Ratgeber: Reifendruck-Kontrollsystem-Pflicht
Ab dem 01. November 2014 müssen alle Neuwagen mit einem Reifendruck-Kontrollsystem (RDKS-System) ausgerüstet sein. Infos zur neuen Regelung sowie Vor- und Nachteile der zwei Systeme im folgenden Beitrag.
Wer ist von der neuen Regelung betroffen?
Seit November 2014 müssen alle neu zugelassenen Pkw und Wohnmobile mit einem Gesamtgewicht von bis zu 2,5 Tonnen serienmäßig mit einem RDKS-System ausgestattet sein. Vor der verpflichtenden Einführung des Reifendruck-Kontrollsystems konnten Fahrzeugbesitzer bei der Nutzung eines zweiten Rädersatzes, meistens beim Wechsel auf Winterreifen, diese Regelung umgehen. Dies ist nun nicht mehr erlaubt.
Mehr Sicherheit durch Reifendruck-Kontrollsysteme
Die verpflichtende Ausstattung aller Neuwagen mit Reifendruck-Kontrollsystemen soll für mehr Sicherheit sorgen. RDKS-Systeme zeigen einen plötzlichen Druckverlust an und geben eine Warnung an den Fahrer.
Das Kontrollieren des Reifendrucks oder des Motoröls ist trotz aller technischen Assistenz- und Hilfssystemen, die in vielen Automodellen heutzutage serienmäßig eingebaut sind, weiterhin wichtig. Trotz der neuen Technik raten Experten, den Reifendruck weiterhin alle 14 Tage zu überprüfen.
Der ADAC musste im Jahr 2013 laut diesem Artikel auf welt.de 146.790 Mal aufgrund von Reifenschäden Hilfe leisten. Dies war nach Defekten an der Batterie und Problemen mit der Elektronik die dritthäufigste Pannenursache. 75 Prozent der Reifenpannen waren die Folge eines schleichenden Druckabfalls. Im Verkehrsfunk ist zudem immer wieder von Reifenteilen zu hören, die auf der Fahrbahn liegen und somit auch eine Ursache von Unfällen sein können und sind.
Einsparen von Spritkosten
Für die Gewährleistung der Sicherheit und für einen effizienten Spritverbrauch benötigen Autoreifen den vorgeschriebenen Luftdruck dauerhaft. Zu wenig Luft im Reifen führt zu einer nicht optimalen Straßenlage, zu einem Mehrverbrauch an Kraftstoff, zu erhöhtem Reifenverschleiß und im schlimmsten Fall zum Platzen oder zu anderen Formen der Zerstörung der Reifen. Der richtige Reifendruck schont also nicht nur den Geldbeutel, sondern vermeidet auch eine unnötige Umweltbelastung.
Fahrer haben die Wahl zwischen zwei Systemen
Für die Kontrolle des Reifendrucks stehen zwei verschiedene Systeme zur Auswahl. Zum einen die indirekten (älteren) Sensoren, die für ABS (Antiblockiersystem) und ASR (Antriebsschlupfregelung, auch Traktionskontrolle genannt) bereits vorhanden sind. Diese Sensoren messen lediglich die Umdrehungen der Räder und damit den Abrollumfang. Wenn zu wenig Druck vorhanden ist, führt dies durch die Abplattung des Reifens zu einem kleineren Durchmesser des Rades. Die Folge: Das Rad mit zu wenig Druck dreht sich schneller als die anderen Räder mit dem richtigen Druck, das System erfasst dies und gibt eine Meldung an den Fahrer. Des Weiteren kann dieses System die typischen Schwingungen der Reifen, deren Frequenz sich bei zu wenig Luftdruck ändert, erfassen.
Der Vorteil der indirekten Reifenkontrollsysteme ist, dass diese nur eine Ergänzung zur bereits vorhandenen Software, jedoch keine neuen Teile an der Elektronik im Auto oder an den Rädern benötigen. Nachteil: Die indirekten RDKS reagieren langsam, einen gleichzeitigen Druckverlust an allen vier Rädern erfassen sie nicht – wobei dieser Fall nur sehr selten vorkommt.
