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Fahrbericht Renault Zoe (2014): So weit die Zellen tragen

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Der Fokus in der aktuellen Elektrofahrzeugentwicklung und die damit verbundene Wirtschaftlichkeitsdebatte liegt gerade überwiegend auf der tatsächlichen Reichweite der Fahrzeuge und der finanziell gestalteten Bindung des Kunden an die Fahrzeugbatterie. Renault beschreitet aus Kosten- und Garantiegründen – anders als beispielsweise BMW dies mit seinem i3 tut – den Weg der monatlichen Batteriemiete; in Abhängigkeit zu Laufleistung und zeitlicher Gestaltung des Mietvertrags. Doch wie wird Renault mit der Reichweitenproblematik fertig? Ein Fahrbericht durch Stuttgart bei winterlichen Temperaturen – im Auftrag der Zukunft.

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Immer das Gleiche? Reichweite.

Renault ist so fair und differenziert in seinen Presseunterlagen zwischen „Reichweite nach NEFZ-Zyklus“ und „tatsächlicher Reichweite“. Die Reichweite nach NEFZ-Zyklus beträgt 210 Kilometer, die von Renault als „realistisch“ angegebene Reichweite beträgt je nach Witterungsverhältnissen 100 bis 150 Kilometer. Bei der Testfahrt waren es bei normaler Fahrweise sogar noch weniger – doch dazu später.

Galerie: Renault Zoe in Stuttgart (2014)

Renault Zoe in Stuttgart (2014)
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Nun kann man natürlich argumentieren, dass diese „Reichweiten-Debatte“ – die in etwa gleichzusetzen ist mit der „Verbrauchs-Debatte“ bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor – immer wieder die gleiche Thematik beinhaltet und einfach als Tatsache so anzunehmen ist. Kaum ein Journalist schreibe ja heute noch über den – oft großen – Unterschied zwischen angegebenem Verbrauch nach NEFZ-Zyklus und tatsächlichem Verbrauch bei realer Nutzung.

Jedoch ist der Verbrauchsunterschied bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor in Relation zur Abweichung der angegebenen und reellen Reichweiten bei Elektrofahrzeugen viel geringer und im Alltag weit weniger einschränkend. Ob man umgerechnet beispielsweise über 850 oder 780 Kilometer Reichweite (5,8 oder 5,3 l/100Km) beim BMW 120d oder über 210 Kilometer und nicht einmal 100 Kilometer spricht, ist ein gewaltiger Unterschied.

Zudem ist die Beeinflussbarkeit der Reichweite durch den Faktor Mensch bei einem konventionell angetriebenen Fahrzeug viel höher als bei einem Elektrofahrzeug. Nicht falsch verstehen: es geht hier nur um das Verhältnis der Angaben, nicht um die absoluten Reichweiten an sich; selbstverständlich erfährt das Elektrofahrzeug erst einmal ein ganz anderes Nutzungsgebiet.

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Renault Zoe Fahrbericht

Das Fahren.

Beim Einstieg spürt man sofort zwei Dinge: das Cockpit sieht futuristisch aus und die Sitze sind typisch französisch – inhaltliche Nostalgie gepaart mit zukunftsweisendem Interieurdesign passt doch wunderbar zusammen. Zudem sollte man sich auch immer wieder an den Einstiegspreis der kleinen Französin erinnern, der bei 21.700 € liegt.

Der freundliche Renault-Ansprechpartner hatte das Fahrzeug schon frühzeitig an eine Schnellladestation für den Hausgebrauch angeschlossen, sodass die Batterie zu 91 Prozent geladen war. Einmal vollständig Aufladen dauert am 230V-Haushaltsnetz zwischen 6 und 9 Stunden, an solch einem Schnellladegerät etwa 3 Stunden. Dann ist die Batterie zwischen 80 und 90% geladen, denn bei Elektrofahrzeugen ist es allgemein so, dass es ab 80 bis 90% Batterieladung sehr zeitintensiv wird.

Die durch den Bordcomputer angezeigte Reichweite lag bei 88 Kilometern (Erinnerung: das Fahrzeug war nahezu voll geladen). Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass der Vorgänger dieses Fahrzeug leistungsmäßig so stark beansprucht hat, dass der Bordcomputer die Reichweite herunter rechnete. Wie sich später herausstellte war dies eine falsche Annahme, denn während der Fahrt ließ sich die Reichweite – im Gegensatz zum vorher gefahrenen BMW i3 – durch nichts beeinflussen, nicht einmal durch das Ausschalten von Licht, Radio und Heizung (und das bei 3 Grad Außentemperatur).

