Neuer VW Passat R-Line, GTE, Alltrack (2019): Erste Sitzprobe in den Passat B8 Facelift Derivaten
Tja, so schnell geht es, dass ein seit 45 Jahren mehr als erfolgreiches Auto für tot erklärt wird. Vor ein paar Wochen wurde medial vielfach gemutmaßt, der VW Passat würde im Zuge der Elektrifizierungsstrategie von Volkswagen sogar eingestellt werden. Doch wir alle wissen: Der Passat ist – neben dem Golf – eines der wichtigsten Standbeine der Marke und aus dem (auto)mobilen Leben vieler nicht mehr wegzudenken. Eigenschaften wie Robustheit, Vielseitigkeit, Dynamik und qualitative Hochwertigkeit stehen unweigerlich im Zusammenhang mit dem VW Passat. Jetzt haben die Wolfsburger ihren besten Vertreter- und Familien- sowie Freizeituntersatz neu gestaltet – und ihn zwar kaum optisch, jedoch hardwareseitig für die nächsten 4 Jahre fit gemacht. Die inneren Werte zählen? Erste Sitzprobe im VW Passat B8 Facelift!
Neuer VW Passat in altem Karosseriekleid
Der neue Passat wurde optisch nur behutsam weiterentwickelt. Eigentlich ist es ja auch kein neuer Passat, sondern nur ein Facelift. Diese Bezeichnung ist auch Programm, denn man könnte auch sagen: dieses Mal war der Schönheits-Chirurg anständig und nicht auf möglichst viel Schnipselei aus.
Gerade dadurch erscheint das Facelift des Passat mit wenigen und behutsamen Eingriffen frischer und wirkt moderner. So hat sich die Scheinwerfersignatur geändert – die LED-Tagfahrleiste ist als Lid an den oberen Rand gewandert, statt bislang am unteren für vermeintlich mehr Stämmigkeit zu sorgen.
Der Kühlergrill hat sich ebenfalls marginal verändert: er ist filigraner geworden und wirkt zusammen mit den Scheinwerfern wie eine Einheit. R-Line spezifische Lufteinlassvergrößerungen mit Hochglanz-Schwarzen Applikationen, Alltrack-typische Kunststoff-Beplankungen und GTE-typische Sicheln sind allesamt unter den Derivaten aufgeteilt – wie gewohnt. Warum sollte man auch Bewährtes ändern. Oh, doch – eine Sache ist anders: der GTE trägt keine blauen Applikationen mehr an der Nase. Ab sofort ist alles Chrom, LED und Silber. Nur noch das seitliche Kotflügel-Badge ist in Blau gehalten.
Die Seitenlinie ist ganz die alte bewährte geblieben. Jedoch gibt es vier neue Designs für die 17-, 18- und 19-Zoll-Leichtmetallfelgen. 17 Zoll große Felgen sind übrigens serienmäßig.
Am Heck gibt es einen mittig angebrachten und selbstbewussten Schriftzug, neue LED-Heckleuten sowie einen neu gestalteten Heckabschluss. Die LED-Heckleuchten kommen mit einer neuen Signatur sowie der „Flic-Flac“-Bremslichtfunktion, die ihr Design beim Bremsen ändert. Das soll für mehr Sicherheit durch eine erhöhte Aufmerksamkeit beim Hintermann sorgen.
Der Schein trügt: Innenraum unverändert
Auf den ersten Blick hat sich im Interieur wenig geändert. Das ist ein Trugschluss, denn nicht nur die Technik ist stark modernisiert, sondern auch die Hardware-Komponenten.
Sichtbarste Änderung stellt dabei das neu gestaltete Lenkrad dar, das wir aus dem T-Cross kennen. Die jeweiligen Derivate-Badges werden am unteren Rand in die V-Speiche gesteckt und erinnern den Fahrer somit immer und unmittelbar an sein Derivat. Das Lenkrad ist jetzt kapazitativ, heißt es „spürt“ Finger und Hände an den Seiten des Lenkradkranzes. Bislang wurden immer nur Drehbewegungen an der Lenksäule gemessen, die für die Steuerung von ACC und Lane Assist notwendig waren. Nach 15 Sekunden der Nicht-Bewegung schritt sofort der Assistent ein und versuchte, den Fahrer wieder aktiv am Verkehrsgeschehen zu beteiligen.
