Fahrbericht VW Polo GTI: Arrogant – und das zu Recht.

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„Das Auto.“ Für viele ist dieser Werbeslogan mittlerweile der Inbegriff für Volkswagen, für einige ist er einfach nur das Exempel für pure Arroganz. Es ist ein Leichtes, sich diesen Titel selbst zu verleihen; es ist aber etwas Anderes, wenn dieser Titel von Außen bestätigt und anerkannt wird. Wenn Volkswagen etwas anpackt, hat es einfach Hand und Fuß – zumindest gilt dies für den Großteil der aktuellen Fahrzeugpalette von Volkswagen im Allgemeinen und für den Polo GTI im Besonderen. Schon beim Einsteigen in den 23.750 Euro (Grundausführung mit DSG) teuren Spitzen-Polo spürt man Perfektion in Materialauswahl und Bedien-Ergonomie – auch dank des überarbeiteten Multimediasystems. Nur die Stoffsitze im typischen GTI-Muster werden auf langen Strecken etwas ungemütlich.

Schon seit Kindheit GTI-Fan? Nein? Wir auch nicht. Sind es aber jetzt.

Irgendwie ging der Hype um die GTI-Modelle von Volkswagen bisher an uns vorbei. Wir wussten nicht einmal, dass „GTI“ für „Gran Turismo Injektion“ steht, weil wir uns nie wirklich Gedanken darüber gemacht haben. Mittlerweile ist GTI nicht nur eine technische Abkürzung, sondern in Deutschland und in den USA sogar eine eingetragene Marke der Volkswagen AG, die bei den Baureihen Golf und Polo zwischen den Serienmodellen und den Rennsport-Versionen mit dem Kürzel „R“ platziert ist.

Galerie: VW Polo GTI (2015) - im Stand

VW Polo GTI (2015) - im Stand
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VW Polo GTI (2015) - im Stand

Dabei dürfen die typischen GTI-Merkmale am Exterieur nicht fehlen: eine rote Leiste am Kühlergrill, eine aggressiver gestaltete Front- und Heckschürze, weniger Bodenfreiheit und das GTI-typische Karo-Muster auf den Sitzbezügen im Interieur sind nur die markantesten optischen Anzeichen der GTI-Versportlichungs-Kur.

Doch Optik ist ja nur das eine. Und – wenn auch unser perlweißer Testwagen bildschön war – weit weniger beeindruckend als seine inneren Werte.

Das Interieur begeistert in seiner Klarheit und Funktionalität.

Noch zünden wir nicht den Motor, sondern sind erst einmal begeistert von der Qualität des Interieurs – hatten wir bei unseren Kleinstwagen-Tests in der Vergangenheit teilweise schon stark gelitten.

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Die Einstiegsleisten des VW Polo GTI mit gleichnamigem Branding – auch hinten.

Die Beine schwingt man locker über die Schweller des VW Polo GTI mit gleichnamigem Branding und führt sie zu der perfekt ausgerichteten Aluminium-Pedalerie. Das dick bepolsterte Vollleder-Multifunktionslenkrad mit roten Ziernähten beherbergt Tempomat auf der linken Seite, Lautstärkeregelung, Telefon-, Musik sowie Menübedienung auf der rechten Seite und sieht dabei noch erstklassig aus. Beide Hände spüren sofort die exzellent platzierten Schaltpaddles an der Rückseite des Lenkrades.

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Das Lenkrad des VW Polo GTI schaut nicht nur super aus – es ist auch funktional und fühlt sich sehr gut an.

Das überarbeitete Multifunktionssystem mit Touchscreen und intuitiver Steuerung – ähnlich eines Smartphones – glänzt mit einfacher Bedienung, schneller Ladezeiten bei Adresseingaben, unproblematischer Kopplung mit dem Smartphone und einfaches und umfangreiches Abrufen von Telemetriedaten. Auffällig waren lediglich manche Navigationsansagen, die deutlich zu spät mitgeteilt wurden – und das bei normaler Geschwindigkeit.

Die Tasten für Fahrperformance (Sport und Schlupfregelung), Warnblinker und Sitzheizung sind alle – VW-typisch – in einer Reihe oberhalb des Bildschirms angesiedelt. Insgesamt ist jeder Schalter, jeder Hebel, jedes Bedienelement sehr gut und ohne Vorkenntnisse intuitiv zu erreichen.

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Das Cockpit des VW Polo GTI ist sehr intuitiv und aufgeräumt.

Und das ist wichtig, denn ein gutes Interieur benötigt keine Vorkenntnisse in Bedienung und Funktion. Dies ist beim VW Polo GTI auf jeden Fall gegeben. Auch fühlt sich jeder Knopf und Schalter haptisch satt an – ohne zu viel Spiel oder gar billige Leichtgängigkeit.

Die Sitze bieten guten Seitenhalt. Der Komfort lässt aber nach einigen Stunden nach.

Man sitzt gut in den Stoffsitzen mit GTI-Muster auf der Sitzmittelbahn und bei schnellen Kurvenfahrten generieren sie einen guten Seitenhalt – obgleich die Seitenwangen bei manchen Lenkbewegungen stören, da sie die Bewegungsfreiheit der Ellbogen einschränken.

Bei langen Autofahrten nimmt der Komfort ein wenig ab, da die Sitzlänge nicht verstellbar ist und eine Lordosenstütze fehlt. Das spüren groß gewachsene Fahrer dann im Rücken und in den Beinen.

Ein ruhiger und ausgeglichener Vierzylinder-Motor mit sattem Klang.

So, jetzt genug der Vorstellung mit ruhendem Motor, Autos sind zum Fahren da – und der VW Polo GTI sowieso. Ganz oldschool wird der Schlüssel an der Lenksäule herumgedreht, bevor der 1,8 Liter große Vierzylinder mit einem sehr angenehm satten und tiefen Raunen zum Leben erwacht. Das haben wir in obigem Video so gut es geht dargestellt.

Schon jetzt spürt man die fertigungstechnische Präzision, mit der dieser Motor zusammengebaut wurde. Es gibt beim Anfahren zwar kein emotionales Feuerwerk – wie beispielsweise beim Abarth 595 Competizione – dafür aber eine kraftvolle, souveräne Ruhe; lediglich die Schaltvorgänge unter Vollast bewirken ein kurzes Zwischenfeuer in deutsch-gediegener Form.

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Der VW Polo GTI macht auch nachts am Stuttgarter Schloss ordentlich was her.

Der stärkste Werks-Polo dieser Generation beschleunigt mit seinen 192 PS und 250 Nm Drehmoment in 6,7 Sekunden von 0 auf 100 Km/h. Volkswagen gibt hier die gleiche Zeit mit manuellem Sechsgang-Schaltgetriebe an. Wir können aber bestätigen, dass das Doppelkupplungsgetriebe im VW Polo GTI fast so schnell ist wie beim Porsche Boxster S. Aufgrund dieser Tatsache fällt es schwer zu glauben, dass der Schalter genau so schnell von 0 auf 100 Km/h kommt, wie das Doppelkupplungsgetriebe.

 

>>> Teil 2: VW Polo GTI: Nachtfahrt durch die bunten Straßen von Collmar.

>>> Teil 3: Mit dem VW Polo GTI zum Sonnenaufgang in den Schwarzwald.

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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