Fahrbericht: Abarth 595 Competizione – Carlo Abarth
Das Basismodell von Fiat – so klein, leicht und wendig wie möglich, geringer Hubraum mit enormer Leistung durch hohe Drehzahlen. Jahrelang war dies eines der erfolgreichsten Fahrzeugkonzepte im europäischen Motorsport. Sogar auf den internationalen Straßen weckte es großes Begehren bei der Kurven-affinen Kundschaft. Vor über einem Jahr stellte der 2007 wiederbelebte Haustuner von Fiat den 595 Competizione vor – die italienische Antwort auf die teurere Erfolgsstory aus England.
Eine Hommage an alte Zeiten.
Carlo Abarth zählte zu den faszinierendsten Fahrzeug-Veredelern in der Automobilindustrie. Er verstand es immerzu, technische Perfektion mit emotionaler Begeisterung zu verbinden und aus den meist italienischen Alltagsfahrzeugen ein unverwechselbares Fahrerlebnis zu zaubern.
Seine Erfahrung zehrte er aus der regen Teilnahme am Motorsport und aus erfolgreichen Kooperationen mit Porsche – eine Ehe mit der Sekretärin von Anton Piech war auch für seine Geschäftstätigkeit nicht unbedingt von Nachteil.
Nach dem Verkauf der Firma Abarth an den Fiat-Konzern, einer jahrzehntelangen Pause der Fiat Motorsportabteilung und einem Entwicklungsstopp reinrassiger Abarth-Sportwagen – aufgrund der stark sinkenden Nachfrage nach Fahrzeugen mit kleinen Hubräumen – nahm Abarth als Konzernmarke im Jahr 2007 seine Individualisierungstätigkeit wieder auf und stellte nach fast 50 Jahren im Sommer 2012 eine ganz besondere Zahlenkombination mit beeindruckender Historie im Rennsport vor: den Abarth 595 Competizione. Dass dieser nicht nur eine eindrucksvolle Historie vorweisen kann, hat er innerhalb einer Woche mehr als bewiesen.
595. Ungerade und doch symmetrisch. Nicht nur die Zahl.
Das Basisfahrzeug ist ein Fiat 500. Man erwartet also keine großen Überraschungen; eben nur ein bisschen mehr Leistung – 160 PS. Doch Abarth verkauft nicht einfach nur getunte Autos für 23.700 Euro. Abarth verkauft Emotion und Perfektion im Detail – wenn auch nur dort, wo es die Ingenieure und Designer für nötig halten.
Beim ersten Anlassen des kleinen 1.4 Liter 4-Zylinders spüren Klangkünstler und Sound-Enthusiasten einen leichten Schauer den Rücken hinunterlaufen; beim ersten leichten Antippen des Gaspedals löst das – normalerweise V8-typische – Blubbern, das durch die serienmäßige Abgasanlage „Record Monza“ ertönt, eine leichte Gänsehaut aus. Die serienmäßigen Sabelt Sportschalensitze mit Stoffbezug und außergewöhnlichem Seitenhalt sowie Sitzkomfort, unterstützen einen bei einem Sekundentraum einer Nordschleifen-Rennsequenz – auch wenn man das Lenkrad nur in der Höhe und nicht in der Tiefe verstellen kann.
Die einzigen, die dies ununterbrochen stören, sind die anderen Verkehrsteilnehmer – wenn die Ampel zum zweiten Mal grün wird. Aber grüne Ampeln sind ohnehin total überbewertet.
Teil 2: Abarth 595 Competizione – kurze Aufpreisliste
Photographie: Benjamin Brodbeck