Direkte Systeme weisen mehr Vorteile auf
Experten empfehlen den Einbau von direkten Sensoren. Diese sind zwar in der Anschaffung teurer und bei der Montage aufwendiger, da jedes Rad mit einem Sensor versehen werden muss, dafür erfassen die direkten Sensoren einen Reifendruckverlust schneller und genauer. Zusätzlich zum Reifendruck messen direkte RDKS auch die Temperatur.
Erhitzt sich ein Reifen durch hohe Geschwindigkeit oder durch Sonneneinstrahlung, erhöht sich der Luftdruck, da sich Luft bei Wärme im Reifen ausdehnt. Um nicht einen Fehlalarm auszulösen, muss der Sensor in der Lage sein, den jeweiligen Reifendruck auf den Wert unter normalen Bedingungen umzurechnen. Diese Daten sowie die aktuelle Radposition funkt der Sensor alle paar Sekunden an einen Empfänger, der die Daten wiederum an ein Steuergerät sendet.
Die vorhandenen Kabel für die ABS-Sensoren an den einzelnen Rädern können als Antenne fungieren, es kann indes auch eine gemeinsame Antenne vorhanden sein. Das System bleibt auch bei stehendem Wagen aktiv, die Übertragung der Messdaten erfolgt dann jedoch in deutlich größeren Abständen.
Der Vorteil von direkt messenden Systemen ist die Messung an jedem einzelnen Reifen sowie eine schnellere Erfassung im Vergleich zu indirekten RDKS. Damit bieten direkte Systeme mehr Sicherheit bei einem plötzlich auftretenden Reifenschaden. Im Gegensatz zu indirekten Systemen stellen sie den Druckverlust auch beim stehenden Modus des Fahrzeugs fest.
Ein Nachteil sind die hohen Kosten und der hohe Aufwand für die Fahrzeughalter. Die Sensoren bei den direkten Reifenkontrollsystemen enthalten eine Batterie, die eine Lebensdauer von sieben bis zehn Jahren hat. Funktioniert diese nicht mehr, muss der gesamte Sensor erneuert werden. Hierfür muss in der Regel der Reifen von der Felge gezogen werden. Bei der Montage neuer Reifen müssen die Sensoren auf ihr Alter hin überprüft und gegebenenfalls erneuert werden. Dies kann unter Umständen das Erneuern von Schraubventilen inklusive neuer Dichtungen, Kappen usw. erforderlich machen.
Beim Fachhändler erkundigen
Wer sich unsicher ist, ob das in den letzten Monaten gekaufte Fahrzeug mit einem Reifenkontrollsystem ausgestattet sein muss, sollte sich beim Fachhändler, z.B. bei einem Felgen Shop, erkundigen. Fachhändler halten geeignete Sensoren inklusive der jeweils passenden RDKS-Ventile vor. Vertragsund Kfz-Werkstätten verfügen in der Regel ebenfalls über eine große Auswahl für die gängigsten Fahrzeugmodelle.
Fazit.
Die Vorteile der für alle Neuwagen verpflichtenden Reifenkontrollsysteme sind größere Sicherheit beim Fahren, längere Lebensdauer der Reifen und ein niedrigerer Kraftstoffverbrauch. Davon profitieren vor allem die Fahrer, die sich bislang kaum mit dem Thema Sicherheit rund um ihre Reifen befasst haben. Negativ anzuführen sind die hohen Kosten für die Montage der Reifendrucksensoren, beispielsweise beim Wechsel auf Winterreifen. Diese müssen genauso wie das Reserverad mit Sensoren versehen werden. Die Kosten pro Rad betragen je nach Modell etwa 60 Euro. Für die Initialisierung des Systems fallen weitere Kosten an.
Bildquellen:
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Ich danke Ihnen für den informativen Artikel. Ich finde, dass diese Pflicht sinnvoll ist. So kann man Schlimmeres in Verbindung mit dem Reifendruck rechtzeitig verhindern.
Beste Grüße,
Jan