Doppelter Preis, doppelter Spaß? 981 Boxster GTS, GTS 4.0, Abarth 124 Spider?

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Offen für Sound! Der Frühling ist endlich da und die Cabriolet-Zeit steht in den Startlöchern. Wer noch nichts Offenes hat oder auf der Suche nach mehr sportlichen Emotionen ist, kommt an einem Abarth und an einem Porsche Boxster nicht vorbei. Beides überaus geschätzte (Dauer)Testfahrzeuge der Redaktion, denn sie kreieren Gänsehaut auf unseren Rücken. Zwar wird der Abarth 124 Spider nicht mehr produziert, junge Gebrauchtfahrzeuge gibt es dennoch ab rund 23.000 Euro. Ein Boxster GTS liegt locker beim Doppelten oder Dreifachen. Aber gibt es für den doppelten Preis auch den doppelten Fahrspaß? Ein Leser und Zuschauer von AUTOmativ aus Fürth hat uns dahingehend vier Fragen gestellt, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen.

Ist denn der Boxster GTS genau so emotional und mit so viel Fahrspaß behaftet wie der Abarth 124 Spider?

Beide – der Abarth 124 Spider als auch der 718 Boxster GTS 4.0 – bieten enormen Fahrspaß. Beide sind gut geeignet für die Langstrecke. Gleichwohl bietet der Boxster mehr Komfort als der 124 und verhält sich souveräner.

Nicht nur verfügt er über ein erhöhtes Platzangebot als der 124 Spider – auch seine Fahrcharakteristik ist erwachsener. Sprich: er filtert, auch bedingt durch seine ausgeprägteren Dimensionen, Fahrbahneigenschaften gezielt heraus. Auch spielt er bei höheren Kurvengeschwindigkeiten gekonnt mit seiner Balance als Mittelmotorsportler.

Der Abarth 124 Spider hingegen ist das kleine Go-Kart, dessen Spaßfaktor der niedrigen Sitzposition sowie des kleinen und superleichten Gesamtpaketes entspringt. Er weiß um seine Unmittelbarkeit und seine geringen Dimensionen, sein italienisches Temperament und seine brabbelnde Abgasanlage.

Alles zusammen ergibt ein sowohl unterhaltendes als auch sportliches Gesamtpaket, mit dem man auf den kleinen italienischen Landstraßen eine Menge Spaß haben kann und gleichzeitig der sympathische Lebensbejaher an der Ampel in der Großstadt ist.

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Im Abarth 124 Spider sitzt man ausgesprochen komfortabel – obwohl das Auto sehr straff abgestimmt ist. Aber die fast liegende Position erlaubt auch angenehme Fahrten von über 600 Kilometern. Und das offen, denn das Interieur bleibt sogar ein bisschen windgeschützter als das des Boxster.

Kurzum: Der 718 Boxster GTS 4.0 spielt fahrdynamisch in einer komplett anderen Liga als der Abarth 124 Spider. Er ist ein echter, erwachsener Sportler, der es mit den ganz Großen aufnehmen kann – wenn sein Fahrer es fordert. Kurven sind seine Kernkompetenz, Power hat er mittlerweile mehr als ausreichend.

Er vermittelt Gelassenheit in jeder Situation. Das Zusammenspiel aus Lenkung, Fahrwerk und Elastizität ist perfekt. Wie man es eben von einer schwäbischen Sportwagenfirma erwartet. Italienische Emotionalität bekommt man allerdings nur mit einer dunkelhaarigen Marta auf dem Beifahrersitz. Oder mit einem 981 Boxster GTS.

Bekomme ich für den doppelten Preis „doppelte“ Emotionen und Fahrspaß?

Die Frage nach der Verdopplung des Fahrspaß bei gleichzeitiger Verdopplung des Preises ist nicht neutral zu beantworten. Wie Eingangs beschrieben, verkörpert der 718 Boxster GTS 4.0 einen reinrassigen Sportler, den man auch mal richtig belasten kann.

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Nicht nur ist sein Vierliter-Sechzylinder-Aggregat nicht mit dem 1,4-Vierzylinder des Abarth zu vergleichen, sondern auch seine Komponenten, wie Fahrwerk, Bremsen, Karosserie und Interieur sind auf einem anderen Niveau.

Dennoch gibt es für den doppelten Preis nicht gleich den doppelten Fahrspaß. Man bekommt den doppelten – oder sogar dreifachen – Qualitäts- und Perfektionsanspruch, ja. Und damit hat man vielleicht mehr Freude, weil alle Komponenten des Porsche einfach ausgereifter, konsequenter und perfekter arrangiert sind. Der Porsche ist eben ein echter Sportler. Der Abarth ein Showmaster mit sportlichen Genen. Beides zum fahrdynamischen Genießen – nur eines davon auch für das Genießen mit Verstand und Passion.

Ist der Sound des Boxster 981 GTS genauso „geil“ wie der des Abarth 124?

Die beiden Sounds unterscheiden sich maßgeblich. Während der 1,4-Liter-Vierzylindermotor des Abarth 124 Spider in Kombination mit der Duplex-Abgasanlage im Leerlauf brabbelt wie ein heißerer Ami-V8 in einem Tiger Speedboot mit dicken Ledersitzen, macht der Sechser-Boxer im Boxster GTS den Eindruck eines unaufgeregten und schlanken Sportler mit kräftigen Muskeln.

