Neuer Kia Sportage Fahrbericht: Mit eigenem Radstand für Europa
Der neue Kia Sportage kommt in der fünften Modellgeneration mit einem für Europa eigenständigem Radstand. Dadurch soll der SUV für europäische Straßen noch optimaler geeignet sein. Auch seine Fahrdynamik soll durch eine spezifische Abstimmung noch präziser sein. Aber ist dem auch so? Wir haben den Asiaten in der GT-Line mit 48 Volt Mild-Hybrid-System und 180 PS getestet und waren von seinem Design sowie seiner Ausstattung überzeugt. Aber seine fahrdynamischen Fähigkeiten warfen bei uns Fragen auf.
Kia Sportage Abmessungen und Kofferraumvolumen
Nach wie vor verbindet der Kia Sportage ein großzügiges Raumangebot und viele praktische Lösungen. So haben sich die Außenmaße des SUV nur geringfügig verändert: Mit einer Länge von 4.515 mm, einer Breite von 1.865 mm und einer Höhe von 1.650 mm sind die Abmessungen mit seinem Vorgänger nahezu identisch.
Auch der Fondbereich verfügt über großzügige Platzverhältnisse. Gerade mit dem optionalen Glaspanoramadach fühlt man sich auch in der zweiten Reihe wohl. Die Übersicht nach vorne ist gut.
Das Raumangebot ist gewachsen: Das gilt nicht nur für den Fond, sondern auch für das Gepäckabteil, das jetzt je nach Antriebsvariante bis zu 591 Liter fasst. Zum Vergleich: Der Vorgänger Kia Sportage hatte 503 Liter.
Mehr und größere Displays im Interieur
Ein besonders auffälliges Element im Interieur ist das gewölbte Panoramadisplay mit den großformatigen Bildschirmen des volldigitalen Kombiinstruments und des Navigationssystems (jeweils 31,2 cm).
Der Touchscreen ist für Fahrer und Beifahrer zugleich die zentrale Benutzerschnittstelle. Dank der umschaltbaren Multi-Mode-Bedienleiste unterhalb des Bildschirms soll es besonders intuitiv zu bedienen.
Das Navigationssystem beinhaltet die Online-Dienste Kia Connect, die Echtzeitinformationen und App-gesteuerte Fernbedienungsfunktionen. Karten- und andere Software-Updates kann der neue Sportage künftig auch drahtlos „Over the Air“ (OTA) empfangen.
Zögerliche Gasannahme, unausgewogene Kurvendynamik
Zwar hat Kia Lenkung und Fahrwerk gegenüber dem Vorgänger als auch gegenüber dem Modell mit langem Radstand für Asien optimiert, aber so richtig kam diese Optimierung bei unseren Fahrten nicht zur Geltung.
Das technische Layout des Fahrwerks besteht aus einer Vorderachse mit MacPherson-Federbeinen und einer Hinterachse mit einer Vierlenkerachse. Also nichts Besonderes, aber auch nichts Schlechtes. Kia sagt aber, sie haben eine Reihe neuer Technologien eingeführt. Vor allem in der Ausführung GT-line (unser Testwagen war der Kia Sportage in der GT-Line) gibt es eine serienmäßige elektronische Dämpferkontrolle (Electronic Control Suspension, ECS), die durch eine kontinuierliche Dämpfungsregelung den Komfort und die Sicherheit regeln soll. Im Prinzip soll das System sogar eine Art Wankausgleich darstellen. Es soll sogar bei Hindernissen die Dämpfungskraft anpassen können, um diese möglichst komfortabel zu bewältigen und den Einfluss von Nachschwingungen auf die Räder zu reduzieren.
Entweder sind wir einfach viel zu kritisch, unser Testwagen war mit diesen Systemen nicht ausgestattet oder die Pressemitteilung greift zu hoch. Damit das klar ist: Der getestete Kia Sportage in der GT-Line fährt sich gut – solange man im Eco- oder Normal-Modus unterwegs ist und nicht überdurchschnittlich flott (flott, nicht schnell oder gar sportlich) durch Landstraßen-Kurven fährt. Er rollt gut ab, federt komfortabel-direkt, meldet in der Lenkung gut zurück, neigt seine Karosserie in Kurven leicht, aber nicht übertrieben unangenehm. Für das ganz normale Fahren ist das auch gut.
