Test Kia XCeed PHEV: Plug-in-Hybrid als treuer Alltagsbegleiter
Die Überschrift ist so unspektakulär wie das Auto, das diese beschreibt. So negativ dies jetzt klingen mag, so herausfordernd mag es sein, ein derartiges Auto auf den Markt zu bringen. Der Kia XCeed Plug-in-Hybrid (1.6 GDI) ist eben ein Automobil, das gerade in diesen Zeiten irgendwie richtig ist. Ich sag‘ Ihnen kurz und knapp, warum. Fahrbericht!
Design: Chique – mit bisschen Offroad
Der Kia XCeed ist allgemein ein gelungenes Auto: Klare, leicht offensive Linien treffen auf harmonische Proportionen. Das haben wir schon beim XCeed mit 1,4-Liter-Motorisierung ausführlich besprochen.
Diesem Motto bleibt natürlich auch die Plug-in-Hybrid-Version des Kia XCeed treu: Klare Linien, der typische Tigernose-Grill an der Front und ein bisschen Offroad-Look. Statt den serienmäßigen 16-Zöllern gibt es 18 Zoll große Felgen.
Man hört es auch im Video: Der Klang (früher hätte man gesagt Motorsound) des Kia XCeed PHEV klingt wie von einem anderen Stern. Wenn man in der Stadt um die Ecke biegt (unter ca. 25 km/h), drehen sich die Leute um! Ich nehme mal an, es ist nicht wegen der Optik – nicht, weil sie nicht gut ist, sondern vielmehr weil das Auto jetzt nicht wahnsinnig besonders ist. Es muss wegen diesem extraterrestrischen Sound sein, den dieser Kia emittiert.
Ständiges Laden – überall
Fast ein Automatismus und Effizienz-Drang ereilte mich im Laufe des Testzeitraums mit dem Kia XCeed PHEV: Überall wo möglich – sogar aktiv gesucht habe ich teilweise – versuchte ich, Strom aufzunehmen, um einen möglichst hohen Ladezustand der 8,9 kWh fassenden Li-Po-Batterie (Lithium-Polymer) zu haben.
Bedeutet konkret: Am Sonntag Mittag bei 8 Grad Außentemperatur auf einen Baumarkt-Parkplatz mitten in einem Industriegebiet zu fahren, um dort eine Stunde aufzuladen. Das reicht bei 3,4 kW Ladestrom (mehr geht beim Kia XCeed PHEV leider nicht) über einen Typ 2-Stecker für rund 50 Prozent. Wenn überhaupt. Oder: morgens vor der Arbeit in die dritte Parkhaus-Etage zu fahren, obwohl schon die Erdgeschoss-Ebene komplett leer ist. Immer: Stecker rein und möglichst voll laden.
Ich muss sagen: Ich bin froh, wenn das auch wieder ein Ende hat. Die ständige Stromtankstellen-Suche (auch wenn man das bequem über das Multimediasystem abwickeln kann) zehrt mit der Zeit an meinen Nerven. Das Rekuperieren während der Fahrt funktioniert gut.
Die Batterie – oder der Akku, wie Kia richtigerweise überall stehen hat – lädt sich relativ rasch beim leichten Bremsen aus Autobahn-Geschwindigkeiten auf. Aber es reicht eben doch nicht, um einen ausgewogenen Ladezustand über eine längere Zeit zu halten. Das wäre zu schön. Dann noch lieber einen Mild-Hybrid, dessen Batterie-Management autark arbeitet.
Straffes Fahrwerk, gequälter Motor
Super angenehm ist das Fahrwerk in Kombination mit der Lenkung. Nicht nur ist das Multifunktionslenkrad optisch und haptisch (es könnte ein bisschen dicker aufgepolstert sein, ja) gut, sondern auch die Lenkwiderstände und die damit verbundene Spurtreue sind präzise abgestimmt.
Der knapp 1,6 Liter kleine Vierzylinder vorne quer sitzend klingt allerdings bei erhöhter Leistungsabforderung schnell mal gequält. Drehzahlen mag er nicht so sehr – genauso wenig wie spontane Beschleunigungen auf der Autobahn mit leerer Batterie.
In dieser Situation denkt man sich als Fahrer: „Hätte ich ihn doch nicht geweckt.“ Die Situation verändert sich komplett, wenn die E-Maschine unterstützt. Hier sind Geschwindigkeiten von rund 170 Km/h gut machbar – aber eben nicht allzu lange.
Rein elektrisch: 50 Kilometer
50 Kilometer sind bei 100 Prozent Akkuladung auf jeden Fall drin. Kia gibt 58 Kilometer an. Auch das kann bei sehr zurückhaltender Fahrweise und idealen Temperaturen möglich sein. Wer nach rund zweieinhalb Stunden dann mit einem vollen Auto losfährt und ein konkretes Ziel eingibt, erfreut sich zudem an einem niedrigen Verbrauch.
Wer dies nicht tut und ganz normal durch die Gegend fährt, kann mit einem Verbrauch von unter vier Litern rechnen. Das ist angesichts der Masse von fast 1,6 Tonnen ein guter Wert. Allerdings hat man die auch mit einem vergleichbaren Diesel – ohne ständiges Laden.
Multimedia-System top
Die Bedienung, Grafik und Logik des rund 12 Zoll großen Multimediasystem ist sehr gut. Individualisierbare Icons sowie schnelle Reaktionszeiten setzen es an die Spitze der Systeme. Anbei der Funktionsumfang im Video:
Fazit zum Kia XCeed PHEV
Für einen Basispreis von gut 35.000 Euro bekommt man den Kia XCeed 1.6 GDI PHEV. Unser Testwagen ist noch einmal 4.000 Euro teurer. Das geht, denn dann gibt’s fast volle Hütte.
Gefallen hat der Kia XCeed Plug-in-Hybrid durchaus. Wenn er jetzt noch ein bisschen mehr Power hätte und der Benzinmotor leichtfüßiger reagieren würde, wäre es ein exzellentes Auto. Zumindest für diejenigen, die ein typisches Hybrid-Nutzerverhalten in ihren Alltag integrieren können.
Bewertung Kia XCeed 1.6 GDI PHEV (2020) | |
Optischer Eindruck | ++++ |
Qualität Karosserie | ++++ |
Lackqualität Karosserie | ++++ |
Qualität im Interieur | ++++ |
Sitzkomfort Cockpit | ++++ |
Sitzkomfort Fonds | +++ |
Digitales Bedienkonzept | ++++ |
Raumangebot (bezogen auf das Segment) | ++++ |
Innenraumgeräusch / Dämmung | +++ |
Lenkung | ++++ |
Spurtreue | ++++ |
Fahrwerk | ++++ |
Motor | ++ |
Getriebeabstimmung | +++ |
Innovation | ++++ |
Preis | ++++ |
Gesamteindruck | ++++ |
+++++ = Maximum |