Neuer Porsche 911 (992.2): 911 Carrera GTS als Hybrid mit 541 PS, Startpreis ab 170.600 Euro
Die Hybridisierung des neuen Porsche 911 der Baureihe 992.2 ist eine reine Performance-Hybridisierung – und sie wird vorerst nur bei den GTS-Modellen eingesetzt. Mit einer Systemleistung von 541 PS bei gleichzeitiger Gewichtszunahme von rund 50 Kilogramm beim Carrera GTS soll das Coupé in nur 3,0 Sekunden aus dem Stand auf 100 Km/h benötigen. Der Basis-911 kommt nach wie vor ohne Hybrid, dafür aber mit überarbeitetem und leistungsstärkerem 3,0-Liter-Sechszylinder. Die später folgende S-Version wird wahrscheinlich nicht hybridisiert. Schade ist, dass das klassische Zündschloss sowie der analoge Drehzahlmesser in allen 992.2 Modellen wegfallen. Die Einstiegspreise für die neuen 911 GTS Modelle liegen bei 170.600 Euro, die ersten Auslieferungen beginnen im Spätsommer (nur Basis-Carrera).
911 Carrera GTS mit 0,6 Liter mehr Hubraum
Mit 3,6 Litern Hubraum verfügt der neue Porsche 911 Carrera GTS über 0,6 mehr Kammerraum als das Vorgängermodell. Wir sind damit sogar fast wieder bei den Werten der 991-Generation: Der damalige 911 Carrera GTS (991) verfügte über 3,8 Liter Hubraum – frei saugend – und lieferte 430 PS. Beim 992.2 GTS konnte die deutliche Erweiterung der Brennkammern auf Basis des 3,0-Liter-Aggregats durch eine auf 97 Millimeter vergrößerte Bohrung und ein auf 81 Millimeter erhöhter Hub realisiert werden. Heutzutage aber mit Turboaufladung.
Damit liefert der – im Prinzip neue – Motor schon ohne elektrische Unterstützung schon 485 PS und 570 Nm Drehmoment. Was hier wundert: Trotz größerem Hubraum leistet der „neue“ Motor das gleiche Drehmoment wie der Vorgänger-Motor, beide verfügen über 570 Nm. Diese Leistungsstufe könnte für die S-Version vorgesehen sein. Sprich: Wahrscheinlich kommt der künftige Carrera S ohne Hybridsystem. Alles andere würde kaum Sinn machen, weil man sonst von den Leistungswerten zu nah am GTS-Derivat wäre – oder zu wenig Performance aus dem Hybridsystem bekäme. Der Abstand zum GTS würde dann zwar größer als in der Vergangenheit ausfallen, die Positionierung würde aber zu einer S-Version passen. Denn die Leistungszunahme im Vergleich zum Vorfacelift (992.1) wäre dann bei 35 PS.
T-Hybrid-Antriebssystem im neuen Porsche 911 Carrera GTS
Das kombinierte Antriebssystem, das Porsche „T-Hybrid“ nennt, bringt beim neuen Porsche 911 Carrera GTS eine Systemleistung von 541 PS und 610 Nm Drehmoment. Gegenüber dem Vorgänger-GTS ist das ein Leistungszuwachs von 61 PS und eine Drehmomentsteigerung von 40 Nm.
Die Bestandteile des elektrischen Antriebssystems – „T-Hybrid-System“ – sind der 3,6-Liter-Boxer-Sechsyzlinder, einen neu entwickelten elektrischen Abgasturbolader sowie eine in das Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe integrierte permanenterregte Synchronmaschine (PSM).
Der Abgasturbolader verfügt – auch analog einiger Audi-Modelle – über eine integrierte E-Maschine, platziert zwischen Verdichter- und Turbinenrad. Mit der Ansteuerung über die elektrische Maschine ist der Lader blitzschnell auf Drehzahl und bringt damit auch Ladedruck – bevor überhaupt der Abgasstrom vorhanden ist. Die Elektromaschine im Abgasturbolader arbeitet auch gleichzeitig als Generator und kann bis zu 11 kW (15 PS) elektrische Leistung produzieren. Dank dieser Technik kann man auch auf einen zweiten Lader verzichten.
Das Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe wurde deutlich verstärkt. Denn in den bei der Entwicklung des 992 freigelassenen Bauraums des Getriebes integriert Porsche jetzt eine permanenterregte Synchronmaschine (PSM). Sie verfügt über ein Antriebsmoment von bis zu 150 Nm und leistet 40 kW (knapp 55 PS). Beide Elektromotoren – also der Elektrische Lader bzw. Verdichter sowie die PSM im Getriebe – sind an einen kleinen Akku mit einer Bruttokapazität von 1,9 kWh gekoppelt. Das ganze Hybridsystem arbeitet mit einer Systemspannung von 400 Volt. Damit die neue Generation Porsche 911 nicht noch viel schwerer wird, verbaut Porsche die Bordnetzbatterie der GTS-Modelle jetzt serienmäßig als Leichtbau-Lithium-Ionen-Batterie ein. Bislang war diese Batterie als Option erhältlich.
