Unser neues Auto: VW Polo GTI (2020) (Update: DSG-Ruckeln, Probleme!)
(Update vom 09. Juli 2023): Schon als wir bei der Abholung vom Hof des Autohaus Fleischhauer in Bad Kreuznach gefahren sind fiel mir ein eher ruckeliges DSG-Getriebe auf. Doch, klar, das Auto stand eine Weile – also müsste das relativ normal sein und sich nach einer längeren Autofahrt wieder normalisieren. Doch dem war nicht so. Das war nicht normal. Und das Autohaus Fleischhauer hätte es tatsächlich im Nachhinein bei ihrer Endabnahme des Gebrauchtwagens und Rangieren auf dem Parkplatz merken müssen, dass mit dem Getriebe nicht alles in Ordnung sein kann. (Ich werde nie wieder ein Auto kaufen ohne es Probe gefahren zu sein, aber die ungünstigen Umstände erlaubten eine Probefahrt nicht). Es folgt ein Erfahrungsbericht, der sich über fünf Monate zog und bis zum vollständigen Austausch der Lamellen führte.
Ich kam mir echt schon richtig blöd vor, nachdem ich ja aufgrund einiger Test-Kilometer durchaus weiß, wie sich ein Polo GTI dieser Generation fährt. Doch nachdem mir der Meister in unserem Braunschweiger Autohaus Holzberg zum zweiten Mal sagte, dass dies ein ganz normales Anfahrruckeln sei, zweifelte ich an mir. Zwar versprach das Autohaus Holzberg mir, eine Getriebe-Adaption vorzunehmen. Aber danach war das Ruckeln und Zupfen nicht wirklich besser. Die Kosten für die Adaption übernahm die Volkswagen Versicherung.
Folgender, detaillierter Sachverhalt: Beim Rangieren zupfte die Kupplung und brachte das gesamte Fahrzeug manchmal so stark zum zittern, dass es sich total ungesund anhörte. Das variierte aber je nach Außen- und Öltemperatur und auch je nach voriger Fahrtstrecke. Nach langen Fahrten zum Beispiel war das Ruckeln und Zupfen eher weniger – nach tagelangen Kurzstrecken-Etappen durch die Stadt war es eher mehr.
Das Auto hat mittlerweile rund 30.000 Kilometer, ist rund drei Jahre alt. Ein derartiges Kupplungs-Ruckeln kann da nicht normal sein. Aber das Autohaus Holzberg sagte mir mehrmals, dass dies normal sei und das normale „DSG-Ruckeln“ darstellt. Nach einer weiteren E-Mail an das Autohaus mit der Bitte um Unterstützung – da das in meinen Augen tatsächlich nicht normal sein konnte – kam gar keine Rückmeldung zurück. Folgende E-Mail schrieb ich:
Sehr geehrter Herr XXXXXX,vielen Dank nochmal für Ihre bisherige Betreuung! Ich fürchte dennoch, dass wir beim Polo GTI nochmal sprechen müssen. Ich habe das Auto und die Getriebe/Motor-Steuerung die vergangenen Wochen beobachtet. 4 Punkte, die mir sagen, dass nach wie vor nicht alles in Ordnung ist:– Nach wie vor ruckelt er beim Rangieren / beim Anfahren (das ist das intensivste DSG-Ruckeln, das ich je erlebt habe – und ich hatte schon sehr viele 2.0er-DSG-Autos) – und ich ziehe auch nochmal was ab für das DQ250, aber trotzdem ist das nicht normal– Beim Heranrollen an eine Ampel fühlt es sich an, als würde er spät auskuppeln und kommt auch da leicht ins „Stottern“– Mit eingelegtem Gang, stehend an der Ampel oszilliert die Drehzahl immer noch leicht (man spürt das im Bremspedal, man spürt das sogar an vielen Stellen der Karosserie, dass die oszillierenden Schwingungen bis dorthin übertragen werden), das ist in „N“ oder „P“ nicht der Fall, was mir sagt, dass der Motor ruhig läuft– Bei höheren Geschwindigkeiten auf Autobahnen beim Durchbeschleunigen gibt die Drehzahl manchmal nach, als hätte das Getriebe Schlupf– Nach wie vor meldet mir Carly die Fehlermeldung „Getriebeeingangsdrehzahl“Ich habe den Verdacht, dass es entweder am Öl im Getriebe liegt oder an den Kupplungsscheiben oder vielleicht auch an der Getriebesteuerung.Jetzt weiß ich natürlich, dass Sie das gecheckt und nichts Verdächtiges gefunden haben. Trotzdem merke ich einfach, dass irgendwas nicht stimmt. Und bevor ich außerhalb der Garantie mit einem DSG-Schaden irgendwann in einem Jahr zu Ihnen komme, möchte ich das geklärt haben.Würden Sie sich dessen noch einmal annehmen oder geben Sie dem Fall vorerst keine Chance? Wir können die nächsten Tage auch nochmal kurz telefonieren wenn Sie Zeit haben!Viele GrüßeBenjamin BrodbeckE-Mail an das Autohaus Holzberg vom 08. März 2023
Hoffnung: Autohaus Weeber in Leonberg
Nachdem ich dann nicht mehr warten wollte wandte ich mich an das Autohaus Weeber in meiner Heimat in Leonberg. Aber auch nur, weil dort – siehe Bild – ein nahezu identischer Polo GTI zum Verkauf stand und ich mich erst selbst überzeugen wollte, dass jenes Ruckeln meines Polo GTI wirklich nicht normal ist.
