Fahrbericht Volvo C40 Recharge (2022): Mehr als ein XC40 Coupé!

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Im Prinzip kann man sagen: Wer es stylischer und extravaganter haben will als den XC40 Recharge greift zum Volvo C40 Recharge. Aber bei der SUV-Coupé-Version geht es zusätzlich um Effizienz – und damit auch um Reichweite. Außerdem verspricht Volvo – neben unschlagbarer Performance in diesem Segment – ein nachhaltiges, komplett tierfreies Interieur. Wir schauen uns das genau an!

Den Abo-Modellen die Zukunft?

Wenn man sich durch den Konfigurator von Volvo klickt fällt als erstes auf, dass es nahezu nur noch Abo-Modelle gibt. Gewiss: Man kann jeden Volvo auch noch kaufen, aber die Homepage suggeriert, dass die Zukunft den Abo-Modellen gehöre. Wer weiß, vielleicht kommt es ja so?

Galerie: Volvo C40 Twin Engine Recharge im Test

Volvo C40 Twin Engine Recharge im Test
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Außenfarben im Abo ohne Aufpreis!

An zweiter Stelle fällt auf, dass die Außenfarben keinen Aufpreis kosten. Auch ungewöhnlich. Normalerweise schlagen besonders beliebte Außenfarben bei anderen Fahrzeugherstellern immer mit horrenden Aufpreisen zu Buche. Nicht aber bei Volvo. Unser Fusion Red Metallic des Testwagens kostet keinen Aufpreis im Abomodell – die anderen Farben auch nicht. Zettelt die chinesisch gesteuerte Schwedenmarke mit ihren Abo-Modellen als auch mit ihren kostenlosen Außenfarben hier etwa eine kleine Revolution an? Allerdings: Wenn man den C40 besitzen will, kostet “Fusion Red” einen Mehrpreis von 750 Euro. Die optionalen 20-Zöller (Serie 19 Zoll) kosten übrigens 660 Euro mehr.

XC40 Coupé = C40

Das “X” im Modellnamen verschwindet, damit geht auch die klassische “Geländewagen-Komponente” (ob sie beim XC40 jemals da gewesen ist?) und heraus kommt ein Coupé – ein SUV-Coupé. Oder ein Crossover-Coupé, wie sich so manch’ Marketing-Abteilung sprachlich verausgabt.

Grundsätzlich ist es richtig, dass sich beide Derivate sehr stark ähneln, sei es technisch, sei es optisch. Bis auf die Coupé-Silhouette des C40 Recharge, die den Grund-Charakter des 2,15 Tonnen schweren Schwedens dezent verändert: Vom Klassiker hin zum eleganten Trendsetter. Denn SUV-Coupés sind – machen wir uns nichts vor – gerade richtig im Trend. Damit dürfte auch sein ärgster Konkurrent auf dem deutschen Volumenmarkt klar sein: VW ID.5 GTX.

Die beiden Frontdesigns sind im Modelljahr 2022 noch nicht identisch, das Design des XC40 wird aber ab dem kommenden Modelljahr 2023 dem des C40 angeglichen, sodass beide Fronten nicht mehr zu unterscheiden sind. Anmerkung: Wenn Sie sich jetzt einen X40 bestellen, bekommen sie automatisch schon Modelljahr 2023, weil die Lieferzeiten mittlerweile über 9 Monate sind und das Modelljahr 2022 dementsprechend ausverkauft ist.

Bessere Aerodynamik, schnellere Beschleunigung

Aufgrund der Coupé-linie reduziert sich der cw-Wert (Luftwiderstandsbeiwert) des Volvo C40 Recharge von 0,329 beim XC40 Recharge auf ebenfalls weniger rekordverdächtige, aber immerhin selbstbewusste 0,319. Zum Vergleich: Ein VW ID.5 GTX hat einen cw-Wert von 0,27, der des “normalen” ID.5 liegt sogar bei 0,26. Das sind Welten in der Effizienz. Und das macht sich auch in der Reichweite bemerkbar. Wir kamen bei unseren Tests mit dem XC40 genau vor einem Jahr bei ähnlichen Temperaturen rund 240 Kilometer weit. Mit dem C40 jetzt waren es 270 Kilometer.