Sobald man aber die erste Silbe des Sportage herausfordert und auch noch denkt, „man habe ja die sportliche GT-Line“, wird man enttäuscht: Die Karosserie drängt den SUV in Kurven stark nach Außen, die höheren Drehzahlen lassen den Motor stark dröhnen und das Doppelkupplungsgetriebe lässt die Gänge zu lange stehen und ist bei so manchem Bremsvorgang irritiert. Die Lenkung bleibt zwar mit für diese Klasse ordentlichem Widerstand und auch ordentlicher Präzision ausgestattet, aber sportlichen Fahrspaß mit direkter Befehlsumsetzung bekommt man nicht.
À pro pos direkte Befehlsumsetzung: Die Gasannahme aus dem Stand wirkt oft – und das trotz 12 kW starker E-Maschine, die direkt mit der Kurbelwelle verbunden ist – stark verzögert. Das ist nicht nur an Ausfahrten mit regem Verkehr aufregend, sondern auch auf unbefestigten Wegen mit Steigung (siehe Video). Eine ordentliche Dosierung lässt sich mit dieser Konfiguration nicht realisieren. Schade.
So macht das Auto seinem Namen einen Strich durch die Rechnung – und das trotz 180 PS. Damit verspricht die GT-Line zwar eine spannende Optik und eine gute Ausstattung, aber keinen zusätzlichen Fahrspaß. Leider.
Antriebspalette Kia Sportage
Die Antriebspalette des Kia Sportage beinhaltet – neben einer Plug-in Version – zwei Benziner mit 150 und 180 PS sowie einen Diesel mit 136 PS. Alle Motorisierungen verfügen über ein 48-Volt-Mildhybridsystem namens EcoDynamics+. Wir hatten dieses Antriebssystem übrigens auch schon im Kia Rio im Test.
Die Mildhybride sind je nach Variante und Ausführung mit Front- oder Allradantrieb sowie Sechsgang-Schaltgetriebe oder Sieben-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe (DCT) erhältlich. Ausschließlich für die Basisversion Edition 7 wird darüber hinaus eine nicht hybridisierte Variante des Einstiegsbenziners mit Schaltgetriebe und Frontantrieb angeboten.
Plug-in Hybrid mit neuem E-Handling System
Der neue Sportage Plug-in Hybrid bildet mit einer Gesamtleistung von 265 PS die Topmotorisierung ab. Der serienmäßig allradgetriebene Teilzeitstromer kann rein elektrisch bis zu 140 Stundenkilometer schnell fahren und lässt sich in nur einer Stunde und 45 Minuten von 10 auf 100 Prozent aufladen.
In den Varianten des Kia Sportage Plug-in Hybrid, die mit konventionellen Dämpfern ausgestattet sind, kommt ein neues E-Handling-System zum Einsatz. Es steigert die Fahrdynamik und die Stabilität in Kurven und nutzt die Drehmomentwerte des Elektromotors, um die Rückmeldung der Lenkung und die Stabilität in kritischen Fahrsituationen zu verbessern.
Mehr Angebot von Komfort- und Assistenzsystemen
Zu den neuen Komfort- und Assistenzsystemen des Kia Sportage gehören neben den adaptiven Dual-LED-Scheinwerfern ein Autobahnassistent, ein Stauassistent, ein Auspark-Kollisionsvermeidungsassistent, ein Ausstiegsassistent, der Insassenalarm und der für den Plug-in Hybrid erhältliche Remote-Parkassistent.
Funktional erweitert wurden der Frontkollisionswarner, der nun mit Abbiegefunktion und Querverkehrerkennung verfügbar ist. Die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage kommt mit Stop-and-go-Funktion, die auch navigationsbasiert arbeitet, der Totwinkelassistent, jetzt mit Lenk- und Bremseingriff sowie Monitoranzeige, und der Querverkehrwarner, der nun eine Notbremsfunktion besitzt. Alle eben genannten Systeme sind natürlich je nach Antriebsvariante serienmäßig oder ausstattungsabhängig.
