RaceChip C43 AMG im Fahrbericht: Der C63 AMG so nah!
Gewohnheiten ziehen in vielen Dingen Langeweile mit sich. Wer von einem C350 träumt und ihn schließlich besitzt, möchte nicht viel später die Leistung einer C43. Und wer eine C43 fährt, hätte in der Regel irgendwann schon gerne eine C63. Und so geht die Elendsspirale bei vielen endlos weiter. Aber was wäre, wenn man aus einer C43 nahezu eine C63 machen könnte? Und das für nur 749 Euro? Wir haben es beim RaceChip C43 AMG ausprobiert.
Aus 367 PS werden 435 PS – durch eine Plastikbox
Das Prinzip kennen wir schon von unserem Test mit dem Porsche Macan Turbo von RaceChip: die Chiptuningfirma verkauft kleine Plastikboxen, die, werden sie an die Motorschnittstellen für Ladedruck, Saugrohrdruck und Nockenwellensensor angeschlossen, bis zu dreißig Prozent mehr Leistung und Drehmoment bewirken können.
Chiptuning ja, nein? Porsche Macan Turbo von RaceChip im Test
Ganz ohne mechanische Modifikationen – Tuning aus der Box heraus. Die bisherige Topversion der kleinen Zusatzsteuergeräte namens Ultimate, die gestern von der neuen GTS Black Generation vom Thron gestoßen wurde, kann zusätzlich über das Smartphone gesteuert werden.
RaceChip GTS Black: Feinere Abstimmung für Motoren jenseits der 200 PS
Im Falle des Mercedes-AMG C43 bedeutet dies einen Leistungszuwachs von 68 PS und 114 Nm Drehmoment auf insgesamt 435 PS und 634 Nm Drehmoment.
C43 mit Allrad und weniger Gewicht als C63
Die Vorteile einer C43 gegenüber der großen Schwester liegen auf der Hand: mehr Performance und mehr Sicherheit gelingt durch das Allradsystem und das geringere Gewicht: 1.690 Kilogramm stehen hier 1.715 Kilogramm gegenüber. So schafft schon die Serien-C43 den Sprint von 0 auf 100 Km/h in 4,7 Sekunden. Die C63 ist aufgrund des Heckbetriebs nur 0,6 Sekunden schneller. Mit der Leistungskur durch RaceChip und einem Leistungsgewicht von 3,99 Kilogramm pro PS sollten auf jeden Fall 4,5 Sekunden möglich sein – und damit schwindet der Abstand zum V8-Biturbo auf eine nicht spürbare Ebene.
So muss ein sehr sportlicher Mercedes fahren!
Genau das selbe haben wir schon beim RaceChip Macan Turbo gesagt: der RaceChip C43 AMG fährt sich genau so, wie sich ein Auto fahren muss, das den Zusatz AMG tragen darf.
Das liegt nicht alleine an dem über Mercedes-AMG optional erhältlichen und brüllenden AMG Performance Abgassystem für 1.420 Euro, den Performance-Sitzen für 2.300 Euro, der KW Gewinde-Tieferlegung (699 Euro) und den 19 Zoll HRE Speichen (2.500 Euro), sondern natürlich hauptsächlich an dem Quentchen Mehrleistung in Kombination mit den klebenden Michelin Pilot Supersport Reifen und dem Allradsystem.
Der 3.0 Liter große V6-Motor des RaceChip C43 AMG hängt im Sport Plus Modus so offensiv am Gas, dass man schon fast mit den Zehenspitzen eine Vollgasorgie auslöst. Streicheleinheiten des Gaspedals werden hier in sofortigen Vortrieb umgewandelt. Und die AMG Abgasanlage freut sich dabei derartig, dass sie bei jedem Schaltwechsel ein Feuerwerk abbrennt.