Volvo gönnt seinem gegenüber dem XC40 drei Kilo leichteren C40 sogar eine bessere Beschleunigung von 4,7 Sekunden – 0,2 Sekunden schneller. Das liegt freilich nicht an den drei Kilo oder an dem besseren cw-Wert, sondern ganz einfach an einer anderen Antriebssteuerung, geregelt über die Software.

Polestar-Power gibt es genug

Fühlt sich gut an, diese 4,7 Sekunden von 0 auf 100 Km/h. Und lässt einen vergessen, dass man dann doch in einem über Zweitonner sitzt. Wen wundert’s: Die beiden E-Maschinen mit einer Gesamt-Systemleistung von 300 Kilowatt (408 PS) sitzen normalerweise in einem Polestar und sorgen dort mit dem Surren von bis zu 13.900 Umdrehungen für das notwendige Herzrasen – dann auch über die bevormundenden 180 Km/h Höchstgeschwindigkeit eines jeden normalen Volvo hinaus. Wobei man fairerweise sagen muss, dass das Volvo-Limit von 180 Km/h weniger sicherheitsrelevante Merkmale zugrunde legt, als vielmehr technische Probleme löst. Denn würde der C40 mit 250 Km/h von Hamburg nach Warnemünde brettern, käme er wahrscheinlich ohne einen Ladestopp nur auf der Ladefläche der Rennleitung an.

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Wow! Was für ein cooles Interieur: Blaue Teppiche, schwarze Bezüge. Das macht richtig was her. Darüber hinaus ist das gesamte Interieur lederfrei.

Nur zwei Einschränkungen gegenüber dem XC40

Der Kofferraum ist mit 413 Litern gut nutzbar und packt ebenso viel wie der des XC40. Doch sein maximales Volumen bei umgeklappten Fondlehnen liegt zugunsten eines besseren cw-Wertes und eines schickeren Erscheinungsbildes ganze 130 Liter darunter (1.205 Liter absolutes Volumen).

Die zweite Einschränkung ist eine Gewöhnungssache: Die Sicht nach hinten ist mitnichten so gut wie im XC40 (und auch da gibt es im Vergleich übersichtlichere Autos). Das Coupé-Heck geht ganz klar auf Gunsten des Überblicks. Was auf der Fahrradstraße an der Hamburger Alster eher größere Nachteile mit sich bringt.

Volvo C40 mit 450 Millimetern Wattiefe

Eher ungewöhnlich scheint es für ein Elektro-SUV-Coupé eine Wattiefe anzugeben. Aber Fakt ist, dass XC40 und C40 gleichermaßen durch 45 Zentimeter hohes Wasser fahren können – ohne, so versichert uns Volvo – allen Fischen im Umkreis von 50 Metern einen tödlichen Hochvolt-Stoß zu geben. Volvo gibt sogar Böschungswinkel des C40 an (vorn: 20,1 Grad, hinten: 26,6 Grad), für diejenigen, die es wirklich wissen wollen. Offroad-Park irgendjemand?

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Volvos längstes Rücklicht im Programm – und das in Voll-LED-Ausführung.

Nachhaltiges Interieur – was auch immer das heißt

So nachhaltig ein Elektroauto mit 500 Kilogramm schwerem 78-kWh-Lithium-Ionen-Akku (netto 74 kWh) eben sein kann, so nachhaltig sind auch die 71 recycelten Plastik-Sprudelflaschen, aus denen die Teppiche im Volvo C40 Recharge gefertigt sind. Aber: Es sieht irgendwie richtig gut aus. Und fühlt sich auch gut an – bis auf die Fußmatten, die eher dünner Pappe gleichkommen als wohligem Teppich. Aber nun gut: Zum Wohle der Natur.

