Fahrbericht Dacia Duster TCe 125 und dCi 110 (2018): Status zählt also doch
Bislang als Discount-Produkt belächelt und als Nicht-Statussymbol vermarktet, sieht der Dacia Duster der zweiten Generation erwähnenswert gut aus. Auch gibt es deutlich mehr Assistenz- und Sicherheitssysteme sowie eine weiterentwickelte Lenkung – bei einem leicht höheren Basispreis. Der Dacia Duster wurde bislang unterschätzt – auch von mir. Er kann ganz schön viel und zeigt jetzt mehr Status als zuvor. Ich bin den Dacia Duster TCe 125 sowie dCi 110 – jeweils mit Front- und Allradantrieb – on- und offroad gefahren.
Die zweite Generation Dacia Duster sieht richtig gut aus
Beim ersten Annähern fällt mir der deutlich größere und höher gezogene optische Unterfahrschutz an der Front auf. Die Scheinwerfer wurden weiter nach Außen verfrachtet und schließen jetzt bündiger mit den seitlich ausgestellten Radhäusern ab. Dazu wurde der Kühlergrill mit einem neuen Design und Chromelementen versehen und die Motorhaube deutlich stärker strukturiert. So erhält die neue Front auf jeden Fall mehr Stämmigkeit als die des Vorgängers.
Die Seitenlinie blieb – genau so wie die Abmessungen des Gesamtfahrzeugs – ähnlich. Dacia senkte jedoch die Fensterlinie ab, sodass Insassen – vor allem hinten – ein noch größeres Sichtfeld haben. Sehr zu meiner Beruhigung wurde auf Kunststoffumrandungen an den Radhäusern verzichtet. Dafür gibt es die Plastikbeplankung an der wirklich wichtigen Stelle: dem Schweller. Auf dem Dach prangt eine wuchtiger dimensionierte Dachreling mit größerem Duster-Branding. So sieht Selbstbewusstsein aus, das gefällt mir.
Selbstbewusst ist auch das Heck: ein großer Duster-Schriftzug genießt die Exzentrik zwischen den zwei neu gestalteten Heckleuchten im 3D-Design. Das Erscheinungsbild dieser erinnert kurz an die des Jeep Renegade. Auch am Heck wurde der optische Unterfahrschutz in mattem Silber überdurchschnittlich hoch gezogen. Das sieht robust aus, nicht elegant. Aber genau dafür ist er gebaut: für den groben, einfachen und spontanen Einsatz.
Dacia Duster TCe 125 4×2 mit ruhiger Laufkultur
Mit 10,4 Sekunden von 0 auf 100 Km/h kann man niemanden beeindrucken. Aus dem 1.2 Liter kleinen Vierzylinder entspringen 125 PS und 205 Nm Drehmoment. Das reicht für eine Höchstgeschwindigkeit von ordentlichen 177 Km/h. So schnell war auch unser Lada Niva, nur sitzt der Dacia Duster dann doch strammer auf der Straße.
Die Gasannahme ist spontan, die Gangwechsel über das manuelle Sechsgang-Schaltgetriebe überraschend präzise. Die Sitzposition ist gut: ich habe sogar mehr Seitenhalt als bei so manch‘ anderem Fahrzeug. Auch die Sitzfläche wurde nach vorne verlängert; das ist vor allem für meine längeren Beine sehr angenehm – gerade auf längeren Strecken.
Am Lenkrad gibt es allerhand Multifunktion. Haptisch in Ordnung, auch wenn der Lenkradkranz kein Handschmeichler ist. Die Befehlsweitergabe an die Vorderräder ist hingegen besser als erwartet. Dacia hat hier eine neue geschwindigkeitsabhängige elektrische Servolenkung verbaut. Mit zunehmender Geschwindigkeit wird sie also direkter. Für meinen Geschmack könnte auch der Widerstand größer sein bzw. werden, aber: es passt schon so.
Lada-Gene im Fahrwerk
Nur die Karosserie neigt sich etwas zu sehr aus der Kurve. Das hat dann doch Lada-Annomalien. Ein etwas strammeres Fahrwerk könnte auch dem Rumänen nicht schaden. Auch gehe ich mit der Fahrwerksabstimmung nicht ganz d’accord: im Offroad ok, aber auf der Straße absolut nicht zum schnell fahren gemacht.
Beispiel: man fährt flott auf eine Kurve zu. In Griechenland nicht unüblich sind entweder Schlaglöcher oder ausgeprägte Bodenwellen. Wenn man beim Einlenken eine solche erwischt, springt das Heck und versetzt das Fahrzeug überdurchschnittlich. Das ist unangenehm. Und das ist eine reine Fahrwerksabstimmungs-Sache.
Überrascht hat mich die Akustik im Innenraum: bei 140 Km/h auf frisch geteerten Autobahnen (in Griechenland eine Rarität) kann man sich gut unterhalten – wenn auch nicht am Telefon. Dafür ist die Freisprecheinrichtung zu schlecht. Der Dacia Duster hat im Vergleich zu seinem Vorgänger eine dickere Frontscheibe sowie dickere Seitenscheiben bekommen. Auch wurde an der Karosseriedämmung nachgearbeitet und schallmildernde Verbundmaterialien verwendet, um Abroll- und Motorgeräusche zu reduzieren. Diese Maßnahme trägt Früchte.