Und bevor wir jetzt langsam beim Gewicht eines Porsche 911 Schnappatmung bekommen: Das ganze Hybridsystem bringt deutlich mehr Leistung und gleichzeitig Effizienz im Antriebsstrang. Allerdings ist ein Porsche 911 mittlerweile schon relativ schwer. Nur 50 Kilogramm soll das ganze System gegenüber dem 992.1 mehr wiegen. Damit kommen wir auf ein Gesamtgewicht (EU) von 1.670 Kilogramm mit PDF – das sind knapp 1,7 Tonnen.
Basis-Carrera weiterhin mit 3,0-Liter-Boxer – ohne Hybrid
Von der Elektrifizierung verschont bleibt der Basis-911: Er bekommt weiterhin den 3,0-Liter-Boxermotor mit Biturbo-Aufladung. Allerdings gibt Porsche an, diesen auch stark überarbeitet zu haben. So ist er beispielsweise ab sofort mit dem Ladeluftkühler aus den 911 Turbo Modellen ausgestattet. Darüber hinaus erhält der neue 911 Carrera die Turbolader des vorigen (992) Carrera GTS. Damit steigt die Leistung auf 394 PS und 450 Nm Drehmoment. In 4,1 Sekunden geht es damit aus dem Stand auf die 100 Km/h – mit Sport Chrono sogar in 3,9 Sekunden.
Damit steht erstmalig in einem Basis-911er eine „3“ vor der 0-100-Angabe. Die Schallmauer von 300 Km/h schafft er offiziell trotzdem nicht: Bei 294 Km/h laut GPS ist für den Basis-Carrera Schluss.
Hinterachslenkung erstmals Serie im 911 GTS
Porsche hat bei den 911 Carrera GTS Modellen auch das Fahrwerk überarbeitet. Die Hinterachslenkung ist ab sofort Serie, die Wankstabilisierung binden die Stuttgarter in das Hochvolt-Hybridsystem ein. Damit konnten die Ingenieure eine elektrohydraulische Steuerung verbauen. Das wiederum bedeutet mehr Präzision und Flexibilität. PASM und 10 Millimeter Tieferlegung im GTS sind selbstverständlich auch wieder verbaut. Die Räder an der Hinterachse der neuen GTS-Modelle kommen in den Dimensionen 21 Zoll mit 11,5 Zoll Breite. Porsche montiert 315er Reifen auf die Hinterachse – vorne haben sie die Dimension 245.
Aktive Aerodynamik, adaptiver Frontdiffusor
Bei den neuen Porsche 911 Carrera GTS Modellen kommen nicht nur neue Kühlluftklappen zum Einsatz, die je nach Fahrsituation aktiv angesteuert werden, Porsche verbaut auch einen aktiven Diffusor an der Front. Was bislang nur der 911 Turbo hatte, kann jetzt auch der Carrera: Die adaptiven Frontklappen regeln den Luftstrom aktiv und bedarfsgerecht.
Wegfall: Zündschloss und analoger Drehzahlmesser müssen weichen
Und jetzt noch eine schlechte Nachricht zum Schluss: Es gibt beim neuen Porsche 911 der Generation 922.2 kein „Zündschloss“ im klassischen Sinne mehr. Lediglich ein Startknopf – weiterhin natürlich links angeordnet – soll auch den 911er noch moderner machen. Für uns schade, denn den „Zündschlüssel drehen“, vor allem auf der linken Seite, ist ein USP für den Porsche 911. Vielleicht werden wir es verkraften.
Was wir sicherlich nicht verkraften werden ist der Wegfall des analogen, im Cockpit mittig angeordneten Drehzahlmessers. Auch ein absolutes USP. Mehrfach hatte Porsche betont, dass es auch zukünftig immer eine Kombination aus Analogie und Digitalisierung im Cockpit des Porsche 911 geben wird. Dass gerade die Symbiose aus beidem so spannend ist. Jetzt wird – relativ kühl – einfach ein 12,6 Zoll großes „Curved Display“ als Cockpit-Instrument eingebaut. Unter den sieben einstellbaren Anzeigen soll sich auch eine „Classic-Anzeige“ finden, die jenes „historische“ (O-Ton Porsche Pressemitteilung) 5-Tuben-Design mit zentralem Drehzahlmesser endgültig in die digitale Spielerei verfrachtet. Ein Fehler.
Porsche 911 Carrera ab 128.700 Euro, GTS-Version mindestens 170.600 Euro
Teuer – und teurer – wird es allemal, einen neuen Porsche zu fahren: Die Einstiegspreise des 911 Carrera beginnen bei 128.700 Euro. Er ist ab sofort als Coupé und Cabriolet – vorerst nur mit Heckantrieb – bestellbar.
Der neue Porsche 911 Carrera GTS ist zusätzlich mit Allradantrieb und als Targa erhältlich – immer serienmäßig mit Porsche Doppelkupplungsgetriebe (PDK). Die Preise für das 911 Carrera GTS Coupé beginnen bei 170.600 Euro. Die Auslieferungen beginnen im Spätsommer. Die GTS-Modelle kommen erst Ende 2024 zu den deutschen Kunden.