Porsche in Le Mans: Der Aufwand im Motorsport lohnt sich.
Lohnt sich der hohe finanzielle Aufwand einer Teilnahme bei den verschiedenen Rennen für Porsche wirklich? Aus Gründen der Erprobung, aber vor allem der Stärkung des Markenimages nimmt Porsche daran teil. Sportlichkeit ist ein überwiegender Teil der Identität der Marke. Diese Außenwirkung hat sich Porsche seit Gründung aufgebaut und festigt diese seitdem mit jedem einzelnen Erfolg im Motorsport.
Konkrete Image-Pflege.
Doch wie muss dieser Erfolg bei den einzelnen Rennen ausfallen, damit man diesen anschließend für Marketing-Kampagnen sinnvoll und glaubwürdig nutzen und ihn nach Außen kommunizieren kann? Im Sport – besonders im Motorsport – herrscht zum Einen allgemein die Problematik, dass „schon“ jeder Zweitplatzierte als Verlierer gilt und medial als solcher dargestellt wird, und zum Anderen, dass Siege schnell vergessen werden.
Am Beispiel der Formel 1 und der Teilnahme von Mercedes-Benz in den letzten 10 Jahren erkennt man kein wertvolles Material, das man für eine Marketing-Kampagne verwenden könnte. Am Beispiel von Ferrari zeigt sich derzeit, dass die großen Erfolge von vor 5 Jahren keine große Aufmerksamkeit mehr finden. Zwar kann Ferrari damit seine Historie schmücken und diese nutzen, jedoch wirkt eindeutig nichts besser als fortwährende und aktuelle Erfolge.
Die Diskussion und die Analyse um den Nutzen hinsichtlich der Teilnahme als Hersteller mit Ziel der Markenbildung würde kaum in dieser Form existieren, wenn solch ein Einsatz in den „höheren“ Rennklassen mit viel Aufmerksamkeit nicht so eine überaus hohe Investition bedeuten würde.
Porsche muss in Le Mans gewinnen.
Als wäre der öffentliche Druck nicht schon groß genug: die mittlerweile – aus Sicht von Porsche – zwangsläufig als Konzernschwester anzuerkennende Marke Audi wird mit ihrem Diesel-Hybrid-Rennprototypen R18 sicherlich diesen Ehrgeiz in gleicher Intensität aufweisen (müssen). Immerhin wurden die vergangenen 24 Stunden Rennen von Audi überlegen gewonnen (keine Teilnahme von Porsche). Was genau bezweckt Porsche mit seinem Wiedereinstieg 2014 in die 24 Stunden von Le Mans nach langer Abstinenz von 16 Jahren dann? Ist es nur die Fortsetzung der Erfolgsstory und somit das Streben nach dem 17. Gesamtsieg?
Oder spielen möglicherweise Volkswagen-konzerninterne Gründe zusätzlich eine Rolle? Muss Porsche nun mit seinem neuen LMP1-Fahrzeug bei zukünftigen Rennen im direkten Vergleich und unter Aufsicht und Beurteilung des großen Volkswagen-Konzerns wieder einmal beweisen, dass die Kompetenz im Sportwagenbau zweifellos bei Porsche liegt? Klar ist, dass der Volkswagen-Konzern eindeutige Rollen in der Entwicklungshoheit der Plattformen für verschiedene Fahrzeugkategorisierungen vergeben hat. So hat Porsche bislang die Kompetenz in der SUV- und Sportwagenentwicklung inne, sprich, Porsche stellt im Idealfall die Plattform des Cayenne dem Konzern zur Verfügung, damit Volkswagen, Audi und Bentley diese in ihre Modelle verbauen und somit zusätzlichen Entwicklungsaufwand sparen können. Diese Arbeitsteilung ist optimal, aber nur wenn einer der Akteure der absolute Vorreiter ist.
Oder ist dieses historische Rennen doch nur ein öffentliches Kräftemessen? Selbst dies dürfte einem der beiden Unternehmen gegenüber den Kunden und Sympathisanten vor und nach dem Rennen Kopfzerbrechen bereiten. „Der Wettstreit zwischen unseren Konzernmarken ist gewollt, er spornt die Entwickler der Häuser zu Höchstleistungen an und generiert Spitzentechnologie“, sagt Wolfgang Dürheimer, ehemaliger Entwicklungsvorstand von Audi in einem Interview.
Verantwortlich ist eine Hauptabteilung mit 200 Mitarbeitern.
Für den Erfolg in Le Mans und künftiger Rennen ist bei Porsche ein zweihundertköpfiges Team mit eigener Hauptabteilung verantwortlich. Zum Vergleich: in früheren Le Mans Zeiten betrug die Mannstärke lediglich etwa ein Zehntel dessen. Ein Garant für Erfolg scheint dies also nicht zu sein, denn bei Audi – die in jüngster Vergangenheit 11 Siege in Le Mans einfuhren – spiegelt sich dieser Aufwand wider.