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Galerie: Abarth 124 Spider in Wien

Abarth 124 Spider in Wien
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Ein kleiner Vierzylinder kommt eben bei steigenden Drehzahlen immer in’s Dröhnen. Dort verrät er sich und wird wieder zum kleinen Motor, der „nur“ durch eine – unglaublich gut konstruierte – Abgasanlage kaschiert wird. Der Boxster fängt bei steigenden Drehzahlen erst an, kräftig zu klingen. Und kreischt, faucht, lechzt nach mehr. Bis zur letzten Umdrehung klingt der Boxster GTS satt, rund – wie ein guter Rotwein, der einen minutenlangen Abgang hat. Und nicht nur durch im Wasser liegende Holzbrikets den oberflächlichen Geschmack eines im Holzfass gelagerten Weines annimmt und imitiert.

Der Unterschied zwischen 981 Boxster GTS und 781 Boxster GTS 4.0 liegt in der Intensität des Klangs. Während bei letzterem der Ottopartikelfilter sowie weitere, einschneidende Maßnahmen am Endtopf vorgenommen werden mussten, um EU-Vorschriften zu erfüllen, darf sich der 981 Boxster GTS noch frei entfalten. Und das klingt einfach Wahnsinn.

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Trotz günstigerer Materialien, einem deutlich kleineren Motor und nicht so ausgefeilten Technik-Komponenten: Der Abarth 124 Spider macht einfach unglaublich viel Spaß. Und eigentlich: Den doppelten Fahrspaß für den doppelten Preis gibt es nicht.

Ich möchte auf jeden Fall auf das PDK beim 718 Boxster GTS 4.0 warten (im Sommer soll es ja kommen). Wie groß ist die Mehrleistung gegenüber dem Schalter?

Ja, guter Plan. Wir haben das Auto dann hoffentlich auch nochmal mit PDK bei uns in der Redaktion. Eine Mehrleistung wird es hier nicht geben. Das heißt, die 400 PS werden auch beim 718 Boxster GTS 4.0 Einzug halten.

Nur wird das Fahrzeug dann schneller von 0 auf 100 Km/h beschleunigen. Ich tippe hier auf eine Zeit von 4,4 oder sogar 4,3 Sekunden von 0 auf 100 Km/h. Aber: Ich glaube immer mehr, dass dieses Auto mit manuellem Schaltgetriebe doch verdammt viel Spaß macht. Diese Wahl sollte gut überlegt sein. Sobald wir das Auto haben, werden wir darauf nochmal explizit eingehen.

Lohnt sich das Bose Soundsystem oder reicht das Sound Package Plus System, welches standardmäßig beim GTS verbaut ist?

Kurz nebenbei angemerkt: Der Abarth 124 Spider verfügt auch serienmäßig über ein Bose Soundsystem, das unter anderem Lautsprecher in den Kopfstützen verbaut hat. Beim Telefonieren wird nahezu nur dieser Lautsprecher angesteuert. Das ergibt auch bei hohen Geschwindigkeiten einen exzellenten Klang. Richtig gutes System.

Beide Soundsysteme sind qualitativ hochwertig. Während das normale System des 981 Boxster in Ordnung ist, gefällt es mir beim 718 deutlich besser. Denn: Die Tiefen sind wärmer und präziser. Aber selbst das Soundsystem des 981 Boxster geht für mich als Jazz-Pianist echt mehr als in Ordnung.

Porsche 718 Cayman GTS 4.0 Racetrack Rennstrecke Fahrbericht Test High Speed 400 PS AUTOmativ.de Benjamin Brodbeck 18 750x450 - Doppelter Preis, doppelter Spaß? 981 Boxster GTS, GTS 4.0, Abarth 124 Spider?
Der Klangkörper eines Cayman ist natürlich deutlich mehr prädestiniert für Klanggenuss. Entsprechend lohnt es sich bei ihm auch, das Bose oder gar Burmester Soundsystem zu ordern. Dennoch: Was gibt es schöneres, als die Kombination aus Landstraße, dem frischen Wind um die Ohren sowie einzigartiger Musikgenuss?

Wer also nicht ständig Sonaten und Opern hört oder Bass-Fanatiker ist, dem aber ein ausgewogener Sound wichtig ist, wird mit dem normalen System des 718 Boxster GTS (4.0) sehr zufrieden sein. Für den Extra-Wums und ein wenig mehr Tiefen-Präzision gibt es das Bose-System. Wer Brillianz und unschlagbare Perfektion im Klang genießt (oder einfach nicht weiß, wohin mit seinem Geld), wählt Burmester.

Übrigens gab es eine Zeit, in der man sich nie die Frage nach Porsche ODER Abarth gestellt hätte. Diese beiden Namen gehörten bei den besonders leistungsstarken und sportlichen Porsche-Fahrzeugen in den 50er- und 60er-Jahren unweigerlich zusammen, als Carlo Abarth sich der Stuttgarter Sportwagenschmiede als Tuner annahm. Aus dieser Kooperation entstand zum Beispiel der Porsche 356 Carrera GTL Abarth.

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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