In Hannover steht ein Porsche-Bus! Grund genug für eine Bildergeschichte (2/2)
Im ersten Teil unserer Geschichte über den VW Transporter hatten wir über die Entstehung des VW Bulli im Jahr 1950 und die anschließende rasante Erfolgsgeschichte mit dem Bau eines eigenen Werks für dieses Fahrzeug in Hannover berichtet. Im Laufe dieser vergangenen sechzig Jahre wurden und werden immer wieder Sonderfahrzeuge angefertigt – teilweise sogar Einzelstücke für Kunden, die auf solche Fahrzeuge auf Grund ihrer Geschäftsausrichtung angewiesen sind. Darunter auch ein Porsche-Bus, den wir entdeckt haben. Die Philosophie von VW Nutzfahrzeuge ist eindeutig und konsequent: jeder Kunde soll das für seine Transportzwecke am besten geeignete Fahrzeug erhalten. Die Hannoveraner Bulli-Bauer sind stolz darauf, im weltweiten Transportergeschäft am konsequentesten auf die Wünsche ihrer Kunden einzugehen. Es folgt eine Bilder-Story des Rundgangs durch die kleinen Heiligen Hallen von Volkswagen Nutzfahrzeuge inklusive Restaurations-Workshop und Details des Porsche-Bus.
Separate Manufakturfertigung für ganz besondere Wünsche
Was der breiten Öffentlichkeit gar nicht so bekannt ist: neben dem bekannten Serienangebot werden in Hannover mit großem Engagement Umbauten und Spezialfahrzeuge praktisch in einer separaten Manufakturfertigung gebaut.
Galerie: Virtueller Rundgang durch die kleinen Heiligen Hallen von Volkswagen Nutzfahrzeuge
Emil hieß das Forschungsprojekt von Volkswagen Nutzfahrzeuge. Das Institut für Transportation Design (ITD) der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig bearbeitete gemeinsam mit der Volkswagen AG und DHL das Forschungsprojekt „EMIL - Erprobung nutzfahrzeugspezifischer Elektromobilität“. Mit den Methoden des Design Thinking erforschten Mitarbeiter des ITD neuartige Ideen rund um die Elektromobilität im Wirtschaftsverkehr. Dabei begleiteten sie Nutzer in ihrem Alltag, schrieben Nutzungsszenarien, skizzierten Ideen, testeten am Funktionsmodell und holten sich im Design Discussion Lab Feedback von Nutzern und Kunden ein. Die sozialwissenschaftliche Begleitforschung zu Elektro-Caddys im Alltag der Postzusteller gab Erkenntnisse über die Integration von Elektromobilität in den Alltag und die Steigerung der Akzeptanz in der Gesellschaft. Gepaart mit Erkenntnissen aus der Zukunftsforschung wurde neben nutzerfreundlichen Entwürfen ein Gesamtbild von Gestaltungsoptionen für die Zukunft entwickelt. Die Ergebnisse flossen in das elektrische Lieferfahrzeug VW eT! ein.
Stetig hat die Zahl von Sonderanfertigungen und absoluter Spezialfahrzeuge im Transporterbereich seit Beginn der Fertigung in Hannover zugenommen. Die in Hannover geltende Philosophie – jedem Kunden stellen wir das für seine Transportzwecke notwendige Fahrzeug zur Verfügung – wird bis heute hoch gehalten.
Es gibt kaum ein zweites Automobilunternehmen, das sich so intensiv um teilweise äußerst spezielle Kundenwünsche im Transporterbereich kümmert und diese realisiert. Möglich ist dies nur dadurch, daß in Hannover äußerst engagierte Mitarbeiter (teilweise arbeiten in Hannover 4 Generationen gleichzeitig!) sich zum Ziel gesetzt haben, auch die ausgefallensten Kundenwünsche zu realisieren. Der einzelne Kunde steht hier mit seinen speziellen Wünschen absolut im Vordergrund. Man spürt den Stolz der Mitarbeiter auf diese Besonderheit.
Das bekannteste Sondermodell: “Sambabus”
Berühmt ist das Kleinbus-Sondermodell T1 “Sambabus”, das von 1950 – 1967 produziert wurde. Es wurde bereits auf der IAA Frankfurt im Jahr 1951 präsentiert und war mit einer Zweifarbenlackierung, acht zusätzlichen Glasfenstern im Dach (seitlich, je 4 Stück) sowie mit einem großen Faltschiebedach ausgestattet – für maximalen Freiraum und maximales Licht.
Der Sambabus in der Sammlung in Hannover wurde 1963 gebaut und trägt einen 1.493 ccm großen Vierzylinder-Motor mit 42 PS in sich und hat damit eine Höchstgeschwindigkeit von ganzen 105 Km/h – wie entschleunigend. Insgesamt 1,8 Millionen Fahrzeuge wurden vom T1 gebaut.
Ein Porsche-Bus mit Porsche-Motor – schon damals!
Aus dem Jahr 1985 stammte die Kleinserie “Porsche B32”. Was wie ein US-Amerikanischer Bomber klingt, ist ein nicht minder harmloser VW-Bus mit speziellen Fähigkeiten: ursprünglich durch die Porsche Entwicklungsmannschaft als Begleitfahrzeug für Porsche Testfahrten gedacht, entstanden zehn Kundenfahrzeuge auf Basis des T3 Caravelle, ausgestattet mit dem 3,2 Liter-Sechszylinder-Motor des Porsche Carrera mit 231 PS (inklusive der 911 Bremsanlage und den Original Porsche Rädern/Fuchs-Felge).
Die Höchstgeschwindigkeit des B32 lag bei fast unglaublichen 185 km/h – was damals bei vorausfahrenden Fahrzeugen auf der Autobahn nur Irritationen und ungläubiges Kopfschütteln auslöste und manche dieser Fahrer veranlaßte, die linke Spur vor ungläubigem Schreck nicht mehr zu verlassen. Denn es konnte ja nicht sein, was nicht sein durfte – daß ein VW Bus (dem man ja diese Leistung von außen kaum ansah) noch bei 180 km/h die Lichthupe betätigte, um überholen zu wollen! Doch das hatte auch seinen Preis: damals musste man dafür 160.000 DM auf den Tisch legen.
Serienmäßiges Angebot Transporterfahrzeuge
Zur Vollständigkeit halber: das Serienangebot der Volkswagen Transporter bestand und besteht aktuell aus folgenden Fahrzeugen:
- Pritschenwagen mit einfacher Kabine (mit normaler oder verbreiterter Ladefläche)
- Pritschenwagen mit Doppelkabine
- Kastenwagen
- Kleinbus bzw. Kombi mit bis zu neun Sitzplätzen einschließlich Fahrer (13 Fenster einschl. Fenster in den Türen)
- Bus Sondermodelle (z.B. „Samba-Bus“ mit 23, später 21 Fenstern und Faltschiebedach)
- Einsatzfahrzeuge einschließlich Krankenwagen (mit Sonderaufbauten von Fremdherstellern)
- Verkaufswagen mit Hochdach und Seitenklappe
- Campingbus mit Campingausstattung (heute: California) (mit Scheren-Aufstelldach oder später Klappdach mit Innenzelt und zwei zusätzlichen Schlafplätzen in der Dachebene)