Honda e “Advance” (113 kW) Fahrbericht: Handschmeichler in Groß – mit Schwächen

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“Also das größte Manko ist für uns tatsächlich auch die Reichweite”, erzählen mir Vater und Sohn an der Ladestation von Volkswagen Financial Services in Braunschweig. Aber ansonsten sei der Honda e ein großartiges Auto, setzen sie fort. Ja, das finde ich auch. Aber ich weiß auch: Der Honda e spaltet und regt zu Diskussionen an. Zurecht? Definitiv, denn er ist zwar ein optisches Highlight, hat aber – neben oder gerade aufgrund seines Luxus-Anspruchs – auch seine Schwächen. Wir hatten den Elektro-Kleinwagen als Honda e Advance (113 kW statt 100 kW) im Test!

Alle Autos verkauft für 2 Tesla und einen Honda e

“Wir haben unsere drei Verbrenner-Autos allesamt verkauft und uns zwei Tesla und jetzt ganz neu einen Honda e gekauft”, erzählen mir die Beiden, die den sonntäglichen Lade-Stopp bei VW in Braunschweig nutzen, um mit dem Hund rauszugehen. Ja, wieso nicht, denke ich mir. Aber immer zur 12 Kilometer entfernten Ladestation von VW Financial Services zu fahren, um dort (noch kostenlos) zu laden und währenddessen sich die Füße zu vertreten? Ich habe eben (noch) keinen Hund.

Und außerdem auch keine Lust, bei Wind und Wetter den Hund ins Auto zu verfrachten um dann 12 Kilometer zu fahren und dort eine Dreiviertel-Stunde spazieren zu gehen. Und überhaupt – wenn überhaupt wohlgemerkt – will ich gar keinen kleinen Hund, sondern einen richtigen. Groß soll er sein. Ein Hund, einen Buddy eben. Naja, anderes Thema. Jedenfalls wäre der Honda e dann innen nur dreckig und auch viel zu klein. Und ich mag keine dreckigen Autos.

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Laden mit dem Honda e bei VW Financial Services. Im Vergleich zu den Fahrzeugen im Hintergrund (die auch nicht alt sind) macht der Honda e optisch ganz schön was her.

Und in Braunschweig ist es mit Laden alles andere als üppig. In unserer Tiefgarage gibt es keine Anschlüsse (nicht einmal eine Steckdose), Kabel vom Balkon hängen ist keine Option. Und wenn ich auf die Ladekarte auf meinem Smartphone schaue, sehe ich erst in der Innenstadt die nächsten Lademöglichkeiten. Oder eben bei VW Financial. Also bleibt mir erstmal nichts anderes übrig als halbwegs entspannt zu VW zu fahren, um zu laden. Mit einem Honda. Danke VW.

Nun, das als persönliches, individuelles Eingangsproblem. Dafür kann das Auto überhaupt nichts. Aber ich bin mir sicher, dass ich damit nicht alleine dastehe.

Galerie: Honda e Advance Elektroauto im Test

Honda e Advance Elektroauto im Test
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Das Interieur ist luftig, digital und dementsprechend modern.

Überraschend exklusiver Kleinwagen – Schmuckstück!

Vollkommen überrascht hat mich das Interieur als ich mich zum ersten Mal nach Anlieferung in den Honda e setze. Alles digital – eine breite Display-Front auf dem Armaturenbrett. Japanische Kirschbäume auf dem Display begrüßen mich. Erstmal ein bisschen überfordert, wo welche Einstellung sitzt, denke ich mir dennoch: “Wow, das ist echt luxuriös”. Man fühlt sich wie in einer Mini-Luxus-Lounge. Feine Holz-Dekore, hochwertige Stoffe und selbst gute Kunststoffe bilden den Schwerpunkt des gesamten Innenraums.

Und selbst im Fond gibt es diese erlesene Materialauswahl. Gut, wir müssen auch am Boden bleiben: Es ist kein Rolls-Royce, auch kein Panamera. Aber von allen Kleinwagen, die ich bislang testen konnte, ist dieser der hochwertigste seit Langem.

