Ich will Dich, Alpine A110 – als Kurvenräuberin für’s Nirgendwo
Wir Italiener haben ja den Alfa 4C – schon seit Längerem. Und während die Bremsscheiben unseres kleinen Supersportlers auf so manchem Händler-Hinterhof leider eins mit den Bremszangen werden, entlassen die geschätzten Franzosen ihre ganz besondere Alternative pünktlich zum Frühjahr auf die Straßen. Die Alpine A110 ist – im Gegensatz zum Alfa 4C – tief in der Motorsportgeschichte verwurzelt und sieht nicht nur fantastisch aus, sondern bringt genau all das mit, was sogar (m)ein italienisches Herz vollkommen aus der Ruhe bringt.
La macchina delle emozioni
Zugeben würden wir das niemals. Nein, niemals. Nach Veröffentlichung dieses Kommentars als Italienerin und dementsprechende Alfa Romeo-Anhängerin sollte ich auch besser Undercover leben. Widerstehen kann ich der kleinen Französin in Blaumetallic trotzdem nicht. Also riskier’ ich’s. Ich stehe zu meinen Gefühlen. Das wenigstens kann ich mir als stolze Italienerin nicht vorwerfen (lassen).
Galerie: Alpine A110 - Erste Bilder aus Genf
1.080 Kilogramm, Sport-Schalensitze im Interieur mit gesteppten Seitenwangen aus Leder, einem kleinen und leichten 1,8 Liter Turbo-Vierzylinder mit 250 PS vor der Hinterachse und einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe klingt nicht nur beim Lesen wie Musik in den Ohren, sondern ist sicherlich auch auf der Straße ein Hochgenuss. Alleine wenn ich das obige Video sehe und fortwährend zurückspule und wieder abspiele und wieder zurückspule und …
Alpine A110, komm mit mir mit auf eine Reise ins Nirgendwo
Noch sind wir den kleinen Supersportler für rund 55.000 Euro nicht gefahren. Aber alleine der Klang beim Beschleunigen, wie im Video dargestellt, die technischen Daten, die Erfahrung von Renault-Alpine aus dem Motorsport und aus der Geschichte sowie das wunderschöne Blechkleid versprechen grenzenlosen Fahrspaß.
Stellen wir uns vor: Samstag Morgen, halb 7. Es hat frische 17 Grad, die Sonne bereitet sich gerade auf den Tag vor. Schließlich muss sie den Asphalt erhitzen. Die Zahnbürste schmeiß ich in einen der beiden Kofferräume und los geht’s: ab in die Vogesen. Ab auf Kurvenjagd. Einfach so, ohne Route; dort, wohin mich meine Alpine drängt. Und so geht es Kurve für Kurve, federleicht, präzise, ohne spürbare Lastwechsel. Und wenn es dunkel wird ist nicht nur für atemberaubende Sonnenuntergänge hinter den malerischen Hügeln gesorgt, sondern auch für eine exzellente kulinarische Wohltat für das Kurvenräubern mit Suchtpotenzial.
Gut – genug der Träumerei. Der Preis ist zwar etwas unter dem Alfa 4C, jedoch immer noch relativ teuer für ein kleines Spaßgerät. Mit meinem Redaktionsgehalt bleibt die Alpine ohnehin eher digital als Bildschirmhintergrund. Allerdings bekommt man einen sehr hohen Serienumfang sowie ein deutlich besser verarbeitetes und gestaltetes Interieur als beim italienischen Wettbewerb.
Klar ist: der neue Porsche 718 Cayman ist knapp 4.000 Euro günstiger, hat – bis auf mehr Leistung und mehr Gewicht – nicht so viel an Bord und ist im Unterhalt deutlich teurer. Dafür ist er größer und im Alltag sehr wahrscheinlich praktischer. Doch die Größe ist ja gerade das, was den Reiz der Alpine ausmacht. Klein, leicht, wendig. Das, womit Porsche früher einmal groß geworden ist.