Porsche & Ducktails

Porsche 989: Der Viertürige Familien-Sportwagen als Vorläufer des Panamera (1/2)

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(1/2) Bereits Anfang der Neunziger Jahre entwickelte Porsche mit Hochdruck einen Familiensportwagen, den Porsche 989. Dieser sollte eine eigene Fahrzeugklasse im Luxussegment öffnen, wobei das Design richtungsweisend für die künftige Fahrzeuggeneration sein sollte. Der dahinter stehende Gedanke war einfach: wer sich als Familienvater mit dem Porsche 911 bereits den Traum vom Sportwagen erfüllt hatte, sollte nicht länger auf dieses besondere Fahrgefühl verzichten müssen, wenn er auch mit Familie unterwegs war. Diese Idee nahm Porsche dann Anfang des Jahrhundertwechsels wieder auf – und daraus entstand 2009 der heutige Porsche Panamera.

Galerie: Porsche 989

Porsche 989
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Porsche 989

Philosophischer Hintergrund zum Porsche 989

Die Erkenntnis, daß Fahrer eines Porsche 911 auch dann nicht auf das für sie gewohnte, einmalige Fahrgefühl eines Sportwagens verzichten sollten, wenn sie mit Familie unterwegs sind, führte Ende der Achtziger Jahre zur Entscheidung, ein neues Marktsegment in der Luxusklasse zu öffnen.

Bislang mußten diese Kunden sich ein familientaugliches Fahrzeug überwiegend bei Mercedes-Benz, BMW oder Audi suchen. Das gewohnte Porsche Sportwagen-Fahrgefühl konnte aber damit keinesfalls erfüllt werden.

Technische Details: ein V8-Motor aus dem Rennsport war geplant

Vorgesehen war deshalb mit der Typbezeichnung 989 ein viertüriger, im Innenraum großzügig bemessener viersitziger Sportwagen, verbunden mit einem variablen Kofferraumvolumen: dies betrug bei nicht umgeklappter Rückbank ganze 405 Liter. Und auch das Interieur wurde komplett neu gestaltet: das neue Design im Innenraum beherbergte einen großen Bildschirm mittig im Armaturenbrett. Die fünf sportwagentypischen Rundinstrumente Fahrerblickfeld wurden allerdings beibehalten.

Das Lastenheft (also die Zielvorgaben) war absolut Porsche-typisch: geringstes Fahrzeuggewicht in der Luxusklasse (1.570 kg mit 400 kg Zuladung), ein sehr guter Luftwiderstandsbeiwert (Cw = 0,31), um die damalige 928 Problematik (siehe Artikel Porsche & Ducktails vom 6. Dezember 2015, 928 im Windkanal) nicht zu wiederholen.

Der vom Porsche 928 bekannte Transaxleantrieb – Motor/Getriebe vorn, eine kurze Kardanwelle an die Hinterachse – war ebenso vorgesehen, wie eine großzügige Motorisierung mit einem auf dem Rennsport basierenden V8-Zylinder Benzinmotor. Auch das Fahrwerk sollte auf dem Porsche Motorsport basieren.

Die Motorleistung des V8 sollte mindestens 350 PS im Basisfahrzeug betragen. Aus einem 4,2 Liter Achtzylinder-Aluminium-Motor mit vier Ventilen und einem Gewicht von 204 Kilogramm waren damals auch über 420 PS denkbar. Das Drehmoment der Basismotorisierung lag bei 405 Nm. Damit sollte der Porsche 989 von 0 auf 100 km/h in 5,8 Sekunden spurten – 0 auf 200 Km/h sollten in 20 Sekunden vorbei sein. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 279 km/h. Dies waren absolute Sportwagenwerte!

Über ein manuelles Fünfgang-Getriebe oder ein optionales Sechsgang Tiptonic-Getriebe sollte geschaltet werden. Die Räder waren für heutige Verhältnisse sehr klein: 16 Zoll Felgen beherbergten eine ebenfalls 16 Zoll dimensionierte Bremsanlage (mit Porsche-typischen, innenbelüfteten Bremsscheiben).

Die Stahlkarosserie war selbsttragend und komplett feuerverzinkte – mit extremer Torsionssteifigkeit.

Oberste Priorität hatte die erstmalige Verbindung von luxuriösem Sportwagen mit geräumigem Innenraum (der 928 war zwar auch als Viertürer typisiert, entsprach aber eher einem großzügigen 2+2-Sitzer). Hinzu war der 989 bereits als Allradfahrzeug – schon damals mit Allradlenkung (!) – geplant.

Das Design

Das Design sollte Porsche-typisch mit hohem Erkennungswert sein, gleichzeitig aber auch richtungsweisend für die künftige Fahrzeuggeneration. Die starke Wiedererkennung eines 911ers war absichtlich, schließlich sollten 911-Kunden mit Familie einen nicht zu harten Wechsel erleiden. Auch dieses Prinzip wurde beim heutigen Panamera wieder aufgenommen.

Zeitplan

Von Stylingbeginn bis zum Serieneinsatz war ein Zeitraum von nur 48 Monaten geplant – üblich waren damals in der Automobilindustrie für eine komplette (!) Fahrzeug Neuentwicklung noch 5-6 Jahre. Also ein absolut ehrgeiziger Zeitplan, der Maßstäbe setzen sollte.

Nicht zuletzt konnte Porsche damit auch Werbung „in eigener Sache“ als bereits langjähriger Entwicklungspartner der weltweiten Automobilindustrie machen und die Zukunftsfähigkeit seiner eigenen Entwicklungsabteilung erneut unter Beweis stellen.

Warum das Projekt trotzdem scheiterte? Das steht im zweiten Teil, der am kommenden Sonntag, den 24. Januar veröffentlicht wird.

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