Supersportwagen Porsche 959: Der erste seiner Art (1/3)
(1/3) Als man bei Porsche 1982 beschloß, sich nach den zahlreichen Erfolgen bei den 24h Langstreckenrennen in Le Mans zusätzlich wieder im Rallyesport zu engagieren (bereits Ende der 60-er und Anfang der 70-er war man sowohl mit dem 911-er als auch mit dem 914-6 sehr erfolgreich im Rallyesport unterwegs – unter anderem bei der Rallye Monte Carlo), wurde 1982 das Projekt 959 initiiert. Dieses entstand als 4×4 Allradfahrzeug aus dem 911SC auf Basis des damals aktuellen Gruppe-B-Reglements der FIA. Aus Homologationsgründen mußten dem Reglement entsprechend mindestens 200 Fahrzeuge des Porsche 959 als Straßenfahrzeuge verkauft werden. Deswegen wurde bereits 1983 auf der IAA Frankfurt die Studie des „Gruppe B“-Fahrzeugs präsentiert. Alle 200 benötigten Fahrzeuge wurden dort bereits von Kunden vorbestellt.
Studie „Gruppe B Fahrzeug“ auf IAA 1983
Die auf der IAA vorgestellte Studie kam dem späteren 959 optisch bereits sehr nahe und zeigte designmäßig den Weg für die künftigen 911-Topmodelle auf. Presse und Publikum waren restlos begeistert. DAS hatte keiner von Porsche vermutet – ein bereits optisch dermaßen ansprechender Supersportwagen von Porsche! Alle 200 für die Homologation benötigten Straßenfahrzeuge wurden bereits auf dieser IAA von Kunden vorbestellt.
Der ursprünglich angesetzte Ziel-Verkaufspreis für das vom Vorstand verabschiedete 959 Straßenfahrzeug lag bei etwa DM 200.000,- (inkl. MWSt.). Das klingt aus heutiger Sicht nicht besonders aufregend – dazu muß man aber wissen, daß dieser Preis für die damalige Zeit bereits deutlich am oberen Ende der Preisskala bestehender Serienfahrzeuge lag. Es gab damals kein Segment für Serien-Supersportwagen!
Erprobung bei der Rallye Paris-Dakar 1984
Porsche Entwicklungsvorstand Helmut Bott galt schon damals als überzeugter und unnachgiebiger Befürworter von Erprobungen neuer Fahrzeugentwicklungen im Rennsport. Nirgendwo sonst erhielten die Entwickler schnellere Rückmeldungen und waren gezwungen, innerhalb kürzester Zeit die notwendigen Änderungen zu entwickeln und im nächstmöglichen Rennen einzusetzen.
So entschied Bott, drei der als Erprobungsträger vor allem für den neuen Allradantrieb und Motor des 959 umgebauten 911 4×4 Fahrzeuge bereits 1984 bei der erst seit 1978 bestehenden Rallye Paris-Dakar – der damals bereits härtesten Wüstenrallye der Welt – einzusetzen. Und bereits bei diesem ersten Einsatz hieß der Sieger dieser Rallye für alle Fachleute überraschend: Porsche 911 4×4 (mit dem Franzosen René Metge).
Entwicklungsverzögerungen
Im Laufe der Entwicklung mauserte sich der 959 jedoch mehr und mehr zum absoluten Technologieträger von Porsche, der den damals aktuellsten Wissensstand aus der Porsche Automobilforschung verkörpern sollte. Die Porsche Entwicklung in Weissach wollte mit diesem Fahrzeug – der 959 sollte das schnellste Serienfahrzeug weltweit mit einer Straßenzulassung sein – neue Maßstäbe setzen, was letztendlich auch wieder der Porsche Kundenentwicklung in der Akquise zugute kommen sollte.
Dies hatte jedoch zur Folge, daß während der Entwicklungsphase immer wieder neue Komponentenentwicklungen für den 959 zum Einsatz kommen sollten, die wiederum die Komplexität dieses extremen Serienfahrzeugs in einem zuvor nicht geplanten Maße erhöhten und damit die Entwicklungskosten langsam aus dem Ruder laufen ließen. Alle Entwicklungsbereiche hatten bei diesem emotionalen Projekt den Ehrgeiz, ihren letzten Forschungs-/Entwicklungsstand im 959 zu realisieren.
Irgendwann mußte jedoch der Entwicklungsstand per Beschluss eingefroren werden, um keine ’never ending Entwicklung‘ und damit weiter steigende Entwicklungskosten zu riskieren. Dazu aber mehr im zweiten Teil bei Porsche & Ducktails ab Sonntag, den 7. Februar.
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