Leitpfosten: Was wir von Ihnen alles lesen können – gerade im Notfall
Sie sind unscheinbar, weisen uns – vor allem auf späten Heimwegen – den Weg über kurvige Landstraßen. Sind immer da und aus dem Straßenbild nicht mehr wegzudenken. Bei uns hat mal ein Abarth 695 Yamaha Testwagen dran glauben müssen, weil ich sie beim Rückwärtsfahren übersehen habe. Umgangssprachlich bekannt unter der nicht korrekten Bezeichnung „Bake“ heißen sie in Wirklichkeit Leitpfosten. Oder umgangssprachlich korrekt „Begrenzungspfahl“ oder „Straßenbegrenzungspfeiler“. Sie verfügen vielerorts über mehr Informationen als man denkt. Und das kann im Notfall sogar Leben retten.
Leitpfosten existieren in Westdeutschland seit 1957
Der deutsche Leitpfosten besteht seit März 1957 in Westdeutschland. Er ist aus einem 12 Zentimeter breiten und einem Meter hohen, hohlen, dreieckigen Kunststoffkorpus. Wenn er auf eine Leitplanke aufgesetzt ist (kommt heutzutage häufig vor), fällt die Grundlänge entsprechend der Höhe der Leitplanke kürzer aus. Er ist oben hin zur Fahrbahn abgeschrägt. Parallel dazu ist eine 25 Zentimeter breite Binde aus schwarzer Kunststofffolie angebracht. Darin sind eingelassene Reflektoren: vorne bzw. rechts ein rechteckiger weißer Reflektor und auf der Rückseite bzw. links zwei kleinere runde weiße Reflektoren. Sie reflektieren in der Dunkelheit das Scheinwerferlicht. Straßeneinmündungen sind an den sogenannten Eckleitpfosten mit gelben Reflektoren gekennzeichnet.
Die Leitpfosten geben wichtige Informationen
Harz. Wunderbare Kurvenpassagen bergaufwärts entlang sprudelnder Bäche. Herrlich. Doch Mobilfunknetz ist hier kaum – Google Maps oder Karten funktioniert nicht oder nur eingeschränkt. Die Standort-Positionierung über GPS geht zwar, aber: Wie ging das noch gleich? Egal, es wird ja nichts passieren.
Und wenn doch?! Hier ist es auf jeden Fall hilfreich die Baken lesen zu können. Die Leitpfosten sind nicht nur eine Verkehrseinrichtung, die der Abgrenzung der Fahrbahn und einem besseren Erkennen des Verlaufs dienen, sondern sie verfügen vielerorts (nicht überall) über wichtige Straßen- und Positions- und Verkehrsinformationen.
Die Leitpfosten stehen in Deutschland maximal 50 Zentimeter von der äußersten befestigten Kante der Straßenoberfläche. In der Regel sind sie alle 50 Meter (in Österreich 33 Meter) aufgestellt. Man kann grob sagen: Auf jeder Straßenseite sind immer mindestens fünf Leitpfosten sichtbar.
Auf manchen ist ein schwarzer Pfeil angebracht. Dieser zeigt in Richtung der nächsten Notrufsäule. Aber es gibt noch eine weitere Funktion in vielen Teilen Deutschlands (sonst als separate Schilder): Sie werden auch als Kilometersteine und Stationszeichen genutzt – wie in diesem Fall hier auf den Bildern zu sehen. Auf der einen Seite ist der Landkreis mit seinem Kürzel sowie der Straßenname zu lesen. Auf der anderen Seite steht die Kilometerzahl, also die Kilometrierung sowie auch die Abschnittsnummer. Die Seiten der Leitpfosten wechseln sich ab (hinten/vorne), damit man auch beim Vorbeifahren im Wechsel beide Seiten lesen kann.
Die Kilometrierung beginnt bei jeder Kreuzung wieder bei Null (0). So kann man sich ungefähr vorstellen, wo die nächste Kreuzung liegt und wie weit man von einer solchen entfernt ist.
Kommunikation mit Wildtieren
Leitpfosten können sogar über Licht Wildtiere davon abhalten, auf die Straße zu laufen. Denn bei Strecken mit vermehrter Wildwechselgefahr werden häufig rote, blaue oder blau-weiße Katzenaugen angebracht. Der Winkel ist so eingestellt, dass das Scheinwerferlicht in der Dämmerung und Nacht in den seitlichen Straßenraum gelenkt und so eine zusätzlich breite Streuung verursacht wird. Das Wild nimmt die unruhigen Lichtstrahlen wahr und scheut zurück.