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Porsche 718 Cayman GTS oder 911 Carrera 4S (991.2) (für die Nürburgring Nordschleife)?

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Da stehe ich, mitten auf der Döttinger Höhe – auf der Nordschleife des Nürburgrings. Hinter mir ruht ein in der Farbe „Kreide“ lackierter 718 Cayman GTS. Sein Abgasstrang knistert noch vor Hitze. Neben ihm gönnt sich ein in Aquablaumetallic gehaltener 911 Carrera 4S (991.2) ebenfalls eine Auszeit. Beim Anblick beider Modelle spüre ich meinen Herzschlag in meinen Fingerkuppen. Doch: wenn ich mich jetzt an Ort und Stelle entscheiden müsste, welchen ich besser finde bzw. welcher sich nach zwei Tagen Nordschleife besser anfühlte, hätte ich Schwierigkeiten. Mittelmotor gegen Heckmotor? 911 gegen 718. Legende gegen .. Legende. Vielleicht entscheidet sich diese Frage ja im Alltag.

Ein 911 ist eben ein 911

Nun, der neue Elfer ist schon lange vorgestellt. Aber wer sagt denn, dass man nicht auch mit dem Vorgänger-Modell so richtig über die Nordschleife räubern kann?

Galerie: Mit verschiedenen Porsche-Modellen auf der Nordschleife

Mit verschiedenen Porsche-Modellen auf der Nordschleife
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Fest steht: Ein Elfer bleibt eben ein Elfer. So flach diese Aussage auf den ersten Blick erscheint, so viel sagt sie aber auch aus. So entwickelt sich der Porsche 911 stetig weiter, bleibt aber in seinem Grundcharakter immer der selbe. Und das seit vielen Jahrzehnten. Nie prollig, nie zu viel. Immer athletisch, Hands-On, sympathisch. Für den Genießer, nicht für den Showmaster.

Aus fahrdynamischer Sicher überzeugt das Konzept aus Heckmotor und Allradantrieb gerade in den engen Passagen der Nordschleife. Und auch bei leicht feuchter Fahrbahn gewährt die Allradversion deutlich mehr Grip – und damit Sicherheit und Kontrolle. Eben so, dass die Leitplanke mein Semi-Rennfahrerdasein schätzt und die Distanz wahrt.

Mittelmotor-Porsche ist das Original

Freilich ist der 911er der typische Porsche. Gleichwohl aber hat der schwäbische Sportwagenbauer seinen Ursprung in zweisitzigen Mittelmotor-Sportwagen. Denn: der allererste Porsche war der „356 Speedster No.1“ mit einem vor der Hinterachse längs eingebautem Vierzylinder-Aggregat mit maximal 40 PS.

Das Käfer-Layout, also Motor hinter der Hinterachse und als 2+2- oder 4-Sitzer zugelassen, kam erst später mit dem Ur-Elfer, dem 901 bzw. später dann 911. Also sind die heutigen 981- bzw. 718- Cayman- und Boxster-Derivate eigentlich die originalen Porsche. So einfach ist das. Zumindest aus historischer Sicht.

Und so fahren sie sich auch: Das Konzept aus Mittelmotor und Hinterradantrieb ist bissig, ja. Jede unbedachte Gaspedal-Regung kann auf einer Kuppe oder in einer Hundekurve die Leitplanke bedeuten. Auf der anderen Seite ist das genau der Reiz: das Spiel mit dem Zünglein an der Waage. Man meint die volle Kontrolle zu haben, ist sich aber dann doch nie so wirklich sicher, nicht doch mit Unerwartetem zu improvisieren. Ein Schelm, der hier Parallelen zu anderen Dingen ziehen würde.

Überragender Spaß

Man erlebt ein überragendes Querdynamikpotential und ein super agiles Fahrverhalten dank einer Reihe von Leistungskomponenten, die erstmals auch für einen 2,0-Liter-Turbomotor erhältlich sind. So zum Beispiel das Sportfahrwerk der 718-Modelle (PASM) mit 20 mm Tieferlegung. Dazu kommen Sport-Chrono-Paket inklusive PSM, PADM (Adaptive Drivetrain Mounts) und Porsche Torque Vectoring (PTV) inklusive mechanischer Differenzialsperre hinten. Anstelle der 18-Zoll-Felgen des Basismodells sind standardmäßig 20 Zöller montiert.

Man kann die Vorteile der Kombination von harten und weichen Getriebelagern wirklich spüren. Das Fahrverhalten wird bei Laständerungen und in schnellen Kurven spürbar präziser und stabiler. Der Fahrkomfort bleibt dabei gleich.

Also jetzt: 911 oder 718?

Beide. Das wäre tatsächlich die ideale Antwort. Wenn man sich in der misslichen Lage befindet, sich nur eines der beiden Derivate leisten zu können, fällt meine Wahl auf den 718. Ganz einfacher Grund: Eine Person nach der Party mitzunehmen ist immer besser, als drei Personen mitnehmen zu müssen.