Porsche Boxster S im Fahrbericht: 315 gespannte Muskeln.

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Und jede einzelne Muskelfaser ist präzise ansteuerbar. Schon der normale Porsche Boxster war im AUTOmativ.de Fahrbericht beeindruckend. Ein rassiger Porsche und perfekt abgestimmter Roadster – unglaublich direkt in Lenkung und Gasannahme. Der Hörgenuss schon bei der Serienabgasanlage kam auch nicht zu kurz. Doch irgendwie freuten wir uns auf ein paar mehr-PS (was auch sonst!). Und nein, mehr geht nicht immer. Doch der Boxster verträgt es – sogar die GTS-Variante werden wir in Kürze fahren dürfen. Aber hier ist erstmal der Boxster S – die 315 PS starke und offene Variante des Zweisitzers. Mit einem Grundpreis von 61.381 Euro ist er rund 11.000 Euro über dem von uns im Sommer getesteten Alfa Romeo 4C und dem normalen Porsche Boxster. Ob dieser Mehrpreis für ein paar extra-PS wirklich gerechtfertigt ist?

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„Mit so einem Auto wäre damals das Siegen ein Kinderspiel gewesen“ – Walter Röhrl im Porsche Boxster S.

Walter Röhrl, der Mann, der mehr Rallyes gewonnen hat, als Rallyekurse existieren, also quasi der Chuck Norris unter den Rallyefahrern. Der, der heute – viele Jahrzehnte nach seinem Karriereende – Rallyes gewinnt, obwohl er gar nicht mehr mitfährt, weil seine Bestzeit immer noch nicht überboten wurde; dieser Überfahrer also vertraut auf den Porsche Boxster S und beschreibt sein Fahrverhalten in so wenigen aber präzisen Worten, dass es unseren Fahrbericht eigentlich überflüssig macht.

Galerie: Porsche Boxster S Fahrbericht

Porsche Boxster S Fahrbericht
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Und sein Wort wiegt schwer, denn wer außer ihm kennt den Porsche Boxster besser als er selbst – war er doch maßgeblich an der Abstimmung des offenen Zweisitzers beteiligt. Doch der ehemalige Rallyefahrer und Herr des präzisen Fahrens (vergessen Sie Ken Block) ist Markenbotschafter der Porsche AG, womit unser Fahrbericht nun doch wieder etwas interessanter zu werden verspricht.

Eigentlich ist der Boxster der wahre Porsche. Und bildschön.

Manche Elemente erinnern stark an eine Symbiose der Linien der Supersportwagen Carrera GT und 918 Spyder – so tragen die gesamte Front und die seitlichen Lufteinlässe ihre Signatur. Die hinteren Kotflügel sind stark ausgeprägt und beherbergen serienmäßig 19 Zoll Räder mit 265er Bereifung. Die Linie des ab einer Geschwindigkeit von 80 Km/h ausfahrenden Heckspoilers wird in den LED-Rücklichtern weitergeführt und vermeidet so eine störende Unterbrechung.

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Porsche Boxster S Heckleuchten und Spoiler

Doch ist der Heckmotor typisch Porsche, weil der 911 Carrera vom Volkswagen Käfer abgeleitet wurde? Der Prototyp Porsche 356 Nr. 1 wurde im Jahr 1948 gebaut und war der erste wirkliche Porsche, denn unter diesem Namen wurde er angemeldet. Er hatte einen Gitterrohrrahmen und war dadurch leicht, klein und wendig, besaß einen Mittelmotor und zwei Sitze. Diese Grundphilosophie des ersten Porsche also führen die Schwaben im Boxster nun bedeutsam fort.

Das Ergebnis ist ein bildschöner offener Sportwagen mit einer immensen Oberflächenspannung und wertiger Karosserieanmutung. Der 315 PS starke 3,4-Liter-Boxer-Sechszylinder ist überaus drehfreudig und genießt seine Freiheit, die er mit einem überaus kernigen Klang (auch ohne Sportabgasanlage, sonst 2.249,10 Euro Aufpreis) zum Ausdruck bringt und dabei seine zu schnell nahende Zukunft mit verzögernden und Spaß verderbenden Turboladern verdrängt. Das Drehmoment von 360 Nm schon bei 4.500 U/min packt die Hinterachse ordentlich an und lässt bei ausgeschalteten Traktionshilfen und feuchter Fahrbahn die Hinterräder aufgrund des niedrigen Gewichtes auf der Hinterachse durch den Mittelmotor über eine längere Strecke durchdrehen.

Die Abstimmung ist nicht unbedingt härter, aber noch besser.

Der Porsche Boxster S besitzt einen perfekt dimensionierten Radstand von 2.475 Millimetern mit kleinen Überhängen bei einer Fahrzeuggesamtlänge von 4.374 Millimetern bei einem Gesamtgewicht von 1.340 Kilogramm (mit Schaltgetriebe) und eine überaus präzise Lenkung mit einem perfekten Widerstand, die mit dem straffen, aber nicht unangenehm harten Fahrwerk Kurven zu einem Erlebnis macht.

In dem Testwagen war das sogenannte Porsche Torque Vectoring mit mechanischer Hinterachs-Quersperre (1.309,00 Euro) verbaut. Dieses System ermöglicht durch gezielte Ansteuerung der Drehmomente der Hinterräder eine noch schnellere und sauberere Kurvendurchfahrt.

Und so ist er auf trockener Fahrbahn spielend und ohne großes Über- oder Untersteuern durch die Harnadelkurven zu bekommen. Ein Abenteuer wird es erst, wenn die Fahrbahn durch Nässe glatt ist und man die elektronischen Helfer (PSM) ausgeschaltet hat. Denn dann ist der mittige Schwerpunkt Auslöser für ein unkontrolliertes Karussel-Abenteuer, und das ist möglichst zu vermeiden – vor allem im Straßenverkehr.

Das Fahrwerk ist bei normaler Fahrweise straff, aber nicht unangenehm. Es sind zwar Welten im Vergleich zu einem Mercedes SLK, aber so viel Komfort in einem Porsche wäre absolut unangebracht. Für die sehr sportlichen Fahrer gibt es aber noch ein um 20 Millimeter tieferes Sportfahrwerk (1.011,50 Euro) zu bestellen. Wie dieses tatsächlich ist, erfahren wir erst selber beim Boxster GTS.

 

>>> Zum Teil 2 des Artikels: Gewicht, Gewicht, Gewicht. Muskeln.

Photographie: Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck

Benjamin Brodbeck ist 33 Jahre alt und studierte Automobilwirtschaft bei Prof. Dr. Diez. Danach wechselte er an die Universität Wien, wo er Publizistik- und Kommunikationswissenschaften studierte und mit dem akademischen Grad 'Magister der Philosophie' abschloss. Neben seiner Tätigkeit als Jazz-Pianist bringt er seine Leidenschaft für und sein Wissen von Automobilen in Form und Sprache als Publizist bei AUTOmativ.de sowie zahlreichen weiteren Plattformen und Unternehmen zum Ausdruck.

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