Neuer Renault Trafic (2020) L2H1 dCi 145 EDC im Alltagstest

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Ein bisschen überheblich formuliert, könnte man hier sagen: Was will man schon von einem Kastenwagen erwarten? Er muss eben Platz haben. Und irgendwie praktisch sein. Aber sonst? Ist es denn so schwierig, einen ordentlichen Kastenwagen auf die Räder zu stellen? Kurze Antwort, aus langjähriger Erfahrung: Ein klares Ja! Es ist richtig schwierig, einen ordentlichen Kastenwagen auf die Räder zu stellen. Der Renault Trafic in der getesteten Ausführung L2H1 zeigt wie es gehen kann. Ein Alltagstest!

Mehr Leistung als Renault Trafic 2019

Generell hat die generalüberholte Generation Trafic stärkere Motoren mit mehr Hubraum bekommen. Moment: MEHR Hubraum? Ja, richtig gehört. Der aktuelle Trend, das sogenannte “Rightsizing” an Stelle von “Downsizing” hilft enorm, um die Effizienz von Aggregaten im Alltagsbetrieb – nicht auf der Prüfstandsrolle – zu steigern. Und liegt bei einigen Herstellern gerade richtig im Trend.

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Und so können 0,4 Liter mehr Hubraum durchaus Sinn machen: Mehr Hubraum bedeutet auch mehr Drehmoment (und mehr Leistung) bei geringeren Drehzahlen. Das in Kombination mit einem intelligenten Getriebe – in diesem Fall ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe – reduziert den Verbrauch und steigert die Effizienz.

Mit dieser Philosophie stehen statt dem bisherigen 1,6-Liter-Aggregat mit 95 PS drei neue 2,0-Liter-Turbodieselmotoren mit 120, 145 und 170 PS zur Wahl. Die Motoren sind bis zu 25 PS stärker und verfügen über 40 Nm mehr Drehmoment. Euro 6d-TEMP ist selbstverständlich. Selbst bei den Franzosen.

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Schaut mit seinem hohen Aufbau und seinen sehr schwungvollen Linien an der Front ein bisschen aus wie der französische Schnellzug TGV.

Kraftvoller Motor, der dCi 145

Und tatsächlich fühlt man sich im (zugegeben: nicht beladenen) Renault Trafic dCi 145 alles andere als untermotorisiert. Auf dem Beschleunigungsstreifen der Autobahn ist man ruckzuck an den LKW vorbei und sucht sich eher eine vordere Lücke, als eine im Rückspiegel. Das ist super angenehm. Das Doppelkupplungsgetriebe schaltet meistens ruckelfrei und dabei richtig zügig. Cool!

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Optional gibt es beim Trafic natürlich auch Voll-LEDs

Die Sitzposition im französischen Lieferwagen, Bandauto, Bühnentransporter, Gemüsewagen, Fischtransporter – ganz gleich – ist VW-Bus-like. Man sitzt super gemütlich auf den optionalen AGR-Sitzen und kann so lange Strecken problemlos absitzen. Ich bin das von Hamburg nach Stuttgart und wieder zurückgefahren und hatte absolut keine Probleme. Die Sitzposition sowie der Winkel des Lenkrads ist eben Transporter-typisch praktisch. Und das ist auch gut so.

Wichtig für Lieferfahrten in der Stadt und beim Rangieren auf engen Betriebshöfen: Die tief nach unten gezogenen Seitenscheiben und die groß dimensionierte Windschutzscheibe gewährleisten ein gutes Sichtfeld. Und für alles, was man nicht sieht – vor allem nach Hinten raus – ist die optionale Rückfahrkamera zuständig.

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Ablagesystem: Durchdachtes Cockpit

Wichtig für nahezu alle Zielgruppen sind viele und durchdachte Ablagen im Cockpit. Das reicht beim Renault Trafic von Staufächern unter der Sitzbank bis hin zu intelligenten (und wirklich einfachen, aber effektiven) Klappsystemen – zum Beispiel bei der mittleren Rückenlehne.

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Laptop-Ablage in der Mitte – optional.

Hier gibt es optional ein Staufach für einen Laptop-Computer. Wird der Sitz nach vorne geklappt, können Fahrer oder Beifahrer bequem am Rechner arbeiten. Das Laptop-Fach beinhaltet außerdem ein hochklappbares und schwenkbares Klemmbrett für DIN-A4-Dokumente.

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Clever: Große Ablagen unter dem Sitz. Leicht zu öffnen.

Insgesamt stehen im Interieur des Trafic bis zu 90 Liter an Ablagemöglichkeiten zur Verfügung. Gefühlt ist das ein ähnliches Niveau, wie beim eigentlich größeren VW Crafter. Insgesamt finden sich in Instrumententräger, Türen und Sitzen 14 Staufächer.

