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Mercedes-Benz Vito und eVito Tourer im Test: Des Handwerker’s Liebling

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Stellen Sie sich vor: Sie fahren entspannt im flüsterleisen Mercedes-Benz eVito Tourer mit Ihren Baustellenkumpels dem Feierabend entgegen. Welch Wonne. So sieht Zukunft – zumindest teilweise – aus. Oder wie wäre es mit: Sie blicken mal wieder verzweifelt in den Innenspiegel auf einer Umzugsfahrt und sehen nichts?! Mit dem neuen digitalen Innenspiegel haben Sie freie Sicht nach hinten. Immer. Ganz gleich wie vollgeladen das hintere Abteil ist. Eines ist allerdings geblieben: die alte Feststellbremse. Zu bedienen mit dem Fuß. Warum auch nicht – schließlich handelt es sich um ein Nutzfahrzeug. Am Ende stellt sich noch eine Frage: Kann er hinsichtlich Praxistauglichkeit und Preis mit dem neuen Renault Traffic mithalten? Ein Kurztest!

Galerie: Mercedes-Benz eVito Tourer

Mercedes-Benz eVito Tourer
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Mercedes-Benz eVito Tourer

Im ersten Moment denkt man eben doch – okay, ist halt ein Mercedes-Benz Vito. Die Kolleginnen und Kollegen der PR erklären einem begeistert was neu ist und wo überall ihr ganzes Herzblut drin steckt. Man hört zu und will dann vor allem selbst sehen, hören und spüren was so in den neuen Vito Fahrzeugen steckt.

Man hört, dass man nichts hört

Beim Einsteigen schaut man sich um, dreht am Zündschlüssel – im Ohr schon das Rasseln und Klappern eines gebrauchten neunsitzigen Transporters einer großen Mietwagenfirma. Und dann: Stille. Wir sitzen im nagelneuen Mercedes-Benz eVito Tourer – Elektropower, angenehm surrender Elektrosound beim Start und beim Losrollen. Was eine Wohltat. Man stelle sich vor, man kommt gerade vom Bau, dreckig, verschwitzt und noch den kreischenden Klang der Kreissäge im Ohr. Da tut so etwas mit Sicherheit richtig gut.

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Von außen unterscheiden sich der neue Mercedes-Benz eVito Tourer und der baugleiche Vito mit Verbrennungsmotor kaum – doch unter der Haube sitzt der Elektromotor mit einer Spitzenleistung von 150 kW.

Damit geht’s flott und dank Getriebe mit fester Übersetzung auch angenehm durchzugsstark voran. Die Höchstgeschwindigkeiten von 140 km/h in Serie und 160 km/h als Sonderausstattung sind für den Ritt zum Kunden völlig ausreichend.

Reichweite, Batteriegröße

Die Energie wird in einer Lithium-Ionen Batterie im Unterboden des Mercedes eVito gespeichert. Mit dem niedrigen Schwerpunkt könnte man fast meinen, man sitzt in einem sportlicheren Fahrzeug. Die Batterie hat eine Kapazität von 100 kWh, es stehen aber nur nutzbare 90 kWh zur Verfügung um eine Schädigung durch zu tiefes Entladen vorzubeugen.

Damit schafft der Mercedes-Benz eVito Tourer 421 Kilometer laut Datenblatt und hat einen Verbrauch von 26,2 kWh/100 km. In der Realität sieht der Verbrauch vermutlich anders aus (unseren Testverbrauch wollen wir hier auch nicht angeben, denn dieser war auf der zweistündigen Testfahrt sicher nicht repräsentativ). Der erste Mercedes-Benz eVito schaffte nur 150 Kilometer.

Geladen wird vorne links mit einer CCS-Ladedose. Damit kann der eVito bequem über einen On-Board Lader mit bis zu 11 kW Wechselstrom oder 110 kW an einer Gleichstrom Schnellladesäule geladen werden. In 45 Minuten sind mit voller Leistung 80% erreicht.

Mercedes-Benz Vito – coolster Innenspiegel von allen

Äußerlich haben sich eVito und Vito kaum vom Vorgänger abgehoben. Eine leicht veränderte Front – der Mercedes-Stern ist wie immer zentral platziert und wird nun von drei großen Lamellen umgeben. Als Option kann man diese nun auch in Chrom-Optik ausführen.

Im neuen Kühlergrill verbergen sich im neuen Mercedes-Benz Vito die verschiedenen Sensoren für die Sonderausstattungen Distronic – Abstandsregel-Tempomat – und dem aktiven Brems-Assistenten.