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Was für ein gigantisches digitales Cockpit! Die Materialien sind sehr hochwertig, die Verarbeitung fein. Die Haptik der Taster und Oberflächen eine Wonne. Und die Übersicht erst ..! Wenn jetzt noch die Auflösung der Displays besser wäre und es die Option auf physische Außenspiegel gäbe, wäre es perfekt. Denn: Schauen Sie mal auf die Integration der Monitore der digitalen Außenspiegel: Das sieht doch wirklich aus wie bei K.I.T.T. – oder nicht?

Das einzige ist die Auflösung der Displays, die ein bisschen stört. Denn bei genauem Beschäftigen mit der Menüstruktur, mit den Icons und Apps und all dem was man anschließen und auch verbinden kann fällt auf, dass die Displays leicht pixelig sind. Und die digitalen Außenspiegel an den Seiten könnten ein bisschen eleganter eingesetzt sein. Aber im Großen und Ganzen ist das Interieur wirklich beeindruckend. Und ich fühle mich auf der Stelle wohl.

Überragender Wendekreis, spritzige Fahrdynamik

Wie viele Hersteller von Elektroautos konstruiert auch Honda für ihren e eine eigene Plattform. Der leistungsstärkere Honda e Advance, den wir als Testwagen hatten, verfügt über 113 kW, also 154 PS und 315 Nm Drehmoment. Die Beschleunigung (von 8,3 Sekunden) beeindruckt vor allem wegen des Drehmoments aus dem Stand, überrascht jedoch nicht. Das gleiche Drehmoment produziert der Motor übrigens auch in der Basisversion, die 136 PS (100 kW) Leistung entwickelt und den Honda e in dieser Variante in 9,0 Sekunden auf 100 km/h bringt.

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Wie bei K.I.T.T. (Knight Rider)! Nur irgendwie doch anders: Denn das hier sind die digitalen Außenspiegel, an die man sich erst gewöhnen muss. Aber man kommt gut mit ihnen klar. Echte Außenspiegel bleiben trotzdem mein Favorit.

Doch vollkommen cool ist der 8,6 Meter kleine Wendekreis: Ich fühle mich auf dem Supermarktparkplatz wie ein Einpark-Held. Durch seine kompakten Abmessungen, seiner Gewichtsverteilung von 50:50 zwischen Vorder- und Hinterachse sowie durch seinen niedrigen Schwerpunkt lässt sich der Honda e sogar richtig sportlich und dynamisch durch die Überland-Kurven fahren. Neben dem per Knopfdruck aktivierbaren One-Pedal-Driving (voll cool, dass beides in dem Auto möglich ist), verfügt der Honda e über zwei Fahrmodi: den Normalmodus für ein ruhiges, entspanntes Fahren durch die Stadt und den Sportmodus mit noch direkterem Ansprechverhalten.

Technische Daten zum Honda e

Honda eHonda e Advance
(16-Zoll-Räder)
Honda e Advance
(17-Zoll-Räder)
MotortypElektromotorElektromotorElektromotor
AntriebsradHinterradantriebHinterradantriebHinterradantrieb
GETRIEBE   
GetriebetypAutomatisches Einganggetriebe
MOTOR   
MotortypElektromotorElektromotorElektromotor
LEISTUNG   
Max. Leistung (kW / PS)100 / 136113 / 154113 / 154
Max. Drehmoment (Nm)315315315
0-100 km/h (Sek.)9,08,38,3
Höchstgeschwindigkeit (km/h)145145145
CO2 kombiniert (g/km)000
Reichweite (WLTP)222 km222 km210 km
ELEKTROANTRIEB & BATTERIE   
Batteriekapazität (kWh)35,535,535,5
ElektromotortypDCDCDC
On-Board-LadegerätAC
Kapazität des On-Board-Ladegeräts6,6 kW AC6,6 kW AC6,6 kW AC
Ladedauer bis 100 % 
(ab dem Aufleuchten der Anzeige für niedrigen Ladestand)
   
