Porsche Boxster S Fahrbericht: Gewicht, Gewicht, Gewicht. Muskeln.

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Eine Frage der Philosophie und des Geschmacks: ein muskelbepacktes Schwergewicht oder ein Athlet mit feinen, klar definierten und exakt koordinierbaren Muskeln? Bei Klimmzügen wird es unentschieden ausgehen, da das höhere Gewicht durch eine höhere Muskelmasse kompensiert wird und umgekehrt. Doch im Leben geht es nicht immer um einen kurzfristigen Vergleich – vielmehr überlebt die Ausdauer. Und sie ist genau das, was Porsche groß gemacht hat: an Stelle von großvolumigen Motoren (Ausnahmen bestätigen die Regel) und die dadurch notwendigen schweren technischen Komponenten, bauten die Österreicher kleine, leichte und wendige Rennwagen mit kurzen Überhängen. Natürlich sah die Konkurrenz am Start oftmals beeindruckender aus, doch gewinnen konnte sie meistens nicht – sie war zu schwer und war damit ineffizient. Der Porsche Boxster S verkörpert all diese athletischen Gene – auch wenn 315 PS nicht nach Supersportwagen klingen: es ist einer.

3,4 Liter Hubraum, sechs Zylinder und 315 PS. Ganz ohne Turbolader.

Der 3,4 Liter große Sechszylinder hat hörbar Spaß an der Drehzahl; in Verbindung mit dem – zwar 30 Kilogramm schwereren, aber spürbar schnelleren – Doppelkupplungsgetriebe (PDK: 2.826,25 Euro), nimmt er beim Herunterschalten die Befehle des Zwischengas-Gebens leichtfertig an und wandelt sie zwischen ungefähr 4.500 und 3.000 Umdrehungen sogar in leichte Fehlzündungen um.

Galerie: Porsche Boxster S Fahrbericht

Porsche Boxster S Fahrbericht
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Dieser Sound ist serienmäßig, doch wem das nicht reicht, kann von Porsche Exclusive noch eine Sportabgasanlage inklusive doppelflutiges Sportendrohr (2.249,00 Euro) dazuordern. Dann knallt es auch beim Hochschalten unter Vollast – die bösen Blicke der Passanten sind einem schon bei niedrigen Geschwindigkeiten sicher.

Isoliert man alleinig den Wert der 315 PS Leistung vom Auto, mag sich das heutzutage angesichts der Betrachtung von BMW M, AMG und Konsorten für manche vielleicht nur nach einem konservativen Einsteiger-Sportwagen anhören. Doch die Gesamtabstimmung auf Basis des niedrigen Gewichtes ist so perfekt, dass der Sprint von 0 auf 100 Km/h in 5,0 Sekunden gelingt – mit Doppelkupplungsgetriebe und gedrückter Sport Plus Taste sind es sogar nur 4,8 Sekunden. Zudem trägt jede technische Komponente dazu bei, das Auto extrem direkt, leichtgängig und schnell zu machen.

Für Anhänger der gleichmäßigen, direkten und konstanten Kraftentfaltung eines reinen Saugmotors, dürfte dies übrigens das letzte Modell sein: in Zukunft werden hier sehr wahrscheinlich Turbolader in Verbindung mit kleineren Vierzylindermotoren Einzug halten.

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Porsche Boxster S Fahrbericht

Der kombinierte Verbrauch des stärkeren S-Modells liegt bei 9,0 Litern/100 Kilometer (mit PDK 8,6) auf dem Papier. Im Praxistest verbrauchten wir bei unserer nicht gerade zurückhaltenden Fahrweise um die 11,0 Liter (Stadt und Überland) – das ist beeindruckend. Man bedenke, dass unser kürzlich getesteter Toyota Aygo mit 62 PS einen Testwagenverbrauch von fast 7,0 Litern aufwies. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 279 Km/h ist Schluss.

Das Interieur.

Mittlerweile ist die neue Porsche Interieur-Architektur in jedem Modell verbaut. Das hat den Vorteil der schnellen Gewöhnung und unterstreicht die identische sportliche Philosophie eines jeden Porsche-Modells. Es muss nicht explizit erwähnt werden, dass die Verarbeitungsqualität nicht nur im 911, sondern auch im Boxster S sehr hoch und die Funktionalität der ansteigenden Mittelkonsole mit dem Schalt- bzw. Wählhebel auf gleicher Höhe mit dem Lenkrad herausragend platziert ist. Die serienmäßigen Sportsitze bieten Komfort, ein bisschen mehr Seitenhalt könnten sie aber vertragen.

Grundpreis 61.381 Euro. Doch damit hat es sich nicht endgültig.

Alles am neuen Porsche Boxster S ist Porsche-typisch – so auch die Aufpreisliste: will man alleine eine Metallic-Lackierung ordern, so kostet diese 821,- Euro; an eine Sonderfarbe, wie zum Beispiel das legendäre GT-Silbermetallic des Supersportwagens Carrera GT ist mit 2.344,- Euro erst gar nicht zu denken. Auch die 20 Zoll Carrera S-Räder sind für 1.428,- Euro zu haben. Die normalen Bi-Xenon Scheinwerfer (ohne dynamisches Fernlicht) kosten 1.558,- Euro und der Parkassistent nur hinten 511,- Euro. Und wer die allerbesten Bremsen haben möchte: die Keramikbremse für den Porsche Boxster S liegt bei 7.318,- Euro.

 

>>> Zum Teil 1 des Artikels: 315 gespannte Muskeln.

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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