Eine Wahnsinns-Akustik, dessen Schöpferin alle im Innenraum befindlichen Passagiere in Sekundenschnelle zu überzeugten Mitgliedern des Benzin-im-Blut-Vereins bekehrt. Mitfiebern beim Hoch- und Herunterschalten über die Paddels hinter dem Lenkrad trifft die tatsächliche Sach- und Gefühlslage nur höchst unpräzise.
Aber das kann auch die normale C43. Noch eins obendrauf legt die Plastikbox, die vorne am Motor angeschlossen ist – wir erinnern uns. Durch sie kommt der Drehzahlmesser noch schneller in kreischende Höhen als zuvor. Und das bei nahezu jeder Geschwindigkeit – Stichwort Durchzugsbeschleunigung. Auf Autobahnen ab 160 Km/h ist dabei noch richtig Druck auf der Leitung – spürbar mehr als mit deaktiviertem Chip.
Reduzierte Verbrauchswerte im Alltag
Die leichtfüßigere Beschleunigung macht nicht nur Laune, sondern hilft auch dem Verbrauch. Klingt komisch, ist aber so. So lange man anständig fährt und dank des höheren Drehmoments früher in höhere Gänge wechseln kann, bedeutet das niedrigere Drehzahlen und das wiederum bedeutet in der Regel weniger Verbrauch. Gerade mit der Neungang-Wandlerautomatik können hier nochmals spürbare Verbrauchsoptimierungen vorgenommen werden. Auch mit einer gechippten C43.
RaceChip C43 AMG Testwagen kostet 88.278 Euro
Der Preis für das Showcar ist natürlich unglaublich hoch. Für rund 78.000 Euro bekommt man schon eine C63 AMG – und hätte theoretisch noch rund 10.000 Euro für Extras – alleine um auf den Preis des RaceChip C43 AMG zu kommen. Aber darum geht es im Prinzip nicht. Dass sich eine Chiptuning-Box und 68 PS Mehrleistung extremer anfühlen, wenn man in Sportschalen sitzt und einem auf der härtesten Federungs- und Gasannahmestufe von seiner eigenen Fahrerei so schlecht wird, dass man erst einmal eine halbstündige Drehpause einlegen muss, ist auch klar.
Trotzdem hat RaceChip hier ein Paket geschnürt, dass sich bei der C43 nahtlos in das Gesamtkonzept einfügt und dem ohnehin schon schnellen Boliden zu einer gesunden Menge an Mehrleistung verhilft.
Fazit von AUTOmativ
Optischer Eindruck | +++++ |
Qualität Karosserie | +++++ |
Qualität im Interieur | +++ |
Lenkung | ++++ |
Fahrwerk | +++++ |
Motor | +++++ |
Raumangebot | ++++ |
Digitales Bedienkonzept | ++ |
Innovation | +++ |
Preis | ++++ |
Gesamteindruck | ++++ |
+++++ = Maximum |
Innovativ sind sie, die Göppinger Chiptuner. Das Konzept der vielen PS für relativ wenig Geld macht Sinn und geht auf. Natürlich gibt es Risiken – gerade bei Leasingfahrzeugen ist trotz des spurlosen Ein- und Ausbaus davon abzuraten. Denn Werkstätten lesen mittlerweile die stichprobenartig die Steuergeräte aus. Wenn diese durch verschiedene Kennzahlen – beispielsweise durch dauerhaft höhere Ladedrücke als Serienzustand – Hinweise auf Umprogrammierung geben, kann man sich auf eine längerfristige Diskussion mit teurem Rechtsbeistand freuen.
Bei Privatfahrzeugen besteht weitestgehend kein Risiko. Auch das Risiko des Versagens von technischen Bauteilen ist weitgehend ausgeräumt. Und falls doch etwas passieren sollte, verhält sich RaceChip innerhalb der zwei Jahre Antriebsstrang-Garantie – Forenbeiträgen und Kommentaren bei uns – sehr kulant.
Bilder: Benjamin Brodbeck | instagram.com/sirbenjibro