Porsche Exclusive: Von goldenen Endrohren und belederten Knöpfen
Heute hat jeder Automobilhersteller von Rang ein Programm zur speziellen Fahrzeug-Individualisierung. Entweder als Teil der normalen Ausstattungserweiterungen, oder aber als ein eigenständiges Programm (unter anderem AMG, BMW M, Porsche Exclusive). Kunden wollen sich durch ihr eigenes, unverwechselbares Auto bewußt von anderen abheben. Porsche hat als einer der ersten Fahrzeughersteller weltweit bereits in den 70-er Jahren dieses Potential erkannt und daraus aktiv ein Fahrzeugindividualisierungsprogramm initiiert und systematisch ausgebaut. Dies mündete in den 80-er Jahren im Porsche Exclusive Programm. Im heutigen Beitrag der Reihe “Porsche & Ducktails” geht es um die Philosophie dahinter und wie alles begann.
Galerie: Individuelle Ausstattung und sehr kontrastreich
Wie alles begann – Sonderwunschprogramm bereits in den 70-er Jahren
Vor wenigen Jahren wurde das 25. Jubiläum von Exclusive gefeiert. Höhepunkt war das Exclusive Sondermodell 911 Sport Classic – eine Kleinserie von 200 identischen Fahrzeugen (identische Innenausstattung, gleiche Außenfarbe) mit dem legendären Entenbürzel des Porsche Carrera 2.7 RS in modernisierter Form. Der 911 Sport Classic war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft und wurde rasch zum Sammlerstück.
Kaum bekannt ist, daß ausgerechnet der kleine Sportwagenhersteller Porsche diese Individualisierungslawine losgetreten hat.
Als bereits früh in den 70-er Jahren Kunden in die damalige Porsche Werksreparatur in Zuffenhausen kamen und vereinzelt irgendein von ihnen entdecktes Zubehörteil unter dem Arm mitbrachten, das sie gern in ihrem Porsche 911 eingebaut haben wollten, erkannte man bei Porsche rasch ein hieraus entstehendes Angebotpotential.
Man machte – wenn sie dem Chef der Porsche Werksreparatur gefielen – Fotos dieser Einbauten und bot sie zunehmend im Lauf von Fahrzeugberatungsgesprächen auch anderen Kunden an. So entstand rasch das Porsche Sonderwunsch Programm – der direkte Vorläufer des Porsche Exclusive Programms.
Die Sonderwünsche betrafen alle Komponenten des Fahrzeugs: individuelle Innenausstattungen (bis hin zu totaler Belederung auch der kleinsten Ausstattungsteile inklusive aller Medienknöpfe und Belüftungsdüsenlamellen), Telefoneinbauten (alles begann mit dem sensationellen B-Netz Anfang der 80-er, das sehr ästhetisch in eine speziell dafür entwickelte Mittelkonsole integriert wurde – für die damalige Zeit eine exklusive Möglichkeit, aus dem fahrenden Auto mit jedem Anschluß zu telefonieren – ob von Auto zu Auto oder aus dem Auto ins Festnetz). Dazu Motorleistung-Kits, sportlichere Fahrwerke, spezielle Räder, angepaßte Auspuffanlagen.
Die spektakulärsten Kunden: vergoldete Endrohre
Vergoldete Endrohre und angenietete Kotflügelverbreiterungen? Kein Problem. Ein Scheich aus Katar wünschte und bekam. Oder ein 911 Turbo (996) in einem ganz speziellen Orange – Außen wir Innen, und zwar alles? Kein Problem. Des berühmte Designer, Carlo Rampazzi wünschte und bekam (Titelbild). Das Auto war so spektakulär, dass das ZDF eine kleine Doku darüber produzierte:
Von zweifarbigen und grellen Innenausstattungen in den Nationalfarben nach dem Wunsch von Königsfamilien über extreme Leichtbau-Versionen puristischer Amerikaner (oder von Jil Sander) bis hin zu einem bunten Plastik-Radio auf den Rücksitzen eines Porsche 911 GT3 und gleichzeitig dem Ausbau der Lautsprecher war wirklich fast nichts unmöglich.
Porsche Exclusive Programm
Mit dem zunehmenden Erfolg dieses Sonderwunschprogramms waren rasch die mit diesem Ablauf erreichbaren Stückzahlgrenzen erreicht. Jedes dieser Porschefahrzeuge wurde als verkaufsfertiges Fahrzeug (das alle Qualitätsprüfungen bestanden hatte) aus der Produktion in die Werksreparatur überführt. Dort wurden diese Fahrzeuge teils weitgehend zerlegt, umgebaut und qualitätsmäßig erneut abgenommen, bevor sie in Kundenhand kamen.
Die benötigten Stückzahlen der rasant steigenden Nachfrage anzupassen war nur möglich, indem möglichst viele dieser Sonderwünsche bereits im Produktionsablauf eingebaut wurden – unter Einhaltung der gerade in der Produktion eingeführten “just in time Prozesse”.
Dies schien zu Beginn eine fast unlösbare Aufgabe – bei uns der Wunsch nach möglichst viel Individualität, verbunden mit der Besonderheit von Einzelanfertigungen auch bei Speziallieferanten, während die Produktion naturgemäß (frei nach dem Motto von Henry Ford: “jede Farbe ist möglich, solange sie schwarz ist”) auf möglichst wenig individuelle Abweichungen im Produktionsablauf bestand. Und diese Speziallieferanten kannten bis dahin keine just in time Fertigung.
Auf die Spitze getrieben
Inzwischen sind die Abläufe zwischen Produktion und Porsche Exclusive so perfektioniert, daß mehr als Neunzig Prozent aller Individualisierungswünsche bereits im Produktionsablauf integriert sind, was zu weiteren Qualitätsverbesserungen (mit dem erwünschten Nebeneffekt der Kostenreduzierung) führte. Die Porsche Garantie erstreckt sich gleichermaßen auch auf sämtliche Exclusiveoptionen – und der Ersatzteilbestellprozeß ist für alle Porsche Teile identisch.
Die hier gezeigten Exclusive Porsche Fahrzeuge zeigen das überragende Niveau an möglichen Individualisierungen aus dem Porsche Exclusive Programm. Individualberatungen sind längst nicht mehr nur bei Porsche im Werk möglich – inzwischen werden alle Porsche Händler weltweit entsprechend geschult, um Kunden in jedem Land auch sehr speziell beraten zu können.
Bilder: Porsche Exclusive/Benjamin Brodbeck