst in der Luxusversion gibt es kein echtes Leder. Das Kunstleder fühlt sich jedoch sehr angenehm und hochwertig an, sodass der Unterschied zu echtem Leder kaum spürbar ist. Bei näherem Hinsehen kann man erkennen, dass es sich um Kunstleder handelt, doch die Verarbeitungsqualität ist hervorragend. Auch die Materialien, wie das rautengesteppte Alcantara, wirken sehr edel. Einziges Manko ist ein Plastikteil in der Türverkleidung, das nicht besonders hochwertig aussieht, aber akzeptabel ist. Weiter unten finden sich grobe, genarbte Kunststoffe, die auch in höherpreisigen Fahrzeugen üblich sind und eine gute Qualität aufweisen.

Beim Einsteigen hinten rechts fällt auf, dass mehr als ausreichend Beinfreiheit geboten werden kann. Das Panoramadach erstreckt sich bis nach hinten und sorgt für ein gutes Raumgefühl. Anders als bei vielen SUVs sitzt man hier nicht erhöht auf einer Bank, sondern angenehm integriert ins Fahrzeug.

Die Mittelkonsole beherbergt zwei Displays sowie ein digitales Cockpit hinter dem Lenkrad, was einen sehr modernen Eindruck macht. Hinten gibt es zwei USB-Anschlüsse, einen alten und einen USB-C-Anschluss. Da der Benzinmotor nur die Vorderachse antreibt, gibt es keinen Mitteltunnel, was zusätzlichen Platz im Fondbereich bietet.

Die Verarbeitung und das Design des Fahrzeugs sind für den Preis von 60.000 Euro gut. Einige Kleinigkeiten, wie leicht labile Türgriffe und weniger hochwertige Kunststoffteile, fallen auf, können aber leicht im Rahmen einer Modellpflege verbessert werden. Die Türen öffnen und schließen angenehm schwer und wirken hochwertig.

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Verarbeitung auch im Cockpit gut – bis auf ein paar Ausnahmen

Der Sitzkomfort und die Verarbeitung der Türinnenverkleidungen sind auch vorne gut. Eine 1,5-Liter-Wasserflasche passt problemlos in die Türfächer, was besonders bei langen Fahrten praktisch ist. Die Batterie des Fahrzeugs bietet eine Reichweite von etwa 130 Kilometern rein elektrisch (getestet), während die Gesamtreichweite inklusive Benzinmotor etwa 550 Kilometer beträgt. Die Ladezeiten sind akzeptabel und die Fahrleistung mit einer Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h flott.

Das Lenkrad ist gut gestaltet, auch wenn die Knöpfe sich nicht so hochwertig anfühlen. Einige Kunststoffteile im Innenraum könnten hochwertiger sein, aber die meisten Mängel sind Software-seitig und können durch Software-Updates oder kleinere Anpassungen behoben werden. Die Menüführung im Infotainmentsystem ist nicht optimal und die Sprachsteuerung funktioniert oft nicht zuverlässig.

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Ein Blick unter das Auto lohnt sich, denn Top-Qualität sieht anders aus: Ob der Auspuff lange hält? Wir haben da so unsere Zweifel.

Der GWM Wey 05 kostet in der Ausstattung “Luxury” 63.000 Euro. Es gibt auch eine Basisversion, die bei 59.900 Euro startet. Das Fahrzeug verfügt über moderne Ausstattung wie eine Infinity-Soundanlage in der Luxury-Version und ein großzügiges Glasdach. Im Fahrerbereich befinden sich drei Bildschirme und zahlreiche Assistenzsysteme, die teils noch Software-Updates benötigen, um optimal zu funktionieren.

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Technische Daten GWM Wey 05 (2024)

GWM Wey 05: Technische Daten, Gewichte und Abmessungen
Gesamtlänge (mm)4.870
Gesamtbreite (mm)1.960
Gesamthöhe (mm)1.690
Radstand (mm)2.910
Gepäckraumvolumen (Standard / maximal, l)500 / 1229
Sitzplätze5
Benzinmotor TypTurbo-Benziner
Hubraum (ccm)1.998
Max. Leistung (kW / PS)150 / 204
Max. Drehmoment (Nm)320
Elektromotoren TypPermanenterregte Synchronmotoren (2x)
Max. Leistung (kW / PS) Vorder- / Hinterachse120 (163) / 135 (184)
Nennleistung (kW / PS) Vorder- / Hinterachse60 (82) / 47 (64)
Max. Drehmoment (Nm) Vorder- / Hinterachse325 / 232
Systemleistung (kW / PS)350 / 476
Systemdrehmoment (Nm)847
Höchstgeschwindigkeit (km/h)235
Beschleunigung 0-100 km/h (Sek.)5,0
AntriebsartAllradantrieb
Getriebeart9-Gang-DCT
VorderradaufhängungMcPherson-Einzelradaufhängung
HinterradaufhängungMulti-Link
LenkungsartServolenkung, elektrisch
Bremsen VorderachseScheibenbremsen, belüftet
Bremsen HinterachseScheibenbremsen, belüftet
Reifengröße265/45 R21
Felgengröße8,5 J x 21
Batterie TypTernäre Lithium-Ionen
Netto-Kapazität (kWh)33,71
Brutto-Kapazität (kWh)39,67
Max. Ladeleistung AC (kW) / Ladestandard11 (3-phasig) / Typ 2
Max. Ladeleistung DC (kW) / Ladestandard50 / CCS
Ladedauer (AC) 0-100 % (ca.)3h50min
Ladedauer (DC) 0-80 % (ca.)53 min
Elektrische Reichweite im AUTOmativ Test (km)130
Leergewicht (kg)2.365
Zulässiges Gesamtgewicht (kg)2.795
Anhängelast gebremst (kg)2.000
Anhängelast ungebremst (kg)750
Dachlast, max. / bei Notbremsung (kg)50 / 35
Stützlast (kg)100
Tankinhalt (l)55

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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