Jeep Compass 1.4 Fahrbericht: Cool, aber träger Motor und schwammige Lenkung
Der Jeep Compass ist ein cool aussehendes SUV. Vor allem in Perlweiß macht er ganz schön was her. Aber fährt er sich auch gut? Vor allem mit dem 1,4 Liter kleinen Vierzylinder und der Neungang-Automatik? Uns hat er nicht überzeugt.
Jeep Compass 1.4 schwach auf der Brust
Das Auto sieht einfach cool aus: Lässig, typisch Ami – und trotzdem kompakte Dimensionen. So stellt man sich US-amerikanischen Lifestyle doch vor, oder? Und nachdem wir den Jeep Renegade so gefeiert haben, überzeugt der Compass optisch allemal.
Optisch. Und auch nur am Exterieur. Denn kommen wir zum ausführlichen Test von AUTOmativ, im Gelände als auch Onroad: Der Jeep Compass kommt mit dem 1,4 Liter kleinen Vierzylinder aus dem FCA-Konzern mit 170 PS Leistung. Das klingt viel, ist es aber in Kombination mit der 9-Gang-Automatik dann irgendwie nicht. Denn sie verschluckt viel Leistung.
Ordentlicher Offroader
Das merkt man weniger im Gelände im Steinbruch: Dort fühlt er sich recht wohl. Federt zwar oftmals harsch ein, doch hält die Karosserie recht ruhig. Das können wir durchgehen lassen. Die Neungang-Automatik hilft dem Jeep mit vollkommen ruckelfreiem Antriebsstrang über Höhen und durch Tiefen. Auch die Übersicht im Auto ist gut.
Zu viele Schwächen für eine Kaufempfehlung
Auf der Autobahn zeigt er sich dann von seiner weniger potenten und perfekten Seite: Neben der schwammigen Lenkung und seiner fehlenden Spurtreue (als wäre das nicht schon genug) pfeift es ab 150 km/h am Außenspiegel bzw. an der Tür links auch noch. Nervig. Und das „Lane Sense“ genannte Assistenzsystem macht für mich nicht nur keinen Sinn, sondern nervt genau so wie das Gepfeife. Auch die Abstimmung des ACC ist nicht wirklich sauber: Es überholt rechts. Das sollte es nicht, weil es in den meisten EU-Staaten nicht erlaubt ist, rechts zu überholen.
Dass dauerhaft Vibrationen im Lenkrad sind kann von unserem vorigen Geländeeinsatz kommen, muss aber nicht. Und vor allem: Sollte es so sein, wäre es schlecht. Denn ein Jeep Compass muss Gelände aushalten – auch ohne anschließende Vibrationen im Lenkrad.
Auch scheint die Sonne an diesem Tag zum linken Seitenfenster rein – die Tachoinstrumente spiegeln dauerhaft. Ich werde geblendet und halte schützend schon meine Hand davor bis die Autobahn eine weitere Kurve macht. Das ist bei manchen Autos so, aber dann nur in einem ganz bestimmten und kleinen Winkel. Beim Jeep Compass mit dieser Ausstattung ist der Winkel zu groß.
Beim Durchbeschleunigen von 100 Km/h bis 180 Km/h erscheint die Motor-Getriebe-Kombination träge – und nicht auf das Auto abgestimmt. Der Motor ist zu schwach für 9 Gänge, denn schon im achten Gang bemerke ich einen Geschwindigkeitsrückgang. Das passt einfach nicht zusammen: Kleiner Hubraum und lange 8. und 9. Gänge.
Auch gehen die Gangwechsel an sich sehr langsam vonstatten, die Drehzahlen sind zu hoch bevor weiter hochgeschaltet wird und der Motor fängt dabei an zu dröhnen. Die Quittung ist dann auch noch ein unverhältnismäßig hoher Verbrauch. Weil, klar: Zu kleiner Hubraum, zu viel Gewicht, zu lange Gänge, zu hohe Drehzahlen, um Power zu liefern. Schade Jeep, das war wohl nix.
Angenehm straff abgestimmtes Fahrwerk
Die Kräfte der Vorderachse beim Einlenken sind am Lenkrad stark zu spüren. Feedback in der Lenkung ist gut, aber solche Kräfte sollten herausgefiltert werden. Trotzdem ist das Fahrwerk auf Überlandstraßen angenehm: Es federt straff ein und ist auch für Kurven ordentlich abgestimmt.
Das Lederlenkrad fasst sich großartig: Denn es ist dick aufgepolstert und dabei griffig. Auch die Sitze sind gut. Bei ihnen fehlt aber leider die längere Beinauflagefläche.
Das Soundsystem „Beats Audio“ ist in Ordnung, aber wenn der Bass und die Lautstärke aufgedreht werden, scheppert die rechte Türinnenverkleidung. Auch das sollte bei einem amerikanischen SUV nicht sein.
Testwagenpreis rund 42.000 Euro
Unser Testwagen Jeep Compass 1.4 Limited mit 9-Gang-Automatik hat ein Grundpreis von 35.900 Euro. Dazu kommt die Außenfarbe „Pearl White“ für 890 Euro Aufpreis, 19 Zoll Felgen für 790 Euro Aufpreis und die Sitze in Leder Schwarz (muss immer mit elektr. Sitzverstellung geordert werden) für einen Aufpreis von 1.490 Euro.
Dann kommt das Navigations- und Soundpaket „Beats Audio“ dazu für 1.690 Euro, das Parkpaket mit Rückfahrkamera für 890 Euro, das Sichtpaket mit Bi-Xenon Scheinwerfern für 890 Euro und eine Anhängerkupplung, mit der der Jeep Compass bis zu 1.900 Kilogramm ziehen kann für 700 Euro. Des Weiteren war noch die elektrische Heckklappe mit adaptiver Geschwindigkeitsregelanlage (komisches Paket) für 690 Euro an Bord sowie das Panorama-Dach für 1.290 Euro.
Fazit zum Jeep Compass 1.4 Limited (2019)
Ohje, da hat Jeep nicht alles richtig gemacht. Möglich ist, dass einige Mängel nur an unserem Testwagen waren – oder dass sie von unserem vorigen Geländeeinsatz kamen. Beides nicht gut. Und der Testwagen eben insgesamt auch nicht gut. Was man ihm zugute halten muss: Man bekommt viel amerikanisches Flair für relativ wenig Geld. Aber die Technik überzeugt auf keinen Fall. Warten wir auf das Facelift – vielleicht werden die Dinge dann besser.