Ebenfalls neu: der Wegfall der Uhr in der Mitte des Armaturenbretts. An Stelle dieser ist jetzt ein Passat-Schriftzug unter Plexiglas gewandert, der für mehr Modernität und Zeitlosigkeit stehen soll. Aha. Eine Sache, die sich laufend ändert: erst wurde die Uhr an dieser Stelle gefeiert, weil man „mit der Zeit gehen wollte“ und sie „Luxus“ ausdrückt. Jetzt entfernt man sie, weil sie wahrscheinlich im Einkauf zu teuer ist. Egal – nicht das wichtigste.
Hinter dem Lenkradkranz – unmittelbar vor einem – gibt es jetzt ein „neues“ Active Info Display, also virtuelles bzw. digitales Cockpit mit 11,7 Zoll Bildschirmdiagonale. „Neu“ deswegen in Anführungszeichen geschrieben, weil es nicht neu ist, denn wir kennen es aus dem VW Polo. Das ist genau das selbe Teil – ist aber deutlich schärfer als das Active Info Display der ersten Generation. Außerdem kann man die Kartendarstellung beim Passat – im Gegensatz zum Polo – auf dem Multimediasystem sowie im Active Info Display gleichzeitig anzeigen lassen.
Größte technische Neuerung ist aber der erstmalige Einzug des MIB3 Systems mit fest integrierter SIM-Karte. Mit ihm gibt es neben den „We“-Diensten und „We Connect“-Streaming-Diensten ein Web-Radio, eine Web-App-Technologie und eine natürliche Sprachsteuerung.
LED-Matrix-Licht optional
Unter der Firmierung „IQ.Light“ gibt es beim VW Passat B8 Facelift jetzt optional auch Matrix-LED-Scheinwerfer. Sie verfügen zwar nur über halb so viele einzeln ansteuerbare LED-Punkte wie der Touareg, die intelligente Steuerung sowie die Ausleuchtung und damit verbundene Wirkung und Sicherheit soll aber die selbe sein. Nur bleiben technologische Highlights, wie zum Beispiel das Anblicken von Personen oder Tieren nachts am Wegesrand – exklusiv dem Touareg vorbehalten.
Wir schätzen, dass der Aufpreis bei rund 2.500 bis 3.000 liegen wird. So funktioniert das Licht im Detail:
Sie zeichnen sich unter anderem durch eine interaktive Lichtsteuerung aus, die Nachtfahrten komfortabler und sicherer macht. Das Abblend- und Fernlicht wird dabei über beide LED-Module eines Doppelscheinwerfers gebildet. Das innere Modul erzeugt über siebenLEDs eine Grundausleuchtung; das äußere Modul ist der interaktive LED-Matrix-Scheinwerfer, auch Pixel-Modul genannt. Dessen Licht wird hier über insgesamt 32 individuell ansteuerbare LEDs erzeugt, die sich auf einer Platine befinden. Sie bilden die LED-Matrix. Über die insgesamt 39 LED-Module werden unterschiedlichste, zum Teil interaktive Lichtfunktionen aktiviert. Das dafür zuständige Steuergerät nutzt dazu die Signale der Frontkamera, die digitalen Kartendaten des Navigationssystems, die GPS-Signale, den Lenkwinkel sowie die aktuelle Geschwindigkeit, um in Sekundenbruchteilen punktgenau die einzelnen LEDs für das jeweils beste Licht und damit die beste und sicherste Ausleuchtung zu aktivieren.
Volkswagen Passat B8 FL Pressemitteilung
Aus ACC und Lane Assist wird Travel Assist 2.0
Die Technik des Passat ist hingegen spektakulär: der sogenannte „Travel Assist“ feiert seine Weltpremiere im neuen Passat – nicht im nahenden Golf 8. Denn der Passat wird als erster Volkswagen teilautomatisiert mit Reisegeschwindigkeit fahren können. Und das auch durch Baustellen mit gelber oder doppelter Fahrbahnmarkierung. Cool!
Neues, stufenlos anpassbares DCC-Fahrwerk aus dem Arteon
Wer jeden einzelnen Tag beruflich mehrere hundert Kilometer fährt, lernt gewisse Vorzüge zu schätzen, die explizit auf die Langstrecke ausgelegt sind. So gibt es im neuen Passat beispielsweise ein voll variabel einstellbares DCC-Fahrwerk aus dem VW Arteon, das in Kombination mit den auf Wunsch bestellbaren und speziell entwickelten AGR-Sitzen Mikroschwingungen präzise herausfiltert. Das Ergebnis ist eine entspannte Fahrt, weil sich der menschliche Körper noch weniger anspannen muss und man nach mehreren Stunden Autofahrt ausgeruht aussteigt.
