Fahrbericht Renault Twingo SCe 70: Heckmotor mit Heckantrieb! Spaß jedoch begrenzt.

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Als wir die Nachricht bekamen, den neuen Renault Twingo fahren zu dürfen, waren wir unglaublich euphorisch – endlich mal einen Kleinstwagen mit dem Antriebskonzeptes eines Porsche 911! Doch es hat sich relativ rasch herausgestellt, dass die Motor-Antriebs-Konstellation nicht unseren Vorstellungen entsprach. Zum einen ist der Motor zu leistungsschwach, als dass das Heck nur ansatzweise ausscheren könnte, zum anderen greifen die (nicht deaktivierbaren) Assistenzsysteme sofort ein bevor der Spaß überhaupt losgehen könnte. Dies ist nicht nur unter den Gesichtspunkten einer sportlichen Fahrweise äußerst von Nachteil; vielmehr macht ein nicht deaktivierbares Schlupfregelungssystem ohne Differentialsperre vor allem im Schnee Probleme. Und diese Problematik hatten wir tatsächlich – im Schwarzwald.

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Fahrbericht Renault Twingo
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Fahrbericht Renault Twingo

Der Motor des Renault Twingo sitzt im Heck und leistet 71 PS.

Angetrieben wird der kleine Renault Twingo SCe 70 eco von einem 1,0-Liter-Reihendreizylinder Benzinmotor mit 71 PS – keine Turbolader. Und genau das ist das Problem: der Twingo mit den 70 Ponys ist einfach untermotorisiert. Ja, selbst in der Stadt. Sehr gerne würden wir die 90 PS-Version fahren (das gilt übrigens für alle vergangenen Kleinstwagen, die wir getestet haben) oder lieber gleich auf den Twingo RS warten. Ach, zu schön waren die Zeiten mit dem Abarth 595 Competizione ohne Leistungsprobleme bei einem Kleinwagen, dafür aber mit Frontantrieb. Man kann in diesem Segment wohl nicht alles haben.

Jedoch ist der Dreizylinder überraschend drehfreudig und weist einen kernigen Sound auf. Bei hohen Drehzahlen pfeift der Motor im Heck wie bei einem Hochleistungsrennwagen – nur eben, dass die Bäume sich aus irgendeinem Grund nicht annähernd so schnell bewegen wollen. Der erste Gang ist relativ lang übersetzt, das erleichtert das Manövrieren im Stadtverkehr.

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Auch wenn ein Drehzahlmesser im Cockpit fehlt, entscheidet man die Schaltvorgänge mit dem serienmäßigen manuellen Fünfgang-Schaltgetriebe sehr intuitiv – man muss sich nur daran gewöhnen, das kleine Aggregat kräftig auszudrehen, wenn man die volle Leistung von 71 PS abrufen möchte. Die 91 Nm Drehmoment liegen schon bei 2.850 U/min an und beschleunigen den französischen Zwerg in 14,5 Sekunden von 0 auf 100 Km/h. Laut Datenblatt ist bei 151 Km/h Schluss – mit Rückenwind und bergabwärts quält sich der Twingo nach einer gefühlten Ewigkeit auf 165 Km/h hoch.

Das mag sich akzeptabel anhören – ist es aber nicht. Vor allem bei Autobahnfahrten nicht, wo man jeden Gang bis in den Begrenzer ausdrehen muss, damit man nicht zum Verkehrshindernis mutiert. Nicht, dass solch eine Fahrweise nicht lustig ist – sie ist auf Dauer einfach anstrengend und vollkommen ineffizient. Kombinierte Verbrauchswerte von angegebenen 4,5 Litern/100 Kilometer sind damit natürlich bei Weitem nicht zu realisieren. In der Stadt in Kombination mit ruhigen Landstraßen mag dieser Verbrauch funktionieren.

Der Motor ist übrigens Euro 5-tauglich und stößt im NEFZ 105 Gramm CO2/Km aus. Was könnte man mit einem Turbolader nicht alles verändern… (den die 90 PS-Variante des Twingo ja besitzt!)

