Solitude Revival 2017: Familiäres Motorsport-Festival mit viel Prominenz
Schon am Samstag Morgen während des Aufstehens wird durch die Symphonie ferner Motorengeräusche mehrerer Hochdrehzahlmotoren klar: es ist wieder so weit – die legendäre Solitude Rennstrecke an unserem Redaktionssitz in Leonberg bei Stuttgart lebt wieder. Da wir schon am Freitag beim Solitude Revival waren, kannten wir die Highlights. Mit dabei würden zahlreiche Schmuckstücke sein, wie beispielsweise der siebenfache Le Mans Sieger Porsche 962 C, der Mercedes Typ S “Elephant”, die sogenannte “rote Sau” alias Mercedes 300 SEL AMG, sowie zahlreiche Bentley-, Ferrari- und Bugatti-Fahrzeuge sein. Auch Rennfahrer-Legenden und Zeitzeugen wie Eberhard Mahle, Hans Herrmann, Herbert Linge, Hans-Joachim Stuck, Jochen Mass und Marc Lieb würden uns erwarten. Also nichts wie hin, denn wer kann schon von sich behaupten, eine Rennstrecke vor Haustüre zu haben?
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Alle zwei Jahre wieder heißt es: Solitude Revival!
Die temporäre Grand Prix-Strecke wird alle zwei Jahre jeweils für ein Wochenende nahezu in ihren Ursprungszustand versetzt. Denn normalerweise ist der von 1903 bis 1965 in verschiedensten Formen existierende Rennstreckenverlauf Bestandteil normaler Überlandstraßen. Nicht dieses Mal: Motorräder, Vorkriegs-, Formel 1-, und weitere historische Fahrzeuge standen im Wettbewerb um die gleichmäßigsten Rundenzeiten. Wir alle wissen: wer so gleichmäßig wie möglich fahren will, muss am Limit fahren. Also: Ohren und Augen auf – und alle Macht den historischen Maschinen!
Hautnah erleben – ganz ohne Stress
Was bei anderen Motorsportveranstaltungen immer nur ein Marketing-Satz ist, hält beim Solitude Revival, was es verspricht: man kommt als Besucher im Fahrerlager auf Tuchfühlung mit den Fahrzeugen und kommt so auch teilweise ins Gespräch mit ihren Eigentümern. So manch’ Fahrer betont auch die Lockerheit dieser Veranstaltung. Dies mache “einfach viel mehr Spaß, als ein so durchgetaktetes Großevent, wie zum Beispiel der AvD Oldtimer Grand Prix am Nürburgring.”
Zahlreiche Schmankerl historischer Rennwagen
Hans-Joachim Stuck hatte die große Ehre, den legendären Porsche 962 C am Sonntag um die Strecke zu führen. Breit wie ein LKW und lang wie die Executive-Version des Panamera, aber tief wie ein Formel 1-Fahrzeug. Nicht nur die Gestalt dieses Superrennwagens, der durch seine ausgeklügelte Aerodynamik ab einer bestimmten Geschwindigkeit sogar theoretisch an der Decke fahren könnte beeindruckt, sondern auch das akustische Erlebnis bei der Vorbeifahrt. Ein Erlebnis, in dessen Genuss auch wir sehr selten kommen!
Auch Ex-Porsche- und jetzt VW-Vorstandsvorsitzender mit unbändiger Porsche-Zuneigung Matthias Müller ließ sich die Show nicht stehlen und fuhr ein paar zügige Runden in einem Porsche 787 Formel 1-Fahrzeug, das in der Saison 1961 eingesetzt wurde. Original traf also Original – schließlich war die Formel 1 von 1960 bis 1965 auch auf der Solitude Rennstrecke zu Gast. Erfolgreich war Porsche damit aber nicht wirklich, Ferrari war damals besser.
Leider nahmen dieses Mal nicht ganz so viele Formel-Fahrzeuge teil, wie im Jahr zuvor. Der Verlauf des Solitude Revival im Jahr 2015 mag einigen noch schwer im Magen gelegen zu haben. Verständlich, aber Sorgen waren dieses Mal fehl am Platz. Nächstes Mal sind mit Sicherheit alle wieder vollzählig!
Nicht einmal ein Unfall brachte die Organisation durcheinander
Deja-Vu, Schreck und Sorge zugleich ereilte unser menschliches Rechenzentrum, als wir den Rahmen – getrennt von Karosserieteilen – des britischen Elva-Rennwagens auf einem Abschlepptransporter an uns vorbeifahren sahen. Schließlich passierte Ähnliches am Sonntag des letzten Solitude Revival vor zwei Jahren. Die Folge damals war ein vollständiger Rennabbruch.
Dass die Organisation aus jenem missglückten Festival gelernt hatte, stellte sie eindrucksvoll unter Beweis: nach einer kurzen Verschnaufpause ging es glücklicherweise weiter. Ärgerlich trotzdem für den Besitzer des historischen Formel-Autos, denn die Vorderachse war durch den Unfall schwer beschädigt.