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Was nicht so toll ist, ist das Multimediasystem. Leistungsstarke Multimediasysteme sehen echt anders aus. Der Funktionsumfang des optionalen Media Nav Evolution und R-Link Evolution mit Real-Time-Traffic und Abfragen des Maileingangs ist in der Theorie toll. Aber allein der Bildschirm und die Menüführung sind nicht intuitiv. Und auch nicht großzügig gestaltet. Ich erwarte hier einen deutlichen Schritt in Richtung digitalisierte Zukunft.

Renault Trafic in vielen Konfigurationen

Der Trafic ist in zwei Radständen von 3,1 und 3,5 Metern sowie in zwei Längen von 5,0 und 5,4 Metern erhältlich. Zur Basis-Laderaumhöhe von 1,4 Metern steht darüber hinaus die Hochdachausführung mit 1,9 Meter hohem Frachtraum zur Verfügung. Das Laderaumvolumen beträgt im Kastenwagen zwischen 5,2 und 8,6 Kubikmeter.

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Um die Laderaumlänge (für lange, schmale Bretter zum Beispiel) noch weiter zu steigern, gibt es in der Trennwand zum Fahrgastraum noch eine magnetisch arretierbare Klappe. Eigentlich dient es aber dazu, an das Staufach unter der Beifahrerbank zu kommen.

Weitere Karosserievarianten sind möglich: So bietet Renault den Trafic als Doppelkabine, Plattformfahrgestell und in den Pkw-Varianten Combi und SpaceClass an. Beide sind ebenfalls in zwei Längenvarianten lieferbar. Maßgeschneiderte Sonderaufbauten für verschiedene Branchen in Zusammenarbeit mit namhaften Auf- und Umbauherstellern komplettieren das Programm. Alles in allem können die Kunden in Deutschland ab Werk zwischen 74 Varianten wählen.

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Fertigung auf hohem Qualitätsniveau

Wenn man sich die Karosserie, den Laderaum, die Türen, Scharniere und Interieur-Elemente genauer anschaut, sieht man ein hohes Fertigungsniveau. Das ist man von französischen Herstellern nicht unbedingt gewohnt. Und eigentlich ist es bei einem Nutzfahrzeug auch nicht so notwendig. Vermeintlich.

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Denn der Markt ist heiß umkämpft: Die Preisschlacht im TCO-gesteuerten Segment ist hart. Deswegen versuchen die Hersteller mit jeder neuen Modellgeneration weitere Verkaufsargumente zu generieren. Aber das hat auch seinen Preis: Unser Testwagen hatte einiges an Bord, kostete aber auch knapp über 40.000 Euro (brutto).

Erhöhte Wartungsintervalle

Neben günstigen Verbrauchswerten garantieren die langen Wartungsintervalle beim Trafic geringe Betriebskosten: Die routinemäßige kleine Inspektion mit Ölwechsel ist nur alle 40.000 Kilometer fällig (alternativ alle zwei Jahre, je nachdem, welcher Fall zuerst eintritt). Darüber hinaus verfügen alle Motorisierungen über eine wartungsfreie Steuerkette. Das senkt ebenfalls die Betriebskosten. 

Seit der Markteinführung im Jahr 1980 hat Renault weltweit 1,6 Millionen Trafic der ersten und zweiten Generation verkauft. Von der 2014 vorgestellten dritten Modellgeneration rollten bis Ende 2018 bereits über 500.000 Fahrzeuge vom Band. Während der Vorgänger im Nissan Werk Barcelona produziert wurde, fertigt Renault die dritte Trafic Generation auf höchstem Qualitätsniveau im Werk Sandouville.

Abmessungen, Gewicht, Zuladungen und Volumen

 TRAFIC KASTENWAGENTRAFIC KASTENWAGENTRAFIC KASTENWAGEN DOPPELKABINETRAFIC KASTENWAGEN DOPPELKABINE

L1H1L2H1L1H1L2H1
Gesamtlänge4.9995.3994.9995.399
Ladelänge min./max.
(am Laderaumboden)
2.5372.9371.914/2.0232.314/2.423
Gesamtbreite
ohne/mit Außenspiegel
1.956/2.2831.956/2.2831.956/2.2831.956/2.283
Höhe1.951/1.9711.953/1.9711.951/1.9711.953/1.971
Nutzlast maximal1.1551.1911.0641.073
Zulässiges Gesamtgewicht (zGG)2.800-2.9853.030-3.0503.010-3.0403.070
Zulässige Anhängelast (gebremst 12%/ungebremst)2.000/7502.000/7502.000/7502.000/750

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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