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Toyota GT86 (2016) im Test: Tiefe Alltags-Rennsemmel

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Ein tiefer Fall! – in den Sportsitz des Toyota GT86 beim Einsteigen. Genauer gesagt: einer der tiefsten überhaupt, wenn man von der Hüfthöhe über Grund ausgeht. Fest von den Wangen umschlossen, aber keinesfalls eingeschränkt, belastet man die widerstands-liebende Kupplung, weckt die vier Töpfe mit quadratischen Hub-Bohr-Längen von jeweils 86 Millimetern und lässt den Sportwagen mit einem Satz nach vorne los. Genießen kann man jetzt die präzisen Schaltgassen, die Geräuschkulisse im Interieur und die damit verbundene und unbeschreibliche Drehfreudigkeit des Aggregats. Kurzum: wir hatten den rund 30.000 Euro günstigen Nippon-Racer und -Drifter im Test.

Die richtige Gewichtung der Zutaten ergibt ein stimmiges Gesamtpaket

Die asiatische Automobilindustrie hatte schon immer ein Händchen für preiswerte Sportwagen, die eine Menge Spaß machen und „irgendwie cool“ sind.

Galerie: Toyota GT86 im Test

Toyota GT86 im Test
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Also warum keinen Sportler bauen, der erschwinglich ist und trotzdem ein absolutes Rennwagen-Gefühl vermittelt? Wenn wir bei Toyota bleiben wollen: der 2000GT aus dem Jahr 1965 war schon solch ein Auto. Er beruhte sogar auf der selben Antriebsstrategie: Frontmotor und -getriebe, Torsen-Differential hinten und Heckantrieb. Er könnte also als eine Art früher Vorgänger des Toyota GT86 angesehen werden.

Aber auch der Celica oder MR2 waren absolute Spaß-Sportwagen zum fairen, bezahlbaren Preis. Die europäische Industrie hingegen entwickelte meist Sportwagen mit den allerhöchsten Qualitätsansprüchen und Fahrleistungen. Dies unterschied immer – und wird zukünftig auch weiterhin – die Philosophie der beiden Industrien zweier Kontinente.

Also: welche Zutaten benötigt man wirklich, um auf der Straße Spaß zu haben? Wir würden sagen, einen drehfreudigen Front-Saugmotor, glasklar definierte Gassen der Schaltbox, einen ordentlicher Motorsound – zumindest für die Insassen – ein direktes Lenkrad ohne Spiel, fest umschließende Sitze und – Heckantrieb. Nun, das alles bietet der Toyota GT86 – sogar noch mehr. Ein bisschen mehr Leistung wäre schön, doch fangen wir von vorne an.

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Der Toyota GT86 bei der Vorbeifahrt auf der legendären Solitude-Rennstrecke in Leonberg bei Stuttgart

2+2 Sitzer, aber Beine darf man keine haben

Der Toyota GT86 ist ein 2-plus-2-Sitzer. Theoretisch kann man damit mit seinem besten Kumpel uns zwei Blondinen einen Kurztrip nach Budapest machen. Jedoch hat man im hinteren „Fußraum“ (wenn man das überhaupt so nennen kann), exakt eine Handbreit Platz – bei normaler Sitzeinstellung vorne.

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Die Platzverhältnisse des Toyota GT86 auf den hinteren beiden Sitzen

Also nur wenn die beiden Raketen keine Beine haben funktioniert der Trip.

Die wichtigsten Maße und Abmessungen des GT86

Der Toyota GT86 hat eine Länge von 4.240 mm bei einem Radstand von 2.570 mm, eine Breite von 1.775 mm und eine Höhe von 1.285 mm. Also keineswegs so breit wie ein richtiger Supersportler (auch wenn er so aussieht), aber die Proportionen stimmen.

Die Räder sind 215er 17 Zoll groß oder klein. Die dahinter liegenden Bremsen haben einen Durchmesser von 294 mm an der Vorder- und 290 an der Hinterachse. Aber das Allerwichtigste ist? Das Gewicht: 1.239 Kilogramm inklusive Fahrer (80 Kg) freuen sich auf jede einzelne Kurve.

Boxermotor in der Front und Heckantrieb

Diese Kombination ist momentan einzigartig: ein Boxermotor in der Front und dazu Heckantrieb gibt es nur beim GT86 und BRZ. Mit das berühmteste Beispiel eines Boxermotors ist natürlich der Porsche Boxster. Doch hier waltet das Aggregat (mittlerweile auch vier Zylinder) in der Mitte des Fahrzeugs – vor der Hinterachse.

Doch der GT86 ist nicht der erste: bereits in den Sechzigerjahren gab es den Toyota Sports 800. Jener war auch mit einem Boxermotor vorne ausgestattet.

Serienmäßiges Xenon-Scheinwerfer und LED-Rückleuchten

Für 30.000 Euro bekommt man zum einen einen schnittigen Sportwagen mit einem sehr tiefen Lufteinlass und spitzer, vorgelagerter Schnauze, die den Eindruck eines Supersportwagens vermittelt – Innen wie Außen.

Zum anderen darf man sich über serienmäßige Scheinwerfer und LED-Rückleuchten freuen, ein aufgeräumtes und sehr sportliches als auch senkrechtes Interieur mit Kunstleder und Alcantara und eines der kleinsten Lenkräder im Toyota-Konzern überhaupt.