Dacia Duster dCi 110 4×2 mit kräftigem Drehmoment
Auch wenn sich fast die Hälfte der Käufer für den 125er-Benziner entscheidet und es zukünftig auch eine LPG-Version geben wird, bleibt der Diesel nach wie vor eine Alternative – Rußpartikelfilter inklusive. Eine Abgasreinigung à la AdBlue vermisst man allerdings. Trotzdem ist der Diesel eine echte Alternative, weil man bislang nur ihn mit dem EDC-Doppelkupplungsgetriebe bestellen kann. Die anderen Varianten gibt es wohl oder übel nur mit manuellem Schaltgetriebe. Allrad gibt es – genau so wie beim Top-Benziner – optional. Dazu aber später mehr.
Der Diesel ist natürlich lauter als der Benziner. Seine Arbeit verrichtet er hörbar, aber nicht unangenehm. Seinen lauten Charakter macht er wieder mit purer Kraft wett: 260 Nm Drehmoment zerren an der Vorderachse. Das fühlt sich gut an – vor allem abseits unbefestigter Straßen. Das Doppelkupplungsgetriebe schaltet dabei komfortabel und sicher. Wer will, kann per Wählhebel die Gänge sequentiell befehlen. Das macht dann Offroad manchmal Sinn, sonst eher nicht.
Trotzdem ist der 1.5 Liter Vierzylinder Selbstzünder langsamer als der Benziner: 11,9 Sekunden vergehen von 0 auf 100 Km/h. Das ist zach, aber es fühlt sich durch das vergleichsweise hohe Drehmoment schneller an.
Beeindruckende Offroadfähigkeiten des Duster dCi 110 4×4
Klar, wir sind hier nicht auf dem Niveau einer Mercedes G-Klasse oder eines Mitsubishi Pajero. Trotzdem spürt man, dass auch ein Dacia SUV für Grobes bereit ist. Zwar verspannt der Antriebsstrang bei aktivierter Differentialsperre ungewöhnlich schnell und stark, aber die Regelungselektronik sowie die Steig- und Kippwinkel sind für den Einsatz im mittleren Offroad gewappnet.
Kurztest Mitsubishi Pajero: Japanische Alternative zur G-Klasse
Auf einen Blick
Optischer Eindruck | ++++ |
Qualität Karosserie | ++++ |
Qualität im Interieur | ++ |
Lenkung | +++ |
Fahrwerk | +++ |
Motor | ++++ |
Raumangebot | ++++ |
Digitales Bedienkonzept | ++ |
Innovation | ++ |
Preis | +++++ |
Gesamteindruck | ++++ |
+++++ = Maximum |
Ich hätte nie gedacht, dass ich ein mal so begeistert von einem Dacia Duster sein würde. Er sieht nicht nur gut aus, sondern bietet überdurchschnittlich viel für sein Geld. Die Preise starten bei 11.290 Euro und Enden bei knapp über 20.000 Euro für einen vollausgestatteten 4×4 Diesel.
Der unter der Dachmarke Renault firmierende Duster kommt mit relativ moderner Elektronik, einer umfangreichen Sicherheitsausstattung mit sechs Airbags – darunter auch die vorhangähnlichen „Windowbags“, einer guten Sitzposition und einer ordentlichen Lenkung. Es ist kein Auto, um schnell zu fahren und auch kein Auto, das für Wohlfühlatmosphäre an Bord sorgt. Vielmehr ist der Dacia Duster in seiner Einfachheit für Einsätze aller Art und für den groben Alltag gemacht. Und einem Sonnenuntergang verwehrt er sich auch nicht – und sieht dabei sogar noch ansehnlich aus.
Motor | 1.2l Vierzylinder Turbobenziner |
Leistung | 125 PS |
Drehmoment | 205 Nm |
Getriebe: | Manuelles Sechsganggetriebe |
Antrieb: | Frontantrieb (Allrad optional) |
0-100 km/h: | 10,4 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 177 km/h |
Leergewicht | 1.325 kg |
Länge x Breite x Höhe | Radstand (in mm) | 4.340 x 1.820 x 1.630 | 2.670 |
Basispreis „Comfort“ | 14.650 Euro |
Preis Testwagen in Ausführung „Prestige“ | 15.950 Euro |
Motor | 1.5l Vierzylinder Turbodiesel |
Leistung | 109 PS |
Drehmoment | 260 Nm |
Getriebe: | Manuelles Sechsganggetriebe oder optional Doppelkupplung EDC Sechsgang |
Antrieb: | Frontantrieb (Allrad optional) |
0-100 km/h: | 11,9 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 171 km/h |
Leergewicht | 1.325 kg |
Länge x Breite x Höhe | Radstand (in mm) | 4.340 x 1.820 x 1.630 | 2.670 |
Basispreis „Comfort“ | 17.200 Euro |
Preis Testwagen in Ausführung „Prestige“ | 18.500 Euro |
Lada Niva, Taiga, 4×4 im Fahrbericht: Retro-Offroad-Maschine