Und was noch auffällt sind die Dekore, die aussehen wie gezeichnete Berg-Reliefs. Sie sehen nicht nur so gut aus, sondern fühlen sich ebenso hochwertig an. Man findet sie in den Türinnenverkleidungen (auch hinten) als auch im Armaturenbrett.

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Preise, Qualität, Laden: Fazit zum Volvo C40 Recharge

Den Volvo XC40 gibt es mittlerweile als “Single Motor” mit E-Maschine an der Vorderachse (Testbericht hier). Der Volvo C40 Recharge soll nachziehen, jedoch verwehrt die allgemeine Chip-Situation zügigere Entwicklungen. Auf einen C40 muss man mittlerweile rund 8 Monate warten.

Sicherheit spielt natürlich beim C40 – wie bei jedem Volvo – eine übergeordnete Rolle: Sehr gut funktioniert die serienmäßige Assistenzarmada von der teilautonomen Spur- und Tempoführung bis hin zur Gegenverkehr-auf-der-eigenen-Spur-Erkennung mit Notbremsfunktion.

Auch der Volvo C40 ist der Beweis dafür, dass die Ladetechnik ausbaufähig ist. Über acht Stunden muss man den Schönen an der 22-kW-Wallbox vollladen lassen. Angegeben ist er mit einem Verbrauch von 22,3 kWh, wir verbrauchten 31,5. Für rund 380 Kilometer soll die Energie reichen, bei uns waren es wie schon gesagt 270 Kilometer. Mit 150 kW maximalem Ladestrom geht es übrigens in knapp 40 Minuten auf 80 Prozent. Das ist okay und gleichauf mit der größten Konkurrenz, aber weit weg von weltbewegend.

Die Qualität im Interieur ist Klasse, die Sitze halten den Körper gut im Zaum und geben einen großartigen Langstreckenkomfort. Wer es zackiger in den Kurven treiben will ist mit dem C40 allerdings trotz der Power nicht gut bedient. Zu sicher, zu konservativ ist hier die Abstimmung.

Für die Coupé-Form muss man über 2.000 Euro extra berappen. Der Volvo C40 Recharge Twin 1st Edition kostet ab 62.050 Euro. Attraktiv: Der Umweltbonus. Dieser liegt bei etwas über 4.000 Euro.

Bewertung Volvo C40 Recharge
Optischer Eindruck++++Sitzt stämmig und satt auf der Straße, schöne Signatur
Qualität Karosserie+++++Gute Verarbeitung, gleichmäßige Spaltmaße
Lackqualität Karosserie+++++Mehrschicht-Metallic-Lackierung, keine Orangenhaut
Qualität im Interieur++++Hohes Qualitätsniveau im Interieur – bis auf ein paar wenige Ausnahmen bei den Knöpfen
Sitzkomfort Cockpit++++Komfortable und schmale Sitze, gute Sitzposition, übersichtlich
Sitzkomfort Fonds++++Großzügige Platzverhältnisse hinten, luftiger Kopfraum
Digitales Bedienkonzept++++Einfach zu bedienendes System, Updates-Over-the-Air
Raumangebot (bezogen auf das Segment)+++++Großartiges Raumgefühl (mit Panorama-Glasdach)
Innenraumgeräusch / Dämmung++++Gute Dämmung der Fahrgastzelle, ruhiges Interieur auch bei 180 Km/h
Lenkung++++Widerstand einstellbar, gutes Lenkgefühl, hohe Präzision
Spurtreue+++++Sehr guter Geradeauslauf
Fahrwerk++++Gut abgestimmt, nicht variabel
Motor++++Lineare Leistungsentfaltung, angenehme Dosierung
Getriebeabstimmungn. v.
Innovation+++Innovative Features, Schwächen bei Antriebs- und Aerodynamik-Technologie
Preis+++Sehr teuer, aber es gibt Förderung – und es macht riesigen Spaß
Gesamteindruck++++
 +++++ = Maximum

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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