Kia ProCeed GT 1.6 T-GDi als Handschalter im Fahrbericht: Mehr Spaß mit 6?
Im Januar 2019 konnte ich zum ersten Mal den Kia ProCeed GT mit 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe Überland sowie auf der Rennstrecke fahren. Der koreanische Shooting Brake, der – wie auch der neu vorgestellte Arteon Shooting Brake – dem Panamera Sport Turismo nacheifert, überzeugte durch präzise Abstimmung und ansprechende Optik. Jetzt hatten wir ihn als Handschalter bei uns. Ob er noch mehr Spaß macht, obwohl er ein bisschen langsamer beschleunigt?
Angenehme Power
Nach wie vor befeuert ein 1,6-Liter-Vierzylindermotor den Kia ProCeed GT. Er verfügt über 204 PS und 265 Nm Drehmoment. So weit so unspektakulär. Was Kia antriebsseitig aber auf jeden Fall dazugelernt hat: Der Motor klingt satt und sonor. Nicht zuletzt natürlich durch die Sportabgasanlage mit Klappensteuerung, die durch den Sport-Taster offen geschaltet wird. Nicht zu präsent, nicht zu laut – eher ruhig und warm brabbelt es aus den Endrohren. Das ist echt angenehm.
Sollte es auf der Autobahn einmal zu sehr dröhnen (kann unter Umständen je nach Empfinden vorkommen), deaktiviert man den Sportmodus. Klappe offen und gleichzeitig Normal-Modus geht allerdings ab Werk nicht.
Einen beherzten Gaspedalbefehl setzt der Kia ProCeed zügig um. Der brutale Schub bleibt angesichts der dafür relativ moderaten Leistung aus – dennoch macht die konstante Beschleunigung entlang einer angenehm zu dosierenden Drehzahlkennlinie in Kombination mit dem Motor- und Abgasklang Spaß.
7,6 Sekunden von 0 auf 100 Km/h
Die unteren Gänge beim manuellen Getriebe sind leicht kürzer übersetzt als beim Doppelkupplungsgetriebe. Deswegen geht es im unteren Geschwindigkeitsbereich mit dem Sechsgang-Handschalter etwas knackiger zu. Allerdings ist die Beschleunigung von null auf 100 km/h durch zugkraftfreie Schaltwechsel beim DSG mit 7,5 Sekunden um 0,1 Sekunden schneller als mit dem Handschalter.
Handschalter: Mach‘ mir Freude!
Es ist schon so: Selber arbeiten im Cockpit hat was. Nach wie vor. Auch bei einem modernen Auto. Und gerade bei einem sportlichen Topmodell einer Baureihe.
Die Abstimmung der Schaltmechanik ist knackig. Auch unter Stress lassen sich die Gänge souverän einlegen – und das über kurze und über mittellange Wege. Die Kupplung verfügt über einen exzellenten Druckpunkt und lässt sich somit ohne Eingewöhnungszeit direkt sportlich belasten.
Kia ProCeed GT und Langstrecke: Kann er das?
Nun, über 1.000 Kilometer auf unserer Route von Braunschweig nach Leonberg und wieder zurück sind mit dem Kia ProCeed GT entspannt. Man sitzt sportlich – heißt tief – im Fahrzeug. Die Sitze umschließen einen und geben guten Seitenhalt. Und auch das manuelle Sechsgang-Getriebe macht Spaß – auch wenn man sich auf der Autobahn meist im sechsten, manchmal beim Zurückschalten im fünften Gang befindet. Der Durchzug in beiden Gängen ist gut.
Einzig der Verbrauch bei sehr sportlicher Fahrweise jenseits der 180 Km/h ist hoch. Jetzt könnte man sagen: naja, normal, wenn man so schnell fährt. Jein. Zum einen fehlt der lang übersetzte siebte Gang für eine höhere Effizienz auf Autobahnen. Zum anderen saugt ein kleiner Turbobenziner bei hohen Drehzahlen und hohen Lasten bei ebenso hohen Geschwindigkeiten viel Benzin aus dem Tank. Ist so. Ein bisschen größerer Hubraum und ein Siebengang-Getriebe (ganz gleich ob manuell oder automatisch) würde die Autobahn-Effizienz steigern.
Also sofern man schon jetzt weiß, dass man mit seinem Kia ProCeed GT viel Autobahnfahren wird – und das zügig – heißt das: Doppelkupplungsgetriebe. Mehr Hubraum ist leider nicht optional.
Fazit und Preise des Kia ProCeed GT
Der hier gezeigte Testwagen kostet 36.769 Euro. Der Preis setzt sich folgendermaßen zusammen:
- Kia ProCeed GT Grundpreis: 31.690 €
- Design-Paket: 790 €
- Optionen: 4.289 €
- Türprojektoren GT: 120 €
- Performance Abgasanlage: 1.199 €
- Glasdach mit elektrischem Glasschiebedach (ausstellbar): 990 €
- Navigations-Paket (UVO-Connect, JBL, Verkehrszeichenerkennung, Kartennavigation): 1.290 €
- Komfort-Paket: 690 €
Ich bleibe dabei: Wenn ich mir einen Kia ProCeed GT privat kaufen würde, wäre das Doppelkupplungsgetriebe meine Wahl. Ich schalte mittlerweile einfach zu gerne mit Schaltpaddels hinter dem Lenkrad und höre beim Zwischengas-Geben das leichte Brabbeln oder Ploppen in der Abgasanlage. Darüber hinaus schaltet das DSG einfach schneller – und ist somit auch schneller in der Beschleunigung. Einziger Punkt, den ich mir privat überlegen würde, wäre der Aufpreis für das DSG. Und da kommt der Schwabe in mir durch ..
Andererseits kann ich nachvollziehen, dass man den Handschalter bevorzugt. Das Getriebe ist großartig übersetzt, die Schaltwechsel gelingen einfach und intuitiv. Die Kupplung hat einen schönen Druckpunkt. Beste Voraussetzungen also für die Qual der Wahl.
Bewertung Kia ProCeed GT Handschalter | |
Optischer Eindruck | +++++ |
Qualität Karosserie | ++++ |
Lackqualität Karosserie | ++++ |
Qualität im Interieur | ++++ |
Sitzkomfort Cockpit | ++++ |
Sitzkomfort Fonds | ++++ |
Digitales Bedienkonzept | +++ |
Raumangebot | +++++ |
Innenraumgeräusch / Dämmung | ++++ |
Lenkung | +++++ |
Spurtreue | ++++ |
Fahrwerk | ++++ |
Motor | +++ |
Getriebeabstimmung | ++++ |
Innovation | ++ |
Preis | ++++ |
Gesamteindruck | ++++ |
+++++ = Maximum |