7,4 kW Typ 2 AC (öffentlich):4,1 Stunden
2,3 kW Typ 2 AC (privat):18,8 Stunden
Ladedauer bis 80 % 
(ab dem Aufleuchten der Anzeige für niedrigen Ladestand) – 
DC-Schnellladung
   
100 kW CCS2 Ladestation:30 Minuten
50 kW CCS2 Ladestation:31 Minuten
Batterie-TemperaturmanagementAktivAktivAktiv
BatterietypLithium-IonenLithium-IonenLithium-Ionen
RADAUFHÄNGUNG   
Vorn und hintenMacPherson-Federbein, geschmiedetes Aluminium (Spurstangenhebel und unterer Lenker)
LENKUNG   
TypVariable Übersetzung
Lenkradumdrehungen3,1
Wendekreis (Räder)8,6 Meter (Radius: 4,3)
Wendekreis (Karosserie)9,2 Meter (Radius: 4,6)
BREMSEN   
VornElektronische Servo-Bremsen der 2. Generation, 15-Zoll-Bremszange, innenbelüftete Scheibenbremsen
HintenElektronische Servo-Bremsen der 2. Generation, 15-Zoll-Bremszange, Scheibenbremsen (mit EPB)
ABMESSUNGEN   
Länge (mm)3.8953.8953.895
Breite (mm)1.7501.7501.750
Breite mit Außenspiegel-Kameras (mm)1.7521.7521.752
Höhe – unbeladen (mm)1.5121.5121.512
Radstand (mm)2.5302.5302.530
Spurweite vorn (mm)1.5201.5201.510
Spurweite hinten (mm)1.5161.5161.506
Bodenfreiheit – mit Fahrer (mm)145,2145,2145,2
Bodenfreiheit – bei voller Beladung (mm)118,7118,7118,7
Sitzplätze444
Kofferraumvolumen – alle Sitze aufgestellt (Liter, VDA-Messmethode) 171171171
Kofferraumvolumen – Rücksitze umgeklappt, dachhoch (Liter, VDA-Messmethode)861861861
Kofferraumvolumen – Rücksitze umgeklappt, fensterhoch (Liter, VDA-Messmethode)571571571
     

35,5 kWh kleine Batterie für nur geringe Reichweiten

Der Lithium-Ionen-Akku besitzt eine Brutto-Kapazität von 35,5 kWh und lässt sich per Schnellladefunktion in 30 Minuten auf 80 Prozent aufladen – laut Honda. Beim Basismodell soll man damit eine Reichweite von bis zu 222 Kilometer erzielen können (WLTP). Mit dem Honda e Advance mit 17-Zoll-Rädern sollen es nur 210 Kilometer (WLTP) sein. Bei unseren Tests mit viel Stadt, ein bisschen Überland und wenig Autobahn kamen wir rund 160 Km weit. Das ist okay, aber nicht rekordverdächtig. Spontane Wochenend-Trips sind damit schwer möglich, weil der Honda e vor allem auf der Autobahn bei rund 130 Km/h richtig Reichweite verliert. Aber klar: Reichweite hängt von der Batteriekapazität ab. Und bei 35 kWh Brutto-Energiegehalt ist eben nicht so viel möglich.

Laden dauert länger als eine halbe Stunde

Der Honda e hat eine Schwäche beim “Schnellladen”. Und das weiß Honda selbst auch, gibt nur versteckt eine Ladeleistung von 56 kW per CCS2 an. Aber diese 56 kW stehen an der Schnellladesäule nicht einmal am Anfang. Hier zeigten die Anzeige zwischen 42 und 45 kW an. Und das auch nur am Anfang. Nach ein paar Minuten fällt diese Ladeleistung stark ab.

Honda e advance beim Laden 294x360 - Honda e "Advance" (113 kW) Fahrbericht: Handschmeichler in Groß - mit Schwächen

Das Laden an der Haushaltssteckdose funktioniert indes gut. Die 35,5-kWh-Batterie kann auch mit einem Typ-2-AC-Anschluss aufgeladen werden. Bei 7,4 kW Ladeleistung dauert das vollständige Laden rund 4 Stunden.