Das Tankvolumen liegt offiziell bei 35 Litern. Oder doch nicht?

Uns Bloggern wirft man ja immer vor, wir würden zwar über Autos schreiben, aber nur so ein bisschen und nie exakt; Daten und Fakten seien für uns Fremdland. Klar legen wir uns grundsätzlich nicht unter ein Auto und messen die Spur oder den Federweg nach – wohl aber testen wir alle Größen, die uns für die alltägliche Nutzung wichtig erscheinen. Und wenn uns etwas komisch vorkommt, dann schreiben wir das auch.

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So zum Beispiel beim Tankvolumen: laut Datenblatt fasst der Tank 35 Liter. Beim Tankvorgang liefen aber über 36 Liter, und das obwohl – laut Tankanzeige – noch ein Strich von sechs Strichen insgesamt angezeigt wurde (und dieser nicht geblinkt hat!).

Schenkt man der elektronischen Tankanzeige also sein Vertrauen – was man übrigens bei unserem Testfahrzeug nicht hätte machen sollen, denn die Tankanzeige zeigte nach 200 Kilometern Fahrt grundlos einen vollen Tank an, nachdem sie am Vorabend schon zwei Striche weniger anzeigte (diese wundersame Vermehrung des Kraftstoffes hielt für zwei Tage an) – so müsste der Twingo noch eine versteckte Reserve von über fünf Litern beherbergen.

Sicherheitsbewusstes Fahrzeug mit dünner Außenhaut.

Der neue Renault Twingo ist also ein komplett sicherheitsbewusstes Auto – so wie man es von französischen Herstellern auch gewohnt ist. Die Bremsen sind für einen Kleinstwagen exzellent, die Fahrbarkeit auf der Autobahn ist sicher, wenn auch nicht allzu entspannt, da der kleine Franzose die unschöne Angewohnheit hat, jeder Spurrille und jeder Windböe ungefragt Folge zu leisten – man ist also permanent am Korrigieren.

Das liegt mit Sicherheit an einer noch nicht ganz fertigen Komposition aus Fahrwerk allgemein und Spur-/Sturzeinstellung der Lenkung im Besonderen sowie einer mangelhaften Aerodynamik. Klar, die zum Wohle der Insassen übergroß dimensionierte Seitenfläche ist natürlich eine Spielwiese für Winde.

Die Schnittstelle zur Straße sind 15 Zoll große Räder mit den Abmessungen vorne 165/65 / 5J x 15 und hinten 185/60 / 5,5 J x 15. Alle Fahrdynamikregelungssysteme wie ESP, ABS mit EBV und Bremsassistent, Antischlupfregelung und Untersteuerungsassistent (von Renault erfundene ESP-Variante, bei der mehrere Räder gleichzeitig mit unterschiedlichen Drücken gebremst werden können) sind serienmäßig an Bord. Das kann einem aber auch zum Verhängnis werden.

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Heckantrieb + Heckmotor + Schnee = Heiße Drifts? Denkste.

Der kleine Renault Twingo blieb im Schnee stehen und dann stecken.

Bis zu diesem Tag wussten wir nicht einmal, dass es möglich ist, in zehn Zentimeter hohem Schnee mit dem Auto liegen zu bleiben. Bei dieser Überschrift denkt man eher an zwei Meter hohe Schneeberge irgendwo in den Alpen, in die man unwissentlich hineingeraten ist und auch Ausbuddeln nichts mehr bringt.

Aber nein – die wahre Geschichte ist viel unspektakulärer: auf den kleinen Wegen in der Nähe der Skipisten lagen noch ungefähr zehn Zentimeter Schnee; da wir zuvor alle Kleinstwagen auch im Schnee gefahren sind, war das Befahren der schneebedeckten Feldwege nur die logische Konsequenz.

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Der Renault Twingo blieb bei dieser leichten Steigung aufgrund seiner Regelungssysteme einfach stehen und wollte partout nicht mehr weiterfahren

Der Fluch der modernen und nicht zu Ende gedachten Elektronik.

