Porsche 959: Supersportwagen der Achtziger (2/3)
(2/3) Die im Jahr 1982 bei Porsche beschlossene Entwicklung des Supersportwagens 959 dauerte länger als zu Beginn geplant. Der Hauptgrund lag darin, daß jede Fachabteilung alles daran setzte, den eigenen neuesten Forschungs- und Entwicklungsstand in diesem Prestigeprojekt zu realisieren. Dadurch entstand aber nicht nur ein Termin-, sondern vor allem auch ein großes Kostenproblem. Der Fahrzeugpreis bewegte sich zwangsläufig stetig nach oben – und drohte in eine Liga aufzusteigen, die es in den Achtziger für einen Seriensportwagen einfach noch nicht gab. Letztendlich brachten die Stuttgarter mit ihrer Preisentscheidung für den Porsche 959 über DM 420.000,- sehr viel Mut auf – und wurden mit einem überwältigenden Erfolg belohnt. Gleichzeitig hatte Porsche damit das oberste Preissegment für Serienfahrzeuge eröffnet.
Entwicklung des Fahrzeugpreises
Porsche hatte den ursprünglichen Verkaufspreis mit etwa DM 200.000,- (entsprechend 100.000,- €) geplant. Damit lag der 959 bereits an der Obergrenze damaliger Spitzen-Serienfahrzeuge. Aber mit jeder neuen Zusatzentwicklung, die noch im 959 Einzug halten sollte, erhöhten sich sowohl die Komplexität dieses Fahrzeugs als auch die dadurch anfallenden Entwicklungskosten.
Schließlich mußte Helmuth Bott regelmäßig den jeweils aktuellen technischen Status in jeder Vorstandssitzung inklusive der damit verbundenen Entwicklungskosten präsentieren. Bald wurde klar, daß die Kosten aus dem Ruder laufen und der angestrebte Verkaufspreis immer unrealistischer wurde.
Festlegung des Fahrzeugpreises
In einer für den 959 entscheidenden Vorstandssitzung verlangte schließlich der damalige Porsche Vorstandsvorsitzende Peter W. Schutz von Entwicklung und Finanz eine gemeinsame, belastbare Aussage zu den aktuellen Kosten und dem daraus resukltierenden notwendigen Verkaufspreis. Äußerst zurückhaltend wurde ein notwendiger Verkaufspreis – der jedoch nur der Kostendeckung diente – in Höhe von DM 420.000,- genannt.
Allgemeines Erschrecken im Vorstand. Einig war man sich aber sofort, den 959 keinesfalls „unter Preis“ anzubieten. Schutz überlegte kurz und entschied: wir bieten den 959 zum Verkaufspreis von DM 420.000,- inkl. MWSt. (Deutschland) an. Aber: der aktuelle Entwicklungsstand wird hiermit unwiderruflich ab sofort „eingefroren“ – ohne wenn und aber.
Dieser Verkaufspreis erschien zunächst allen utopisch und eigentlich mit den erforderlichen Stückzahlen (mindestens 200 Einheiten) als nicht durchsetzbar. Es gab bis dahin weltweit kein Serienauto, das sich in dieser Preisregion bewegte. Aber Schutz hatte entschieden – überzeugt vom außergewöhnlichen Design des 959 und von dessen damals alles überragenden Eigenschaften als Supersportwagen glaubte er auch an den Verkauf der mindestens 200 Einheiten. Allerdings waren mit diesem Preis lediglich die Kosten abgedeckt. Einen Gewinnaufschlag – also verbunden mit einer weiteren Erhöhung des Verkaufspreises – zu erwirtschaften, erschien auch Schutz als zu risikobehaftet.
Internationale Pressevorstellung des Porsche 959
Die Pressevorstellung gegenüber einem kleinen Kreis ausgewählter internationaler Fachjournalisten brachte ein noch nie dagewesenes positives Presseecho. Sowohl die nationale als auch die internationale Presse in wirklich jedem Land der Welt hatte unisono in ihren Testberichten den Porsche 959 als DEN Supersportwagen weltweit bezeichnet. In sämtlichen automobilen Fachzeitschriften war der 959 wochenlang als „Aufreisser“ auf Seite 1 abgebildet.
Nicht nur die Pressekollegen der anderen deutschen Luxusfahrzeug-Hersteller schüttelten ungläubig die Köpfe, wenn Porsche auf deren Frage „was habt ihr eigentlich für diese intensive, ausführliche und so unglaublich positive Berichterstattung bezahlt?“ – antwortete: NICHTS. Der 959 war als überlegener Supersportwagen eben auch pressemäßig ein absoluter Renner…