Also fragte ich nach dem Schlüssel (das ging erstaunlich unkompliziert!) und rollte auf dem Parkplatz nur vor und zurück – mehrmals. Und siehe da: Butterweiches Rangieren. Für mich war also jetzt klar: Das Zupfen meines Polo GTI kann nicht normal sein.
Also ging ich spontan in den Service-Bereich und konnte auch direkt mit sogar zwei Werkstatt-Meistern sprechen, die beide dann auch noch mit mir eine kurze Runde rund um das Autohaus fuhren. Sich also spontan Zeit genommen hatten. Beide sagten unabhängig voneinander: „Das ist nicht normal!“. Ich war erleichtert. Gleichzeitig wussten Sie aber auch nicht, was genau die Ursache ist. Deswegen suchten wir dann irgendwann gemeinsam in der Fall-Datenbank des Autohauses, ob ein Vergleichsfall vermerkt war. Dem war aber nicht so. Wir vereinbarten daraufhin einen Termin rund zwei Monate später.
Kompletter Tausch der Lamellen im DSG-Getriebe
Um es kurz zu machen: Nach einer Aufenthaltsdauer von rund einer Woche in der Werkstatt des Autohauses Weeber in Leonberg (Der Schriftverkehr mit Volkswagen zögerte das hinaus) war klar: Die Lamellen des DSG müssen getauscht werden. Volkswagen gab diesen Hinweis und auch die Reparaturfreigabe. Zum Glück hatte das Auto noch Garantie-Versicherungsschutz, sodass die Kosten von über 2.000 Euro Volkswagen übernahm.
Also: Falls jemand ähnliche Probleme mit seinem DSG am Polo GTI hat, sich bitte nicht einfach abspeisen lassen. Hier ist noch die Rechnung im Detail des Tausches:
Kompakt, leicht, flink – und trotzdem mit 5 Sitzplätzen und ordentlich Kofferraumvolumen: Der Polo GTI hat bei mir gewonnen. Und so haben wir uns die kleine Rakete in Flash-Rot, Baujahr 2019, Erstzulassung Januar 2020 zugelegt. Für unter 22.000 Euro mit unter 18.000 Kilometern. Warum Polo GTI? Und warum keinen Handschalter? Und warum genau dieser Modellgeneration? Ich kläre auf.
Schwachpunkt: Bremsen
Einer meiner ersten Testwagen überhaupt bei AUTOmativ war im Jahr 2015 (krass, wie lange das jetzt her ist) ein Polo GTI mit 192 PS aus dem 1,8-Liter-Vierzylinder. Schon dieses Auto war damals flink – und fahrdynamisch großartig: Ein straffes Fahrwerk, relativ wenig Gewicht und ordentlich Leistung. In den Serpentinen der Vogesen hatte man da verdammt viel Spaß.
Und auch in den Kurven im Schwarzwald hatte man Spaß. Nur leider fehlte bei dieser Generation noch eine intelligente Regelung der Vorderachse. Und so trieb es den Vorderwagen ziemlich aus den Kurven, weil ja die Vorderachse – so wie heute – auch gleichzeitig die Antriebsachse war. Ich erzähle es im Video oben detaillierter, aber, ja, ich setzte das Auto mal volle Kanne gegen den Randstein, sodass ein Stück der vorderen Felge herausbrach und wir das ganze Rad vor Ort wechseln mussten.