Die im Voraus geplante Route durch das Stadt- und Vorstadtgebiet von Stuttgart war am Ende deswegen nicht vollständig abzufahren, denn es gehört schon eine gewisse psychische Überwindung dazu, mit noch 15 Kilometern Restreichweite eine Strecke von 5-8 Kilometern zu überwinden – klingt es doch hier auf dem Papier anhand der reinen Zahlen gar unverständlich, aber der Wohlfühlfaktor bei einer solchen Reichweiteneinschränkung sinkt mit jedem abgearbeiteten Kilometer. Zumal noch zusätzlich Schwankungen dazukommen: die Kilometer minimieren sich nicht konstant, sondern sprunghaft – je nach Straßenbeschaffenheit und -architektur.

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Elektroauto: Renault Zoe Technik

Elektronik. Medien. Multimedia. Technologie. Auto?

Klar ist: Emotion wird bei Renault entweder wenig berücksichtigt oder anders verstanden. Der Name „Zoe“ lässt zwar auf einiges hoffen – ist doch die Erwartungshaltung an eine Bekanntschaft mit Zoe aus Boulogne-Billancourt hoch und vielversprechend: Leidenschaft sowie emotionale Bindung würden im Vordergrund stehen.

Doch scheint auch dies nicht ganz gelungen zu sein. Alleine um die kleine Französin Zoe zu wecken, muss man eine Karte – optisch sowie haptisch ähnlich wie die günstigste Variante einer Fernbedienung eines Garagentoröffners aus den Achtziger-Jahren – in einen dafür vorgesehenen Schlitz unterhalb des Radios mit Touchscreen, dessen Optik an die Graphik von Need for Speed Underground erinnert, stecken. Sie wird weder in irgendeiner Form verankert noch magnetisch gehalten, so ist es theoretisch möglich, diese während der Fahrt zu entfernen. Was dabei passieren würde bleibt reine Spekulation.

Zwar sind Ansätze einer optischen Emotionalisierung mittels LED-Leuchten in Blau und einem durchdesignten Armaturenbrett zu erkennen; die Konsequenz, das, was ein futuristisches Fahrzeug zu einem wirklichen Anreiz für Käufer aber macht, ist noch nicht vollständig ausgereift und entwickelt.

Man kann sich eigentlich vermutlich unter Umständen hoffentlich schon darauf freuen. Wann?

Lassen wir die miesepetrigen Dauernörgler und Kritiker einmal außen vor und betrachten die Elektromobilität von Renault völlig neutral und ohne Vorurteile sowie Vorbehalte: reine Elektromobilität als Ergänzung für vorher klar definierte Strecken und/oder für das schnelle Einkaufen und Brötchen holen ist gut! Zudem steckt die Entwicklung bei allen Herstellern (bis auf einen) noch vollkommen in den Kinderschuhen.

Zwei konkrete Dinge, die bei der kleinen Zoe noch nicht zur unmittelbaren Begeisterung führen sind die tatsächliche Reichweite und die optische Attraktivität. Von allen Modellen der Renault Z.E.-Reihe (Zero Emission) ist dieses Fahrzeug zwar das mit einem gewissem Lifestyle und urbanem Faktor, jedoch lässt dieser Vergleich erstens nicht viel Spielraum nach oben zu und ist zudem noch zweifelhaft angesichts der Zielgruppe der anderen Baureihen von Renault. In naher Zukunft wird sich Renault dieser Thematik hoffentlich annehmen.

Bezüglich der Reichweite wäre es unter Berücksichtigung des – absolut gesehen – hohen Kaufpreises psychologisch deutlich besser, wenn auf dem Bordcomputer nach vollständiger Ladung tatsächlich die 200 Kilometer Restreichweite angezeigt werden würden. Auch wenn unsereins damit laut errechneten Durchschnittswerten täglich nur angeblich 16 bis 25 Kilometer weit fährt, hätte man eine relativ hohe Sicherheit und müsste nicht die ganze Zeit mit dem linken Auge die Restreichweite beobachten und dabei die Heizung ausschalten.

Der Begriff „im Durchschnitt“ heißt ja nicht, dass man nicht auch mal spontan weiter fahren möchte. Und wenn dann das Erstfahrzeug nicht in der Garage steht, weil dieses gerade unterwegs ist, ärgert man sich um den gerade erst verkauften Fiat 500, um diesen durch ein Elektromobil zu ersetzen. Ein Umdenken ist nötig, ja. Doch wir alle dürfen einen Faktor an uns selbst nicht unterschätzen: wir sind der Gewohnheit stärker hingezogen als wir es tatsächlich wollen und von uns denken.

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