Markteinführung, Preise, Serienausstattung und Konfigurationen
Der neue Kia Sportage wird ab dem 29. Januar 2022 bei den deutschen Händlern stehen. Die Preise beginnen bei 27.790 Euro für die Einstiegsversion.
Der Kia Sportage als Plug-in Hybrid steht ab Anfang April 2022 beim Händler. Die Preise hier beginnen bei 37.212,50 Euro für den Kia Sportage 1.6 T-GDI in der Basisversion Edition 7. Der serienmäßig bereits umfassend ausgestattete Sportage Plug-in Hybrid kostet 44.390 Euro. Die 7-Jahre-Kia-Herstellergarantie gilt auch für die Batterie.
Durch die Innovationsprämie von 7.177,50 Euro (4.500 Euro staatliche Prämie, Herstelleranteil von 2.250 Euro zzgl. MwSt.) reduziert sich der Preis des Kia Plug-in Hybrid auf 37.212,50 Euro.
Je nach Antriebsvariante stehen für den Sportage die vier Ausführungen Edition 7, Vision, Spirit und GT-line sowie beim Plug-in Hybrid ein optionales Spirit- und ein GT-line-Paket zur Wahl. Die Basisversion Edition 7 beinhaltet bereits LED-Scheinwerfer, elektronische Parkbremse, Rückfahrkamera, Klimaanlage, elektrisch anklappbare Außenspiegel, dreigeteilte Rücksitzlehne (40:20:40), Dachreling und 17-Zoll-Leichtmetallfelgen sowie eine breite Assistenzpalette inklusive Frontkollisionswarner mit Fußgänger- und Radfahrererkennung, Spurhalte-, Geschwindigkeits- und Fernlichtassistent sowie Müdigkeitswarner und Insassenalarm.
Die Ausführung Vision, die Einstiegsversion der Allradmodelle, bietet darüber hinaus zum Beispiel das Navigationssystem, LED-Nebelscheinwerfer, Parksensoren vorn und hinten, Regensensor, Drei-Zonen-Klimaautomatik, Sitzheizung vorn und hinten sowie ein beheizbares Lenkrad.
Ausstattung und Preis des Testwagens
Der Grundpreis des Testwagens in der Ausstattungslinie GT-Line mit 1.6 T-GDI 48V mHEV Antriebsstrang (132 kW (180 PS)) liegt bei 45.490 Euro. Die Außenfarbe „Experience Green Metallic“ schlägt mit 620 Euro zu Buche. Serienmäßig dabei in der GT-Line ist die Innenausstattung Veloursleder/Ledernachbildung in Schwarz sowie die 19-Zoll-Leichtmetallfelgen „GT-line“.
Dazu kommen noch das Sound-Paket (Harman/Kardon Premium Soundsystem) für 590 Euro, das Panorama-Glasschiebedach und LED-Spots in Dachkonsole vorn, Gepäckraumbeleuchtung LED sowie Innenraumbeleuchtung LED für 990 Euro und das „DriveWise-Park-Plus-Paket“, das aus dem Kollisionsvermeidungsassistenten (Parking Collision Avoidance Assist, PCA), der Geschwindigkeitsregelanlage, adaptiv, inkl. Stopp & Go-Funktion (Smart Cruise Control, SCC mit S&G), dem aktiven Totwinkelwarner mit Lenk- und Bremseingriff, sowie Querverkehrwarner hinten inkl. Notbremsfunktion, dem Frontkollisionswarner, der Rundumsichtkamera (Surround View Monitor), dem Autobahnassistent sowie dem aktiven Totwinkelassistenten mit Monitoranzeige besteht.
Je nach Auswahl von Zubehör-Ausstattung kommt man dann auf einen Preis von knapp 50.000 Euro. Dann ist aber auch wirklich alles an Bord.