Keine Supersportwagen-Beschleunigung

Darüber hinaus schlägt unter der Motorhaube ein 2.0 Liter großer Vierzylinder-Boxermotor mit 200 Saug-PS. Keine Turbolader sind an Bord. Das bedeutet, dass man hier drehen muss, was das Zeug hält: bei 7.600 Umdrehungen liegt der Drehzahlbegrenzer – bei 7.000 Umdrehungen liegt aber erst die maximale Leistung und – ein bisschen vorher – das maximale Drehmoment von 200 Nm an.

Der Sound beim Drehen und das Gefühl des Motors im Innenraum ist phänomenal; draußen ist das Auto aber sehr leise und zurückhaltend. Eine Auspuffanlage wäre bei diesem Auto mehr als ratsam.

Diese Zahlen stehen für eine Beschleunigung von 0 auf 100 Km/h in 7,6 Sekunden – gefühlt sind es nur über sechs. Das liegt natürlich auch an dem niedrigen Sitzpunkt und dem leichten Auto mit jener Soundkulisse, direkten Lenkung und Gasannahme. Das Auto ist das perfekte Beispiel dafür, dass man auch Spaß in einem relativ „normal“-motorisierten Fahrzeug haben kann und dass es eben nicht andauernd auf die Motorleistung ankommt.

Nun, die selbst gefahrene Maximalgeschwindigkeit – trotz Winterreifen – lag bei 235 Km/h (Angabe 226 Km/h).

Wahlweise gibt es noch eine Automatik-Version mit Schaltpaddles hinter dem Lenkrad. Doch aufpassen: das ist ein Wandlergetriebe und kostet 1.500 Euro Aufpreis. In solch einem Auto kann man darauf wohl wirklich verzichten, zumal die Beschleunigungs- und Höchstgeschwindigkeitswerte stark darunter leiden.

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Driften kann so schön und einfach sein! (Klicken Sie auf das Bild, um zu diesem Beitrag zu gelangen)

Phänomenale Lenkung, leicht zu kontrollierendes Driften

Die mechanische Lenkung ist hochpräzise! Kein Spiel – unglaublich direkt und flink. Zusammen mit der niedrigen Sitzposition, den sagenhaft guten Sportsitzen mit genau der richtigen Portion Seitenhalt, ist diese Konfiguration perfekt für das „Popometer“. Man spürt einfach alles, weil man sich eins fühlt mit dem Auto – mit der Karosserie. Man fühlt ganz genau, wann das Heck ausbrechen wird und man spürt auch den Anstellwinkel im Drift und alles ist so einfach zu korrigieren. Phänomenal. Und phänomenal viel Spaß.

Warum und woher diese 86?

Es klang vorhin schon einmal kurz an: zum einen kommt die Zahl vom quadratischen Hub-Bohr-Verhältnis der Zylinder des Boxer-Aggregates. Die Länge als auch die Höhe beträgt beim GT86 86 Millimeter. Auch der innere Durchmesser der Endrohre beträgt 86 Millimeter.

Doch das ist nicht alles: es gab einmal einen Toyota Corolla Levin AE86. Eine Spezial-Edition von Toyota selbst mit besserem Fahrwerk, ausgefeilter Aerodynamik und mehr Leistung. Dieser Corolla mit dem etwas kryptischen Zusatz hatte anscheinend eine spezielle Fahrdynamik – die Zahl sollte das verdeutlichen.

Toyota GT86 oder Subaru BRZ?

Beide Fahrzeuge sind exakt gleich – nur mit anderen Logos auf der Motorhaube. Und die beiden Unternehmen teilten sich die Fahrzeugentwicklung – so wie es sich gehört: während sich Toyota mehr um den Antriebsstrang kümmerte, arbeiteten die Subaru-Ingenieure an der Karosserie.

Ohne den BRZ jemals gefahren zu sein, erscheint der Toyota GT86 frischer und moderner: während auf der Subaru Deutschland-Homepage nicht einmal der Konfigurator für den BRZ funktioniert, wirkt er von der Karosserie her älter – als würde man sich nicht richtig darum kümmern bzw. als wäre das letzte Facelift schon länger her, als bei Toyota.

Bevor wir die Seite besucht hatten, plädierten wir eigentlich für den Subaru. Denn alleine schon der Name in Bezug zu den legendären Rallye-Autos riefen höhere Emotionen bei uns hervor, als es Toyota mit dem GT86 gelang. Jetzt scheint es umgekehrt zu sein. Wie auch immer: vielleicht bekommen wir ja noch die Gelegenheit für den BRZ.

Fazit zum Toyota GT86

Ein Auto ist dann gut, wenn seine einzelnen Zutaten ein in sich stimmiges Gesamtpaket ergeben. Das ist beim Toyota GT86 absolut der Fall: für einen Preis von rund 30.000 Euro und nicht vielen Optionen, die den Preis ins Unberechenbare steigen lassen würden, ist dieser Japan-Sportler eine Fahrmaschine mit Charakter und Rennwagen-Feeling. Nur der Motor dürfte ein bisschen mehr Leistung haben, damit man den Skoda Octavia Diesel auf der Autobahn guten Gewissens hinter sich lassen kann. Die Turbo-Offensive kommt mit Sicherheit bald.

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