Und bevor das ganze passierte war in den Vogesen als auch im Schwarzwald ziemlich schnell klar: Die Bremsen (312er Bremsscheiben an der Vorderachse und den 270er Bremsscheiben an der Hinterachse) des Polo GTI haben zwar einen schönen Druckpunkt und sind gut zu dosieren, fangen aber schnell an zu faden. Im Schwarzwald haben sie sogar leicht angefangen zu qualmen. Schwachstelle Bremsen – und das bis heute.
Danach haben wir in der Redaktion die darauffolgende Generation Polo GTI begleitet und sind das Auto mehrere tausend Kilometer gefahren. Wir waren im Studio mit dem Prototypen, dann auf der Rennstrecke auf Mallorca, waren mit ihm am Wörthersee, in Wien, in den Alpen – einfach überall.
Kauf-Tipp: Nord-Süd-Gefälle beachten und nutzen
Das hat mich aber trotzdem nicht davon abgehalten einen Polo GTI zu kaufen. Die Bremsen sind zwar nicht viel standfester geworden, dennoch ist der Polo GTI eines der besten Gesamtpakete in dem Segment. Neben einem phänomenalen Polo Diesel, den ich vorher gefahren habe (R.I.P. Diesel) ist der Polo GTI wahrscheinlich wertstabiler – und er sieht knackiger aus.
Meine Anforderungen waren also: Ein kleines, flottes Auto, das möglichst Wertstabil bleibt und womit man die längeren Strecken gut und zügig hinter sich bringen kann. Und das günstig im Unterhalt ist und dabei noch guten Stauraum mit sich bringt.
Wichtig beim Kauf eines Autos generell (und das habe ich bei der mehrmonatigen Suche nach dem Polo GTI auch gemerkt): Das Nord-Süd-Gefälle in Deutschland. Autos im Norden von Deutschland sind meistens teurer als die im Süden. Woran das liegt konnte mir bislang niemand sagen, aber selbst die örtlichen Händler bei uns in Braunschweig bestätigten mir das.
Zum Zeitpunkt des Kaufs im September diesen Jahres war unser Polo GTI mit nahezu Vollausstattung der günstigste Polo GTI in ganz Deutschland – mit unter 18.000 Kilometern Laufleistung und 21.980 Euro Gesamtpreis.
Ausstattung und Daten
Unser Polo GTI ist Baujahr 2019, Erstzulassung Anfang 2020. Er verfügt über das 6-Gang-DSG DQ250. Der Motor ist der EA888 2.0 Liter TSI, der im Polo GTI Facelift 207 PS leistet – bei unserem Polo GTI „nur“ 200 PS. Die 320 Nm Drehmoment blieben unverändert, auch im Facelift.
In 6,7 Sekunden geht es von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 237 Stundenkilometern. Der VW Polo GTI bringt 1.355 Kilogramm auf die Waage. Wichtig beim Polo GTI war mir tatsächlich das 6-Gang-DSG, weil es direkter, leicht „ruckeliger“, zackiger und knackiger ist. Damit hängt der Kompakte besser am Gas als das Facelift und die Schaltvorgänge sind (gefühlt) schneller. Mehr Feeling.
Damals, also im Jahr 2019/2020 kostete der VW Polo GTI ab 23.950 Euro. Mit ein paar Optionen konnte man durchaus unter 30.000 Euro bleiben. Der Neupreis unseres Polo GTI lag damals bei rund 29.000 Euro, hat nahezu alles an Bord (ACC, die großen Brescia-Felgen, die für mich „richtige“ Innenausstattung (Dekor, Sitze) sowie die Klimaautomatik, Multifunktionslenkrad, großes Multimediasystem, virtuelles Cockpit) außer Beats Audio und ein Schiebedach! Schiebedach ist ohnehin nur ein Risiko-Faktor.
Warum kein Handschalter-Polo GTI?
Ein VW Polo GTI Handschalter hätte mich schon gereizt, aber er ist einfach zu selten und kaum auf dem Markt. Außerdem ist DSG schneller 😉 Und Schalten am Lenkrad macht durchaus Spaß.