Doch weit kamen wir nicht: bei einer Steigung von ungefähr zehn Prozent verlor das Auto schnell an Geschwindigkeit, weil es den Schlupf an der Hinterachse mit Bremseingriffen vermeiden wollte. Das gelang auch wunderbar, nur kam damit überhaupt keine Kraft mehr an den Hinterrädern an und zwang damit den Twingo zur aussichtslosen Kapitulation.

Alle elektronischen Helferlein deaktivieren – das ist die Idee! Doch den Erlösungsschalter, der dem Fluch ein Ende setzen könnte, fanden wir auch nach einer halben Stunde intensiver Suche im Fahrzeug sowie in der Bordmappe nicht. Böse Erinnerungen aus dem Kurzzeitgedächtnis wurden wach, die daran erinnerten, dass es am Anfang des Feldweges in Fahrtrichtung leicht abwärts ging. Umdrehen war unmöglich – also rückwärts fahren, mit viel Schwung.

Fehlende Differentialsperre.

Das gelang, nur wartete am Übergang von Straße zu Feldweg eine leichte Senke, die mit übermäßig viel Schnee bedeckt war und die Kante dieser Senke zum Aufsitzen führte. Die hinteren Räder hatten zwar beide Kontakt zum Asphalt, doch leitete das Differential die Kraft immer auf das Rad, das weniger Widerstand bzw. mehr Schlupf bot und so durchdrehte, während das andere stehen blieb.

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Der Renault Twingo blieb im Schwarzwald im “Schnee” stecken
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Renault Twingo im konnte sich aus eigener Kraft – aufgrund seiner fehlenden Differentialsperre – nicht mehr aus der verzwickten Lage befreien

Die Bilder zeigen die verzwickte Situation, in der eine 40%-Differentialsperre schon echt geholfen hätte. Am Ende ging es dann nur durch ruckartiges Beschleunigen und gleichzeitiges Schieben.

Fazit zum Renault Twingo SCe 70 eco.

Der Renault Twingo ist ein super Stadtauto mit französischem Charme, das mit seinem Heckmotor und -antrieb ein überaus interessantes Konzept auf die Beine stellt. Allerdings ist die 71 PS-Motorisierung ein bisschen schwach und auf hohe Drehzahlen angewiesen.

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Das Interieur ist lustig, übersichtlich und aufgeräumt, auch wenn manche Funktionselemente an ungewöhnlicher bzw. unpraktischer Stelle platziert sind (z.B. der Zigarettenanzünder hinter dem Handbremshebel). Das Interieur bietet für einen Kleinstwagen viel Platz: die Ladelänge beträgt mit umgeklapptem Vordersitz beispielsweise 2,30 Meter.

Sicherheit ist bei Renault groß geschrieben, das merkt man aufgrund des Einsatzes der zahlreichen Sicherheitssysteme sowie vier sinnvoll platzierte Airbags und einer mit hochfesten Stählen gebaute Fahrgastzelle.

>>> Teil 1 – Fahrbericht Renault Twingo SCe 70: Smart auf Französisch – mit kleinstem Wendekreis.

>>> Neuer Renault Twingo: Für nur 79 Euro im Monat Twingo fahren!

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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3 thoughts on “Fahrbericht Renault Twingo SCe 70: Heckmotor mit Heckantrieb! Spaß jedoch begrenzt.

  • 15. Mai 2022 um 09:26 Uhr
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    Wie sieht’s allgemein mit dem Twingo bei Kurven im Winter aus? S.ballhaus

  • 23. Januar 2020 um 03:24 Uhr
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    Salü! Sie beschreiben Ihre Enttäuschung mit dem Twingo im Schnee und fügen hinzu, dass Sie mit anderen Kleinwagen besser durchgekommen sind. Welcher Kleinwagen oder kleine Mittelklassewagen war denn im Schnee am besten? Dank im Voraus

  • 14. Oktober 2019 um 20:59 Uhr
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    blabla und blah!

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