Fahrbericht Kia Stinger GT Facelift (2021): Bewährt oder in die Jahre gekommen?
Im Prinzip ist der facegeliftete Kia Stinger GT ganz der alte – im Positiven wie im Negativen: Marginale Änderungen an Front und Heck, neue Felgen und ein höheres Ausstattungsniveau, das war’s im Wesentlichen. Und: Ihn gibt es ab sofort nur noch mit großem Motor, dem 3,3-Liter-Biturbo mit 366 PS. Kein Diesel mehr. Mit rund 57.000 Euro ist er preislich zudem noch interessant. Aber reicht das, um ihn für die nächsten Jahre noch attraktiv zu halten? Kurzer Fahrbericht!
Kleine Design-Kur am Exterieur
Das Facelift des Kia Stinger beschränkt sich auf die neue Silhouette der LED-Scheinwerfer und die Rennflaggenoptik im unteren Teil der Rückleuchten. Auch die Endrohre der Abgasanlage fallen ein bisschen größer aus als die des Vorgängers. Neu designte 19-Zoll-Felgen gibt es auch nur beim Facelift (kann man sich auch für die älteren Modelle über den After Market holen). Im Interieur gibt es ein neues Ambientelicht mit mehr Farben.
Mehr kostet mehr
Neu und mehr ist immer teurer, nicht nur bei Volkswagen. Der Grundpreis liegt bei 57.900 Euro – also rund 2.000 Euro teurer als die Vorfaceliftversion.
Der Motor ist ein Gedicht
Zwei Turbolader, 3,3 Liter Hubraum, V6, zwei Domstreben: Das klingt nach Power. Und die bekommt man auch: 510 Newtonmeter Drehmoment und 366 PS Leistung. In 5,4 Sekunden geht es aus dem Stand auf 100 Km/h – bei 270 Km/h ist Schluss. Also ein Gran Turismo mit viel Power, die traumhaft dosierbar bleibt, weich an die vier Räder geleitet wird und damit nicht zu viel von seinen Insassen abfordert.
Lange Strecken sind mit dem Kia Stinger GT damit ein Genuss. In Kombination mit dem hochwertigen Interieur und der ruhigen Fahrgastzelle ist dieses Auto absolut empfehlenswert.
Einzig die Schaltvorgänge und der Verbrauch erscheinen nicht so zeitgemäß. Zwar kann man mit dem Stinger GT durchaus auf 12 Liter runterkommen – an der Tagesordnung sind aber 14+ Liter Verbrauch. Die Schaltvorgänge der ZF-Wandlerautomatik erscheinen nicht wirklich spontan, brauchen manchmal ein oder auch zwei Denksekunden. Das ist eben der Charakterzug eines schon älteren Herren. Vorteil hier: Es ruckelt nur im Sport+ Modus manchmal.
Gleiches gilt für die Fahrdynamik: Was für die Autobahn und die Langstrecke passt, gilt nicht für die flotte Überlandfahrt. Das Fahrwerk ist mit unruhigeren Oberflächen am Limit, enge Kurven gehen zwar, doch die Eleganz dieser schönen Karosserie bröckelt in diesen Situationen. Gerade die Hinterachse bringt mit ihrem Nachschwingen Unruhe ins Auto. Ob der neu eingebaute Drift-Mode im Facelift des Kia Stinger GT das kompensieren kann? Eher nicht.
Fazit und Bewertung Kia Stinger GT (2021)
Das Facelift des Kia Stinger GT kann auf jeden Fall gut aussehen. Und: Die Langstrecke ist sein absoluter Favorit. Der Preis von 58.000 Euro bei höchster Motorisierung und schon nahezu Vollausstattung ist superheiß. Dennoch ist er in puncto Verbrauch und Fahrwerk auf knackigen Überlandfahrten durstig und unruhig.
Bewertung Kia Stinger GT (2021) | ||
Optischer Eindruck | ++++ | Dynamische Optik, scharf gezeichnete Kanten und Linien, großzügige Frontpartie |
Qualität Karosserie | ++++ | Gute Verarbeitung, gleichmäßige Spaltmaße |
Lackqualität Karosserie | ++++ | Gute Lackqualität, keine Orangenhaut |
Qualität im Interieur | ++++ | Hohe Materialgüte, gute Verarbeitung (bis auf ein paar Knöpfe, die schätzungsweise keine 100.000 Km schaffen werden) |
Sitzkomfort Cockpit | ++++ | Komfortable Sitzposition, guter Seitenhalt |
Sitzkomfort Fonds | +++ | Zweite Sitzreihe mit ausreichend Komfort, im Komfort-Modus nerviges Nachschwingen der Hinterachse (dem Autor wurde hinten schlecht) |
Digitales Bedienkonzept | +++ | Ordentliches Bedienkonzept, aber in die Jahre gekommen |
Raumangebot (bezogen auf das Segment) | ++++ | Hohes Raumangebot |
Innenraumgeräusch / Dämmung | ++++ | Ruhiges Fahrverhalten, ruhige Fahrgastzelle |
Lenkung | ++++ | Hohe Lenkpräzision |
Spurtreue | ++++ | Gute Spurtreue, souveränes Fahrverhalten auch bei höheren Geschwindigkeiten |
Fahrwerk | ++++ | Fahrwerk mit guter Spreizung zwischen Komfort und Sport |
Motor | +++++ | Hohe Dosierbarkeit, hohe Leistungsabgabe |
Getriebeabstimmung | +++ | ZF-Wandlergetriebe mit Denksekunde beim Schalten, keine Zwischengas-Angleichung |
Innovation | ++ | Eher nicht innovativ, dafür aber sehr attraktiv |
Preis | +++++ | Der Preis ist heiß |
Gesamteindruck | ++++ | |
+++++ = Maximum |