Porsche Boxster: Was erwartet man schon vom Einsteiger-Porsche?

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Er ist eben da, um auch weniger Betuchten die Möglichkeit zu geben, einen Porsche fahren zu können. Wahrscheinlich wird man ein bisschen belächelt, weil man sich ja doch keinen richtigen Sportwagen leisten kann. Mit einem Einstiegspreis knapp unterhalb der magischen Grenze von nur 49.957 Euro liegt der günstigste Porsche auf Augenhöhe mit dem Alfa Romeo 4C. Doch Vorsicht bei voreiligen Schlussfolgerungen: das vermeintliche Einstiegsauto ist ein rassiger Porsche und perfekt abgestimmter Roadster mit einem erstaunlich hohen Spaßfaktor und dabei noch sehr gutem Preis-Leistungsverhältnis.

Eigentlich sogar der wahre Porsche. Und bildschön.

Manche Elemente erinnern stark an eine Symbiose der Linien der Supersportwagen Carrera GT und 918 Spyder – so tragen die gesamte Front und die seitlichen Lufteinlässe ihre Signatur. Die hinteren Kotflügel sind stark ausgeprägt und beherbergen serienmäßig 18 Zoll Räder mit 265er Bereifung. Die Linie des ab einer Geschwindigkeit von 80 Km/h ausfahrenden Heckspoilers wird in den LED-Rücklichtern weitergeführt und vermeidet so einen störenden Abriss.

Galerie: Porsche Boxster Fahrbericht (2014)

Porsche Boxster Fahrbericht (2014)
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Porsche Boxster Fahrbericht (2014)

Dazu kommt die Porsche-typische Fahrzeugarchitektur: zwei Sitze, ein kleiner und leichter, aber drehfreudiger Mittelmotor ohne verzögernde Turbolader mit einem überaus kernigen Klang, einen perfekt dimensionierten Radstand mit kleinen Überhängen von 2.475 Millimetern bei einer Fahrzeuggesamtlänge von 4.374 Millimetern bei einem Gesamtgewicht von 1.330 Kilogramm (mit Schaltgetriebe) und eine überaus präzise Lenkung mit einem perfekten Widerstand, die mit dem straffen, aber nicht unangenehm harten Fahrwerk Kurven zu einem Erlebnis macht.

Natürlich setzt der Porsche Boxster im Vergleich zum Alfa Romeo 4C (eigentlich kann man die beiden Fahrzeuge nicht vergeichen) bei Weitem nicht so viel Emotion frei – doch ist er auf der Straße verlässlicher, deutlich souveräner, praktischer (auch angesichts der beiden großzügigen Kofferräume von 150 Litern vorne und 130 Litern hinten) und reisefähiger bei gleichzeitig überlegener Gesamtperformance.

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Die lackierten Lufteinlass-Lamellen sind das einzige Unterscheidungsmerkmal zwischen Boxster und Boxster S: der Boxster hat sie lackiert, weil sie so optisch die Front schmälern; der Boxster S soll breiter aussehen.

Es ist in etwa so, als entscheide man sich entweder für ein kurzfristiges und aufreibendes Abenteuer, das nach kurzer Zeit mit überwältigenden und blendenden Momenten wahrscheinlich in Problemen und harschen Auseinandersetzungen endet, oder für eine langfristige und tiefe Intensivierung seines Lebensstils durch unkomplizierte und erfahrene Eigenschaften, deren alltägliche Anwesenheit einem Freude und Kraft geben.

2,7 Liter Hubraum, sechs Zylinder und 265 PS. Ganz ohne Turbolader.