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Eine an der Heckscheibe angebrachte Kamera nimmt den Blick nach hinten auf und überträgt ihn auf das Display des Innenspiegels. Leider ist diese Option erst ab Frühjahr 2021 verfügbar.

Das große Highlight im Transporter – der digitale Innenspiegel. Egal ob nun die Umzugskartons gestapelt bis unters Dach oder 6 Köpfe im Fond die Sicht nach Hinten versperren – das Bild im Innenspiegel auf den rückwärtigen Verkehr ist scharf.

Ein Motor, der alles kann

Ja, man beschränkt sich im neuen Vito auf einen 2,0-Liter-Vierzylinder Dieselmotor in Kombination mit einem Neun-Gang-Automatikgetriebe und eine 1,7-Liter-Variante mit Sechsgang-Schaltgetriebe. Leistungsstark – in den oberen Varianten – und sparsam.

Unser zweiter Testwagen am Vormittag war der Mercedes-Benz Vito 114 CDI. Man kommt durchaus flott von der Stelle, aber der Durchzug von 100 km/h auf 130 war ungewohnt schleppend. Hier ist der 100 kW (136 PS) und 330 Nm Drehmoment starke Motor etwas schwach auf der Brust.

Galerie: Mercedes-Benz Vito

Mercedes-Benz Vito
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Mercedes-Benz Vito

Wahlweise kann man hier aber Abhilfe schaffen, indem man zu den stärkeren Versionen greift. Als Spitzenversion – und mit Pkw-Zulassung – steht der Vito 124 CDI mit 176 kW (239 PS) und 500 Nm Drehmoment zur Verfügung.

Intelligenz und Komfort

Warum sollte man denn auch nicht komfortabel und gut vernetzt auf die Baustelle oder zum Lieferanten fahren? Mercedes-Benz verpasst hier optional sowohl dem eVito als auch dem Vito ein Luftfahrwerk. Mittels Knopfdruck kann man hier verschiedene Höhen auswählen oder die intelligente Software ganz einfach übernehmen lassen – dann senkt sich der Vito ab 110 km/h automatisch etwas ab, um effizienter zu sein.

Das neue Infotainmentsysteme verfügt über einen 7-Zoll-Touchscreen mit Smartphone-Integration über Apple CarPlay und Android Auto. Optional lässt sich zusätzlich das integrierte Navigationssystem über den Bildschirm steuern. In Verbindung mit Mercedes PRO connect ist damit erstmals im Vito die Navigation mit „Live-Traffic-Information“ möglich. Der Bildschirm hat eine weitere Funktion: Er dient bei Audio 30 und Audio 40 auch als Monitor, wenn die 180°-Rückfahrkamera ausgewählt wurde, um den Verkehrsraum hinter dem Vito zu erfassen.

Fazit: Der Preis

Der neue Mercedes-Benz eVito Tourer hat uns auf ganzer Länge überzeugt – er ist übrigens in zwei unterschiedlichen Längen verfügbar: Einmal mit einer Gesamtlänge von 5.140 Millimetern sowie als extralange Version, die auf 5.370 Millimeter kommt. (Ein Standardparkplatz beim Supermarkt mit dem großen A zum Aufladen in der Mittagspause ist definitiv zu kurz.)

Beim klassischen Mercedes-Benz Vito gibt es drei Längen mit zwei Radständen und einer maximalen Zuladung von 1.369 kg – damit ist er der Nutzlastriese in seiner Klasse. Im Nutzfahrzeugbereich gilt eben noch immer „Never change a running system“ – bei Mercedes funktioniert das tadellos!

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Das Schienensystem zur Befestigung der Ladung ist mit dem Ladeboden eben. Keine nervigen Kanten mehr und ein schnelles und sicheres fixieren der Ladung ist im neuen Mercedes-Benz Vito kein Hexenwerk.

Der neue Mercedes-Benz Vito ist bereits bestellbar, der eVito Tourer folgt in Kürze. Preislich startet der eVito in Deutschland bei 53.990 Euro netto. Enthalten ist ein Wartungspaket für vier Jahre – das in diesem Zeitraum die Kosten der Wartungsarbeiten gemäß Serviceheft und Herstellervorgaben abdeckt – sowie das Mercedes-Benz Batteriezertifikat bis 160.000 Kilometer oder acht Jahre. Der Einstiegspreis des Mercedes-Benz Vito beträgt 18.990 Euro netto.