Der in die Fronthaube integrierte Ladeanschluss ist von beiden Seiten des Fahrzeugs leicht zugänglich und kann per Schlüssel entriegelt werden. Es geht wohl auch über die Honda-App, aber das haben wir nicht ausprobiert. Der Anschluss wird von LEDs unter einer transparenten Abdeckung beleuchtet, die auch den Ladestatus anzeigen. Das sieht ziemlich cool und futuristisch aus.

Gewöhnungsbedürftig ist allerdings der Anschluss in der Mitte der Haube: Denn alle anderen Elektroautos haben ihn seitlich, was gerade beim CCS-Laden oft angenehmer ist. Aber wenn man es weiß und sich daran gewöhnt hat, gibt es auch hiermit keine Probleme.

Im Innenraum kann der Fahrer den Batteriestatus sowie die aktuellen Energieströme im System auf den beiden Touchscreens ablesen.

Fazit zum Honda e Advance

Honda bietet den e in zwei Ausstattungslinien an: In der Basisvariante verbindet der Honda e 222 Kilometer Reichweite nach WLTP (160-180 Kilometer im Alltag und in der Stadt) mit einer umfassenden Ausstattung. Der Honda e Advance verfügt wahlweise über 16-Zoll- oder 17-Zoll-Alufelgen, eine höhere Motorleistung und ein Rückfahrkamerasystem, dessen Bilder im Innenspiegel angezeigt werden. Ebenfalls gibt es ein leistungsstarkes Audiosystem, eine beheizbare Windschutzscheibe und ein beheizbares Lenkrad sowie den Honda Parking Pilot.

Der Honda e ist ein großer Handschmeichler mit einem sehr hohen Qualitätsanspruch. Er sieht verdammt gut aus, fährt sich aufregend und kann einiges. Nur das Laden ist nicht so schnell wie gedacht und angegeben und der geringe Stauraum macht es einen im Alltag schwer.

Für dieses Gesamtpaket zahlt man mindestens 33.850 Euro. Für den Honda e Advance muss man mindestens 38.000 Euro auf den Tisch legen. Ein stolzer Preis, aber man bekommt ein starkes Auto dafür.

Bewertung Honda e
Optischer Eindruck+++++Superschönes und interessantes Design: Schlicht, modern, ja, futuristisch – und wahrscheinlich zeitlos
Qualität Karosserie+++++Sehr gute Verarbeitung, gleichmäßige Spaltmaße und Fugen überall, stimmige Haptik der Türen und Hauben
Lackqualität Karosserie+++++Gute Lackqualität, keine Orangenhaut
Qualität im Interieur+++++Hochwertige Materialien, ebenso hochwertige Verarbeitung
Sitzkomfort Cockpit++++Gute Sitze, ebenfalls hochwertige Materialität (Stoff)
Sitzkomfort Fonds+++Für Kurz- bis Mittelstrecken gut
Digitales Bedienkonzept++++Sehr große Displays, fast alles digitalisiert, manchmal komplizierte Menüführung
Raumangebot (bezogen auf das Segment)+++Raumangebot gering, gefühltes Raumangebot hoch – aber kleiner Kofferraum
Innenraumgeräusch / Dämmung++++Ruhiges Interieur
Lenkung++++Präzise und direkt, könnte im Sport-Modus aber mehr Widerstand bieten
Spurtreue++++Sicheres Fahrgefühl, hält die Spur immer, super Assistenzsysteme (Lane Assist)
Fahrwerk++++Gut abgestimmt
Motor++++Guter Durchzug, gute Dosierbarkeit, spritzig
Getriebeabstimmungn. A.Eingang-Getriebe
Innovation++++Hohe Innovation z. B. durch Digitalisierung
Preis++Für einen Klein(s)twagen teuer, bietet aber enorm viel
Gesamteindruck+++++
 +++++ = Maximum

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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