Das voll einstellbare DCC-Fahrwerk ist für Langstreckenfahrer perfekt geeignet. Kunden können über die Fahrprofilauswahl via Multimediasystem aus fein definierten und voreingestellten Fahrwerks-Abstimmungen per virtuellem Regler wählen. So gibt es für nahezu jede Situation und Stimmung – ob eher sportlich oder eher komfortabel – die passende Fahrwerksabstimmung. Die Spreizung der jeweiligen Extreme, also ob eher fest oder komfortabel, ist dabei sehr deutlich.F
VW Passat GTE mit 20 Kilometer mehr Reichweite
Nun, ab sofort sind beim Passat GTE 55 Kilometer reine elektrische Reichweite drin. Das sind nach NEFZ-Messung rund 75 Kilometer – der bisherige Passat kam nach NEFZ-Messverfahren 50 Kilometer weit. Also konnte Volkswagen die Reichweite – auf dem Papier – um rund 20 Kilometer steigern. In der Realität wird man eine Reichweitensteigerung spüren, wenn auch kaum die gesamten 20 Kilometer weiter fahren können.
Aber darum geht es bei einem Hybrid ja auch nicht primär. Die intelligente Kombination und Steuerung macht einen Hybrid aus – und genau das soll der Passat GTE darstellen.
Er verfügt übrigens über einen 1,4 Liter Vierzylindermotor, der an eine E-Maschine gekoppelt dem Passat GTE 218 PS Systemleistung bringt. Der Energiegehalt des Akkus stieg von 9,9 kWh auf 13,0 kWh – ein Plus von 31 Prozent. Der Passat GTE ist mit einem 3,6-kW-Ladegerät ausgestattet.
Am herkömmlichen Stromnetz mit 230 Volt / 2,3 kW ist die Batterie – wäre sie komplett leer – in sechs Stunden und 15 Minuten wieder zu 100 Prozent geladen. An einer Wallbox oder Ladestation mit 360 Volt / 3,6 kW verkürzt sich die Ladezeit auf vier Stunden. Ein zweiter 3,6 kWh-Lader ist momentan nicht vorgesehen. Und der Ladedeckel vorne im Kühlergrill wurde leider nicht überarbeitet – seine Qualität lässt zu wünschen übrig.
Angebotenes Motorenportfolio des VW Passat B8 Facelifts:
Der VW Passat B8 Facelift startet im Mai 2019 zu den Händlern. Folgende Motoren werden angeboten:
Plug-In-Hybrid (GTE)
1.4 TSI: 110 kW / 150 PS
E-Motor: 85 kW / 115 PS
TSI + E: 160 kW / 218 PS (Systemleistung)
Abgasnorm: Euro 6d
Benziner (TSI)
1.5 TSI: 110 kW / 150 PS
Abgasnorm: Euro 6d-TEMP
2.0 TSI: 140 kW / 190 PS
Abgasnorm: Euro 6d-TEMP
2.0 TSI: 200 kW / 272 PS
Abgasnorm: Euro 6d-TEMP
Diesel (TDI)
1.6 TDI: 88 kW / 120 PS
Abgasnorm: Euro 6d-TEMP
2.0 TDI Evo: 110 kW / 150 PS
Abgasnorm: Euro 6d-TEMP-EVAP
2.0 TDI: 140 kW / 190 PS
Abgasnorm: Euro 6d-TEMP
2.0 TDI: 176 kW / 240 PS
Abgasnorm: Euro 6d-TEMP
Fazit zum VW Passat B8 Facelift
Bewertung VW Passat B8 FL (2019) – statisch | |
Optischer Eindruck | +++++ |
Qualität Karosserie | +++++ |
Lackqualität Karosserie | ++++ |
Qualität im Interieur | ++++ |
Sitzkomfort Cockpit | ++++ |
Sitzkomfort Fonds | ++++ |
Digitales Bedienkonzept | ++++ |
Raumangebot | ++++ |
Gesamteindruck | +++++ |
+++++ = Maximum |