Renault Mégane GT oder Golf GTI? Hinterachslenkung oder Frontdifferenzial?

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Frontantrieb, fünf Türen, vier Zylinder, ein Turbolader, etwas über 200 PS – gerade an der Schwelle zur Beförderung zum Hothatch: beide Fahrzeuge, VW Golf GTI Performance als auch Renault Mégane GT, unterscheiden sich von der Konfiguration kaum. Und doch sind sie verschieden – nicht nur optisch. Zwei Lenk-Philosophien treffen aufeinander: Hinterachslenkung bei den Franzosen oder ein ausgefuchstes Frontdifferenzial? Lohnt sich der Blick auf die rund 3.500 Euro günstigere Mégane-Topversion? Wir hatten den Renault Mégane GT im zweiten Test.

Zwei verschiedene Philosophien

Der neue Renault Mégane GT verfügt über eine serienmäßige Hinterachslenkung, die bei Geschwindigkeiten ab 80 Km/h mit einem Winkel von einem Grad ihre Räder parallel zur Vorderachse stellt. So wird eine höhere Spurtreue und Lenkpräzision erreicht.

Bei Geschwindigkeiten von unter 80 Km/h wirken die Räder zu Gunsten der Wendigkeit gegenläufig – mit einem Winkel von bis zu 2,7 Grad.

Mit dem VW Golf GTI Performance 2.000 Kilometer durch Oesterreichs Steiermark Volkswagen Golf 7 GTI im Test und Fahrbericht bei AUTOmativ.de mit Benjamin Brodbeck 56 - Renault Mégane GT oder Golf GTI? Hinterachslenkung oder Frontdifferenzial?
Mit einer Hinterachslenkung kann der VW Golf GTI – selbst mit Performance-Paket – nicht auftrumpfen. Dafür verfügt die Performance-Version (32.775 Euro) über ein spezielles Vorderachsdifferential, das ihn spurtreu aus den Kurven zieht.

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Aber benötigt man dies tatsächlich? Leider sind wir vom Golf GTI bislang nur die Performance-Version mit größeren Bremsscheiben und dem speziellen Vorderachsdifferential gefahren, das die Kräfte der einzelnen Vorderräder extrem gezielt und konstant auf die Straße verteilen kann.

Galerie: Renault Mégane GT im zweiten Test

Renault Mégane GT im zweiten Test
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Renault Mégane GT im zweiten Test

So, als würde man von einer unsichtbaren Kraft auf Schienen aus der Kurve gezogen. Hier ist auch der – möglicherweise verwirrende – obige Preisunterschied festzumachen. Für die Performance-Version des Golf GTI legt man noch einmal einen Tausender obendrauf.

Ähnliches erfährt man bei der Hinterachslenkung bei Renault: in der Limousine Talisman Initiale Paris ist jene ebenfalls wiederzufinden. Porsche vertraut auch auf dieses Prinzip, wenn auch in Kombination mit einer völlig anderen Antriebskombination.

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Auch sie arbeitet hochpräzise, führt das Heck sauber durch enge Spitzkehren und gibt eine exzellente Stabilität auf der Autobahn. Die Lenkung ist sehr präzise und vermittelt in schnellen Kurven und bei Lastwechseln wenig Fahrzeugmasse.

Doch das spezielle Frontdifferenzial beim Golf GTI vermittelt der Lenkung einen noch präziseren Fahreindruck. In Kombination mit dem adaptiven Fahrwerk

Renault Mégane GT mit hochwertigem Interieur

Vorbei die Zeiten, in denen bei Renault alles nur aus klapprigem Plastik war. Das Interieur ist gut geworden – klar, großflächige Kunststoff-Landschaften sind weiterhin vorhanden, aber in Kombination mit eleganten Dekoren, Lederapplikationen und Alcantara-Sitzen durchaus vertretbar.

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Also, Renault Mégane GT oder VW Golf GTI Performance?

Beide Fahrzeuge verfügen über ein mehr oder minder gleich gut schaltendes Doppelkupplungsgetriebe, ein schönes Interieur in hoher Qualität und eine beeindruckende Lenkpräzision.

Die Sitze des Renault Mégane GT sind besser ausgeformt – geben so deutlich mehr Seitenhalt – und machen insgesamt einen sportlicheren und hochwertigeren Eindruck. Auch die Schaltpaddles des Franzosen fassen sich besser. Und er verfügt zwar über 25 PS weniger, hat dafür aber die Funktion einer Launch-Control. Heißt: zwei mal lang an beiden Schaltpaddles ziehen – Bremse – Vollgas – und Fuß von der Bremse. Das hat der Golf GTI – trotz Volkswagen-Konzern-Technik – nicht an Bord.

Kann man sich also die 3.500 Euro Aufpreis sparen und in Zusatz-Equipment investieren? Das ist leider nicht so einfach. Der Mégane GT ist aus wirtschaftlicher und vernünftiger Sicht die bessere Alternative. Man darf dann nur niemals mit einem Golf GTI Performance durch die engen Spitzkehren der Alpenpässe fahren. Niemals.

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Der Golf GTI mit Performance-Paket hat nicht nur 25 PS mehr unter der Haube – er hat ein so überzeugendes Kurvenverhalten, dass selbst wir mit Fronttriebler-Allergie nicht mehr von ihm und den Kurven in der Steiermark loskamen. Die (sogar optionalen) Sportsitze mit Stoff-Sitzmittelbahn und Alcantara-Seitenflanken geben nicht so gut Seitenhalt, wie die des Mégane GT. Doch die Interieur-Verarbeitung und das allgemeine Qualitätsniveau rechtfertigen zumindest nochmal 500 Euro des Preisunterschiedes.

Auch ist die Hinterachslenkung mit Gewicht verbunden. Das fällt beim Golf GTI Performance – trotz höherer Kurven-Präzision – weg. Wenn man also nicht so ganz genau auf den finanziellen Einsatz schauen muss und einfach das Beste in diesem kompakten Segment haben möchte, ist der Golf die klare Wahl.

Wer übrigens noch einmal 1.000 Euro übrig hat, der muss sich das adaptive Sportfahrwerk gönnen. Dann wird die ganze Sache eine Genussfahrt. Zwar – für einen Golf – total unwirtschaftlich, aber was soll’s. Man lebt nur einmal.

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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