VDA: Gebt uns unsere IAA wieder zurück!
Leuchtende Augen, Träume auf vier Rädern, Emotionen, volle Messehallen, eine weltweite Berichterstattung und überraschende Premieren – das alles hatte die diesjährige IAA Mobility 2023 in München (Internationale Automobilausstellung Mobility) definitiv nicht. Wer früher nicht auf der IAA in Frankfurt oder auf dem Autosalon in Genf ausstellte, war kein relevanter Automobilhersteller. Heute ist eine Präsenz nahezu egal, weil die relevanten Automessen dieser Welt neuerdings entweder in Los Angeles, Pebble Beach, Qatar (neuer Genfer Autosalon), Peking oder Shanghai stattfinden – und das nach mehreren Jahrzehnten traditioneller Automesse-Konzentration in Deutschland und in der Schweiz.
Den VDA (Verband der Automobilindustrie) und Gastgeber sowie Ausrichter der IAA Messe in München scheint diese Entwicklung wenig zu interessieren. Schließlich verbot der Verband den Ausstellern in den Messehallen, konventionell angetriebene Autos auszustellen – angeblich um die Gemüter der extremen Klima-Menschen zu besänftigen. Seine Präsidentin, Hildegard Müller, lobte in ihrer Eröffnungsrede auch die vergangene, erste Version der IAA in München und sprach auch von der diesjährigen Messe, als wäre sie die relevanteste der Welt.
Kann man ihr auch nicht verdenken, schließlich sichert sich der VDA mit der Ausrichtung der IAA finanziell seine Existenz. Doch selbst der groß angekündigte Stargast Natalie Portman konnte nicht wirklich für mediale Aufmerksamkeit sorgen. Das einzige, das von ihrem befremdlichen Auftritt als “Aktivistin” (“während der Corona-Pandemie habe ich das Jahr in Australien verbracht, das war sehr inspirierend”) medial übrig blieb, war ihr fehlender Ehering. Den hatte sie an ihren jetzt Ex-Mann verloren, der – so heißt es – mit einer französischen Klima-Aktivistin durchgebrannt sei. Tatsächlich ein – auch gesellschaftlich – trauriges Ende. Der Kreis aber scheint sich in diesem Fall zu schließen.
Langeweile in den Messehallen, tolle Atmosphäre in der Innenstadt
Keine Frage: In den Messehallen der IAA Mobility 2023 in München herrschte gedeckte Stimmung. Emotionen wurden kleingehalten, von Aufbruchstimmung der europäischen Automobilindustrie war wenig zu spüren. Automobile Träume wurden nicht ausgestellt – eher wurde geträumt von einer besseren Welt, die man mit Elektromobilität – und allem was dazugehört – rettet.
Anders in der Innenstadt, in den sogenannten “Open Spaces”: Dort machten sich Mega-Messestände breit. Klotzen – fast wie früher in den Messehallen der guten alten IAA-Zeit – war hier die Devise. Auch hier kann man sich natürlich die Frage der Nachhaltigkeit an sich stellen. Aber .. naja, wer macht das schon.
Dennoch ist auch hier der Funke nicht übergesprungen. Zwar waren die Stände eindrucksvoll, aber so wirklich Neues gab es auch hier nicht. Klar, auch hier waren Autos mit Verbrennungsmotor eher unerwünscht. Dazu kam noch, dass die “Open Spaces” eher für das Publikum konzipiert waren und somit von den Marketing- und Vertriebsabteilungen der jeweiligen Hersteller ausgerichtet wurden. Die wenigen Premieren, die keine entfernten Zukunftsvisionen waren, fanden ohnehin nicht auf der IAA selbst statt, sondern schon deutlich vorher auf individuellen Weltpremieren oder eben an den Vorabenden der IAA an ausgewählten Orten der Stadt.
Somit gab es Messehallen, die eigentlich nur für B-2-B, andere wichtige Menschen und Presse vorgesehen waren und es gab die rund 45 Minuten entfernten Open Spaces in der Innenstadt, die für das Publikum frei zugänglich waren. Letzteres ist – alleinig betrachtet – ein gutes Konzept. Aber die Messehallen braucht es dabei nicht mehr. Dass der VDA genau diese Erkenntnis den Betreibern der Messe bei der nächsten IAA (sofern sie überhaupt nochmal stattfindet) erklären muss, ist unangenehm.
Planlos geht der Plan los
À pro pos Worthülsen – und um am Ende dieses Beitrags zurückzukehren zur VDA-Präsidentin Hildegard Müller: Zwar warnt sie in ihren Reden und Interviews rund um die IAA permanent und richtigerweise vor dem Verlust des Industriestandorts Deutschland, sollte die Digitalisierung und der Strompreis sowie weitere wettbewerbsverzerrende Vorgaben weiterhin so stiefmütterlich behandelt werden. Auf ihre Mobilitätsmesse – und bewusst nicht mehr “Internationale Automobilausstellung” (IAA) ist sie aber sehr stolz, weil nur “dieses Konzept weltweit überleben könne”. Das in IAA Mobility umbenannte Format stelle bewusst keine Hallen mehr voll mit Modellen der Hersteller, sondern bringe den Menschen Mobilität als Ganzes näher. Und das sei der Schlüssel für die Zukunft.
Aber ist das wirklich so? Siehe oben: In den Hallen, in denen überwiegend Mobilitäts- und Technologieanbieter ausstellten, war die Messehalle – zumindest am Pressetag – leer. Und das sogar um die Mittagszeit. Vielleicht waren alle beim Mittagessen, vielleicht interessiert die Menschen, die eine IAA besuchen aber doch mehr das Auto? Und die großen Menschenmassen in der Innenstadt waren natürlich nur dort, wo es Autos zu sehen gab. Und Frage: Die chinesischen Hersteller, die dieser Tage so zahlreich in den Medien erwähnt werden, kommen – A – mit ihren Fahrrädern oder – B – mit ihren Mobilitätslösungen nach Europa und Deutschland? Oder – C – kommen sie mit ihren Autos nach Deutschland? Richtig: In aller Munde sind ihre Autos, die sie mitbringen. Ihre jeweiligen Messestände sind auf das Auto konzentriert. Jeder chinesische Hersteller macht das so, weil sich am Ende alles um das eigene Auto dreht. Um die Traumerfüllung des eigenen Autos – “Build your Dreams”.
Freilich wird der ein- oder andere auch kommen, um sich bei EnBW einen Strom- und Ladetarif auszusuchen oder um sich über ein neues Elektro-Fahrrad zu informieren. Aber mal ernsthaft und unter uns: Braucht es dafür eine IAA? Werden die Weichen nicht am Ende und nach wie vor über das Automobil gestellt?
Mit dieser offenen Frage entlasse ich Sie jetzt in einen hoffentlich wunderbaren und Auto-konzentrierten Sonntag. Und wir sind gespannt auf die Meldung des VDA im Laufe des Tages, wie viele Personen die diesjährige IAA besucht haben. Einfach für den VDA, denn in der Innenstadt – dort, wo die meisten Menschen ohnehin sind – fällt das Zählen der Besucher durch Messe-Tickets weg. Man muss und darf schlichtweg schätzen. Wie also würden Sie an der Stelle des VDA die Messebesucher der IAA in der Münchner Innenstadt zählen? Ein neuer Besucherrekord! 😉