Der 2.7 Liter kleine Sechszylinder hat hörbar Spaß an der Drehzahl; in Verbindung mit dem – zwar 30 Kilogramm schwereren, aber spürbar schnelleren – Doppelkupplungsgetriebe (PDK: 2.826,- Euro), nimmt er beim Herunterschalten die Befehle des Zwischengas-Geben leichtfertig an und wandelt sie zwischen ungefähr 4.500 und 3.000 Umdrehungen sogar in freudige Fehlzündungen um. Dieser Sound ist serienmäßig, doch wem das nicht reicht, kann von Porsche Exclusive noch eine Sportabgasanlage inklusive doppelflutigem Sportendrohr (2.249,- Euro) dazu ordern. Mit dem geänderten Endrohr ist das Heck von einem Boxster S auch nicht mehr zu unterscheiden.

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Das einflutige Endrohr ist das einzige Unterscheidungsmerkmal am Heck zwischen Boxster und Boxster S.

265 PS klingen zugegebenermaßen nicht nach sehr viel, jedoch ist die Gesamtabstimmung so perfekt, dass der Sprint von 0 auf 100 Km/h in 5,5 Sekunden absolviert werden kann (mit PDK). Für Anhänger der gleichmäßigen, direkten und konstanten Kraftentfaltung eines reinen Saugmotors dürfte dies das letzte Modell sein: in Zukunft werden hier sehr wahrscheinlich Turbolader in Verbindung mit kleineren Vierzylindermotoren Einzug halten.

Der Boxster, das Kurvengenie.

Selbstverständlich ist jeder Porsche für die Kurve geschaffen – wenn nicht der leichte Mittelmotorsportwagen Boxster, welches Modell sonst: mit seinem Mittelmotorkonzept ist er extrem wendig und auf trockener Fahrbahn spielend und ohne großes Über- oder Untersteuern durch die Harnadelkurven zu bekommen. Ein Abenteuer wird es erst, wenn die Fahrbahn durch Nässe glatt ist und man die elektronischen Helfer (PSM) ausgeschaltet hat.

Das Fahrwerk ist bei normaler Fahrweise straff, aber nicht unangenehm. Es sind zwar Welten im Vergleich zu einem Mercedes SLK, aber so viel Komfort in einem Porsche wäre absolut unangebracht. Für die sehr sportlichen Fahrer gibt es aber noch ein um 20 Millimeter tieferes Sportfahrwerk zu bestellen. Doch hier gilt: erst einmal im Alltag fahren, denn an diese Härte können sich einige nicht gewöhnen (1.011,- Euro).

Das Interieur.

Mittlerweile ist die neue Porsche Interieur-Architektur in jedem Modell verbaut. Das hat den Vorteil der schnellen Gewöhnung und unterstreicht die identische sportliche Philosophie eines jeden Porsche-Modells. Es muss nicht explizit erwähnt werden, dass die Verarbeitungsqualität auch im Standard-Boxster sehr hoch und die Funktionalität der ansteigenden Mittelkonsole mit dem Schalt- bzw. Wählhebel auf gleicher Höhe mit dem Lenkrad herausragend platziert ist. Die serienmäßigen Sportsitze bieten Komfort, ein bisschen mehr Seitenhalt könnten sie aber vertragen.

Grundpreis 49.957 Euro. Doch damit hat es sich nicht endgültig.

Alles am neuen Porsche Boxster ist Porsche-typisch – so auch die Aufpreisliste: will man alleine eine Metallic-Lackierung ordern, so kostet die 821,- Euro; an eine Sonderfarbe, wie zum Beispiel das legendäre GT-Silbermetallic des Supersportwagens Carrera GT ist mit 2.344,- Euro erst gar nicht zu denken. Auch schöne 19 Zoll Felgen sind für 1.428,- Euro zu haben. Die normalen Bi-Xenon Scheinwerfer (ohne dynamisches Fernlicht) kosten 1.558,- Euro und der Parkassistent nur hinten 511,- Euro.

Und wer die allerbesten Bremsen haben möchte: die Keramikbremse für den Porsche Boxster liegt bei 7.318,- Euro, doch diese Investition lohnt sich – wenn überhaupt – nur bei den Boxster S oder GTS Modellen.

Photographie: Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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