Koenigsegg Regera: 400 Km/h mit 1.500 PS und ohne Getriebe – Wie?!
Auf dem Genfer Automobilsalon hat Koenigsegg das erste Megacar der Welt vorgestellt, den Koenigsegg Regera. Und nein, ein Bugatti Veyron scheint wirklich nicht vergleichbar. Gleichnamiger Koenigsegg-Chef Christian ist einer der kreativsten und erfinderischsten Tüftler und Fahrzeughersteller der Welt. Vor knapp einem Jahr kam er mit einer Idee für seinen ersten Hybrid-Supersportwagen – wie beispielsweise der Porsche 918 Spyder einer ist – will aber den Begriff Hybrid in dem Zusammenhang nicht hören. Denn der Regera kommt ohne Getriebe aus – aber wie funktionert das?
Keine Hybride bei Koenigsegg.
Christian von Koenigsegg wollte nie einen Hybrid-Supersportwagen bauen. Der Supersportwagen One:1 war eine klare Ansage an Porsche, Ferrari und McLaren, die nur mit Elektro-Power neue Leistungsdimensionen erreichten – Koenigsegg hingegen blieb bei ähnlichen Leistungsdaten konventionell.
Vor ungefähr einem Jahr tauchten bei den Schweden erste Modelle und Ideen auf, wie man Elektro-Power nutzen könnte, ohne einen klassischen Hybrid-Sportler auf die Räder zu stellen. Auf dem diesjährigen Autosalon Genf war es dann so weit: Koenigsegg stellte ein Fahrzeug mit 1.500 PS bei 6.000 U/min vor, das kein Getriebe besitzt. Wie das geht?
5.0 Liter V8 und drei Elektromotoren – 2.000 Nm Drehmoment.
Das Herz des Koenigsegg Regera ist der bekannte 5,0-Liter-V8 Motor, der mit Hilfe von drei Elektromotoren auf ein Drehmoment von 2.000 Nm gepusht wird.
Der Elektromotor an der Kurbelwelle (der auch als Anlasser und Generator genutzt wird) hat 215 PS; die beiden an der Hinterachse verfügen jeweils über 241 PS und steuern damit auch das Torque Vectoring – richtiges Torque Vectoring, keines durch Bremsen gesteuertes.
Die Batterie ist wassergekühlt und verfügt über neun KWh bei 620 Volt. Laut Koenigsegg sei dies die am höchsten verdichteste Batterie in einem Serienfahrzeug.
Niedrigeres Gewicht als bei konventionellen Antrieb.
Zusätzlich kommt noch, dass das ganze Elektro-System nur 90 Kilogramm wiegt. Was wie ein Witz klingt, ist tatsächlich Tatsache. Hätte der Regera nur den 5,0-Liter-V8 Motor mit dem Siebengang-Getriebe von Koenigsegg, würde er insgesamt sogar mehr wiegen.
Insgesamt wiegt der Koenigsegg Regera 1.630 Kilogramm – mit vollem Tank und Startklar.
Von 0 auf 400 Km/h in unter 20 Sekunden.
Nur zum Vergleich: Ein Porsche 918 Spyder benötigt 23 Sekunden, um von 0 auf 300 Km/h zu kommen. Das ist ziemlich .. abgefahren?
Und das alles ohne Getriebe?
Nicht ganz – die Leistung muss ja schon irgendwie auf die Straße gebracht werden. Aber zumindest kein Getriebe im traditionellen Sinn, sondern nur einen Gang mit der Übersetzung 2.85:1 – mehr nicht.
Was die Ingenieure bei Koenigsegg kreiiert haben, heißt Koenigsegg Direct Drive, kurz KDD. An Stelle eines Doppelkupplungsgetriebes verbauen die Schweden kein Getriebe, sondern nutzen die 700 PS des Elektrosystems und die 1.100 PS des V8-Motors, um sich gegenseitig zu unterstützen.
Das Elektro-System ist für die unteren Drehzahlen und Geschwindigkeiten zuständig, der konventionelle Motor arbeitet erst ab 30 Km/h und entfaltet bei 6.000 Umdrehungen, zusammen mit den Elektromotoren, sein volles Potenzial von 1.500 PS. Ab 2.000 U/min liegen 2.000 Nm Drehmoment an, diese halten auch bis zur Maximaldrehzahl von 7.000 U/min.
Der Clou dabei ist, dass Verbrennungsmotor und Elektromotoren immer zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen bzw. ineinander übergreifen. Und das macht auch Sinn, denn bei niedrigen Geschwindigkeiten bzw. niedrigen Drehzahlen kann selbst ein Hubraum-starker Motor keine ordentliche Kraft auf die Räder stemmen.
Man muss sich das so vorstellen, als würde man im fünften Gang anfahren wollen. Deswegen übernehmen die Elektromotoren alleine die Beschleunigung bis auf 30 Km/h und erst dann wird der V8-Motor gestartet und an den Antriebsstrang gekoppelt. Wichtig hierbei ist, dass der Job der Elektromotoren noch lange nicht zu Ende ist, da der Motor ohne Getriebe bei einem langen Übersetzungsverhältnis (2.85:1) kaum Kraft aufbringen könnte und die Elektromotoren an der Kurbelwelle und an der Hinterachse ihn mit Kraft unterstützen.
Die Geschwindigkeits- und Beschleunigungswerte sind abgefahren? Nicht annähernd so wie die Technik dahinter an sich.
Drei Auspuffendrohre.
Und weil das elektrische System so gefordert wird, benötigt es einen eigenen Auspuff, um die Hitze abzuleiten. Dieser befindet sich in der Mitte.
Damit es beim Beschleunigen nicht wie ein reines Elektroauto klingt und auch Emotionalität nach Außen dringt, hat der weltbekannte Abgasanlagen-Tüftler Akrapovic eine spezielle Abgasanlage entwickelt, die den Sound des V8-Motors bei Geschwindigkeiten unter 30 Km/h so wiedergibt, als würde der Motor hochdrehen.
1,9 Millionen US-Dollar für den Koenigsegg Regera.
Wann man das Meisterwerk kaufen kann, ist noch nicht final geklärt. Doch wie viel er kosten soll steht schon ziemlich fest: 1,9 Millionen US-Dollar. Für so ein technisches Wunderwerk und im Vergleich zu anderen, weit weniger innovativen Unternehmen (Lykan) wahrlich seines Preises wert.