Techno Classica 2015: Begeisternde Automobilgeschichte zu Top-Preisen.
Die Techno Classica in Essen gehört zu den wichtigsten Oldtimermessen in Europa, denn zum einen ist sie für viele Händler die Testmesse für das kommende Jahr bezüglich preislicher Gestaltung der Automobile und zum anderen finden sich mittlerweile alle wichtigen Sammler und Auktionshäuser dort ein. Es war zu erwarten, dass auch dieses Jahr wieder Top-Preise bezahlt wurden – insbesondere bei Porsche 911 2.0 und Mercedes-Benz 300SL. Nach fünf Tagen intensivem Handeln schloss die Messe vergangenem Sonntag ihre Pforten – und wir haben einige Highlights dokumentiert.
Was hat es nur mit diesem roten Bentley 6.5 Litre auf sich?
Gleich am Eingang der Messe wurde man von einem knallroten “Bentley 6.5 Litre” überrascht, der mit seiner überlangen Motorhaube in den Besucherraum hineinragte. Beeindruckend sah es allemal aus und jeder blieb stehen – im Nachhinein stellte sich aber heraus, dass dieser Bentley ein Nachbau aus dem Jahr 2003 war, der nur auf dem Chassis eines von 1953 gebauten Bentley R aufbaute. Der Mensch dahinter ist Bob Peterson.
Dieser neu erschaffene Bentley mit der Chassisnummer B357SP besitzt einen 6,5 Liter Reihen-Turbo-Achtzylinder (wie cool!), der eigentlich nur für Militärfahrzeuge im zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde. Der Originalmotor ohne Turbolader hatte knapp 200 PS Leistung und drehte bis 3.750 U/min – der verbesserte und angepasste Motor leistet nun 400 PS und dreht bis 5.500 U/min. Was für eine brutale Maschine!
Und brutal ist auch der Preis: für ein Auto, das kein richtiges Sammlerstück ist, sind 562.860 Euro ganz schön viel.
Die Sportwagen der 60er, 70er und 80er Jahre. Beliebt und teuer wie nie.
Auf der Techno Classica gab es einen Händler und Sammler, der allen die Show stiehl: sein Name? Jan B. Lühn. Er präsentierte auf seinem perfekt designten Stand komplett in weiß gehalten und an ein Photostudio erinnernd einen offenen Porsche 917 in GULF-Optik, den es im Original mit dieser Lackierung zwar nie gab, dieser aber der erste gebaute seiner Art ist (#001). Zudem sahen Besucher noch einige ehemalige Werks-Renn-911er, eine Rennversion des Ford GT40 und einen Porsche 550 Spyder.
Neben den vielen Jaguar E-Types für rund 250.000 – 350.000 Euro, einigen wunderschönen Aston Martin DB-Fahrzeugen, sehr beliebten und super seltenen Porsche 911 2.7 RS-Modellen, die langsam an und über die eine Million-Grenze hinausgehen, Porsche 930 Turbos, Ferrari 308, 328 and Testarossa sowie natürlich die legendären Mercedes 300SL, die schon in der offenen Version jetzt in keinem herausragenden Zustand eine Million kosten, zeigte Maserati ein richtiges Highlight: ein Tipo 151 #002 mit V8 Motor und 450 PS bei 5.500 U/min von 1965. Der Rennwagen fuhr beim 24 Stunden Rennen von Le Mans, wiegt 860 Kilogramm und hat eine Höchstgeschwindigkeit von 320 Km/h.
Der teure Reiz der Vorkriegsautomobile.
Vorkriegsautomobile sind nicht nur beliebt, weil man mit ihnen die alljährliche Mille Miglia Veranstaltung mitfahren darf, sondern auch, weil man mit ihnen die ehrliche und reine Ursprünglichkeit der Automobilkonstruktion genießen kann.
Neben den absoluten Lieblingsautos dieser Zeit, wie beispielsweise die Bentley-Modelle Type 59 oder 45/47 – die mittlerweile unbezahlbar sind – gibt es auch noch andere Schmuckstücke.
Zum Beispiel eine Isotta Franchini 8A Commodore by Castagna, die damals neben Rolls-Royce und Bentley der absolute Favorit auf der Straße war. Nicht nur optisch sondern auch technisch setzten die Modelle der Italiener damals Maßstäbe. Das Modell auf der Techno Classica stammt von 1929 und hatte die Chassisnummer 1485. Viele Hinweise sprechen dafür, dass dieser seltene Oldie im selben Jahr auf der New York Autoshow stand. Danach sah man es unter anderem eine lange Zeit in der berühmten Harrah Collection in Reno (Nevada, USA), bevor die Isotta Franchini dann in die Hände des bekannten französischen Autosammlers Michel Seydoux fiel. Im Jahr 2008 nahm dieses Auto auch am legendären Concours d’Elegance Villa d’Este teil.